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Auto

Mercedes startet Verkauf von automatisiertem Fahrsystem

Während dem Autofahren fernsehen? Mit einem System des baden-württembergischen Unternehmens ist das bald erlaubt. Allerdings müssen dafür bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein.

Florian Kunkel, Entwickler bei der Mercedes Benz AG, sitzt in einem fahrenden Mercedes vom Typ EQS 580 4Matic unter Anwendung des Drive Pilots, einer Technologie der Mercedes Benz AG für das Autonome Fahren.
Das neue System von Mercedes soll es in manchen Situationen ermöglichen, die Hände vom Steuer zu nehmen. Foto: Carsten Koall/dpa

Mercedes startet als erster Hersteller in Deutschland den Verkauf eines Systems zum hochautomatisierten Fahren, das komplett die Kontrolle in stockendem Verkehr auf der Autobahn übernehmen kann. Für die S-Klasse kostet es 5000 Euro plus Mehrwertsteuer, wie der Konzern am Freitag mitteilte.

Beim Elektromodell EQS werden gut 7400 Euro vor Mehrwertsteuer fällig, weil es hier zusätzlich ein Fahrassistenzpaket benötigt. Während die Bestellungen am Dienstag, 17. Mai, anlaufen, darf Mercedes erste Fahrzeuge mit dem System laut eigenen Angaben im Sommer ausliefern.

Auf konkrete Situationen beschränkt

Bisher eingesetzte Fahrassistenzsysteme können dem Fahrer zwar verschiedene Aufgaben wie das Halten der Spur oder des Abstands abnehmen. Der Mensch bleibt dabei aber in der Verantwortung und muss die Hände am Steuer lassen. Das gilt zum Beispiel für Teslas Assistenzsystem Autopilot.

Mercedes bekam in Deutschland als erster Autohersteller eine Zulassung für den Betrieb eines Systems, bei dem der Fahrer in bestimmten Situationen die Kontrolle abgeben und zum Beispiel fernsehen darf. Er muss allerdings jederzeit bereit sein, wieder die Steuerung zu übernehmen.

Der Einsatz des Systems mit dem Namen „Drive Pilot“ ist mit rechtlichen Vorgaben auf sehr konkrete Situationen beschränkt. So funktioniert es nur auf Autobahnen, bei Geschwindigkeiten bis zu 60 Kilometern pro Stunde und nur solange der Abstand zum davor fahrenden Fahrzeug nicht zu groß wird.

Erkennt das System, dass die Voraussetzungen da sind, lässt es sich vom Fahrer aktivieren. Während Drive Pilot das Auto steuert, liegt die Verantwortung bei Mercedes. Wenn das System den Fahrer auffordert, wieder die Kontrolle zu übernehmen, hat er bis zu zehn Sekunden Zeit dafür.

Mercedes rechnet mit zusätzlichem Spielraum

Es gibt auch weitere Einschränkungen. In Baustellen dürfte Drive Pilot zwar fahren. Mercedes verzichtet aber angesichts der zusätzlichen Komplexität zunächst darauf. Gemäß den rechtlichen Vorgaben muss ein Auto im automatischen Betrieb in seiner Spur bleiben. Wenn also etwa ein Spurwechsel an einem Autobahnkreuz notwendig wird, muss der Wagen dafür die Kontrolle dem Fahrer übergeben.

Mit den ethischen Fragen autonomen Fahrens befassten sich zuletzt auch Ethiker des Karlsruher Instituts für Technologie.

Der zuständige Mercedes-Vizepräsident Georges Massing geht davon aus, dass der rechtliche Spielraum ausgeweitet wird, wenn sich die Systeme im Alltag bewähren und Vertrauen schaffen: „Da wird aus dem Markt und aus allen Ecken Druck auf das System kommen, so dass man mehr Freiheit kriegt.“

Auch die deutsche Konkurrenz von Mercedes fokussiert sich zunehmend auf die Herstellung ähnlicher Systeme.

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