Als Ende der vergangenen Woche – quasi über Nacht – überall im Land die ersten gelben Schilder mit der schwarzen Aufschrift „Willkommen in The Länd“ auftauchten, waren viele Menschen erst einmal verwundert. Oder besser: gründlich irritiert.
Denn die Tafeln, die an vielen Ortseingängen zwischen Mannheim und Konstanz unter dem eigentlichen Ortsschild angebracht worden waren, sahen so offiziell aus, dass sie mancherorts die Verantwortlichen der Kommunen auf den Plan riefen. Im Bereich des Polizeipräsidiums Offenburg musste sogar die Polizei ausrücken, um die vermeintlich illegal angebrachten Schilder zu begutachten. Auch das riesige Banner am Mannheimer Hauptbahnhof rief dort die Ordnungshüter auf den Plan.
Seitdem sind es nicht weniger Schilder geworden. Im Gegenteil. Wie Pilze schießt die Botschaft in allen möglichen Formen aus dem Boden. An einem Ortseingang von Konstanz verweisen riesige 3D-Buchstaben in Hollywood-Manier auf „#TheLänd“. An Flughäfen und Bahnhöfen, an Bushaltestellen und auf großformatigen Werbewänden in Innenstädten posaunen auffällige Poster die Kurzbotschaft „The Länd“ ins Land.
https://twitter.com/BWjetzt/status/1453010772225888269
Klar, dass die Reaktionen in den Sozialen Medien nicht lange auf sich warten ließen. Auf sämtlichen Medienkanälen wird seither munter spekuliert. Ist das eine neue Imagekampagne des Landes, fragt sich die Stuttgarter Zeitung. Geht es darum, Menschen aus den Städten in den ländlichen Raum zu locken, wundert sich ein Twitter-User. Oder geht es, wie die Deutsche Presseagentur vermutet, darum, Fachkräfte aus aller Welt ins gelobte „Länd“ zu locken?
Viele vermuten etwas, aber keiner weiß es genau
Viele User vermuten etwas, aber keiner kann die Aktion zu einhundert Prozent einordnen. „Wieso heißt Baden-Württemberg jetzt ,The Länd’“? Sind wir verkauft worden?“, erkundigte sich eine Twitter-Nutzerin dieser Tage ironisch besorgt und schob die spöttische Frage hinterher: „Können wir jetzt etwa Hochdeutsch?“
Denn dass die denglische Wortkombi „The Länd“ irgendetwas mit Baden-Württemberg als Land zu tun haben muss, liegt auf der Hand. Auch dass das „Ländle“ Werbung ganz gut kann, ist spätestens seit der selbstironischen Kampagne „Wir können alles außer Hochdeutsch“ bewiesen. Sie wurde 1999 eingeführt und zählt seitdem zu den bekanntesten deutschsprachigen Werbesprüchen. Will das Land daran anknüpfen? Immerhin ist ausweislich der Webseite die renommierte Werbeagentur Jung von Matt mit im Boot.
Neuauflage der erfolgreichen „Hochdeutsch-Kampagne“?
Irgendwas mit Land und irgendwas mit Werbung also. So weit – so richtig. Aber was genau hat „The Länd“ zu bedeuten? Und wer steckt dahinter? Bei der Beantwortung dieser Frage hilft vielleicht ein kleiner QR-Code am Rand der Plakate. Er leitet auf eine Webseite, in deren Impressum das Staatsministerium als Verantwortlicher angegeben ist.
Ferner heißt es da: „Die Zeichen stehen auf Veränderung. Sei dabei!“. Darunter zählt ein Countdown die Tage und Stunden bis Freitagmittag hinunter. Drei kurze und kryptische Videofilmchen sollen Hinweise geben. Zu sehen sind Menschen in schwarzen Kapuzenpullovern, die sich bei Dunkelheit am Ortsschild des Stuttgarter Stadtteils Riedenberg zu schaffen machen.
Doch – bei allen Hinweisen – ist das Rätsel nicht vollständig zu knacken. Das soll auch so sein. „Wir werden die Botschaft erst am Freitag enthüllen“, lässt Stephan Pohl, Sprecher des Staatsministeriums in Stuttgart wissen. Erst Ende der Woche soll das große Geheimnis gelüftet werden. Immerhin in Anwesenheit von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) höchstpersönlich, seiner Wirtschaftsministerin NIcole Hoffmeister-Kraut (CDU) und dem Daimler-Chef Ola Källenius.
Feierliche Enthüllung mit der Wirtschaftsministerin und dem Chef von Daimler
Die Besetzung lässt natürlich vermuten, dass es bei der Kampagne tatsächlich um den Wirtschaftsstandort Baden-Württemberg geht. Auch darum, dass sich Baden-Württemberg mit der Kampagne als das gelobte „Länd“ für Fachkräfte aus aller Welt empfehlen möchte. Doch weitere Details will der Sprecher partout nicht nennen. Nur eine Frage beantwortet Stephan Pohl mit einem offenen und zufriedenen Ja. Mit der Reaktion auf die Kampagne sei man voll und ganz zufrieden.