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Museum selbst kuratieren

Neuer Bildungspass: Schüler können in Stuttgart vier Veranstaltungen besuchen

Mit einem neuen Bildungspass können Schüler in Stuttgart vier kulturelle Veranstaltungen ihrer Wahl besuchen, oder selbst ein Museum kuratieren. Bei der Auftaktveranstaltung kommt das sehr gut an.

Theresa Schopper bei der Auftaktveranstaltung zum „Bildungspass Kultur“
„Neu ist die ganz freie Entscheidung“: Kultusministerin Theresa Schopper ist vom Bildungspass Kultur überzeugt. Foto: Brigitte J. Henkel-Waidhofer

„Bisher haben unsere Lehrer entschieden, jetzt können wir selber bestimmten“, sagt die Realschülerin, die einen der 180 neuen vom Kultusministerium vergebenen Bildungspässe in der Hand hält. Die Stimmung bei der Auftaktveranstaltung im Stuttgarter Kleinen Haus ist lebhaft bis aufgekratzt. „Nie“, bekennt ein Neuntklässler, „hätte ich gedacht, freiwillig in eine Ausstellung zu gehen.“

Als „Flachware an der Wand“ hatte eine der Museumpädagoginnen zuvor selbst weltberühmteste Bilder angeboten. Cool nennen das drei Mädchen aus Sindelfingen und fühlen sich „animiert und eingeladen“.

Insgesamt berechtigt der Bildungspass zum kostenfreien Eintritt in vier kulturelle Veranstaltungen im Großen Haus der Württembergischen Staatstheater, in der Staatsgalerie oder im Kunstmuseum. „Wir haben den Anspruch, das Angebot aufs ganze Land auszudehnen“, sagt Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne), „vom Kraichgau bis Mittelbaden, vom Bodensee bis Mannheim.

Einfacher geht’s nicht: Per Zufallsgenerator präsentiert das Stuttgarter Kunstmuseum online Werke aus der eigenen Sammlung. Auch Kinder und Jugendliche können auf eigene Faust per Art-Dating Lieblingsbilder zu einer Ausstellung zusammenstellen.

In der realen statt der digitalen Welt sind auch Workshops im Angebot, vom kreativen Programmieren bis zur Herstellung von Farben aus Naturmaterialien. „Wir lassen uns auf ein spannendes Experiment ein“, sagt Stuttgarts Schauspiel-Intendant Burkhard Kosminski. In der Landeshauptstadt wird in der Pilotphase der nächsten Monaten getestet, wie die Idee ankommt und ob Verbesserungsbedarf besteht. Auch Diskussionsrunden mit Teilnehmern finden statt.

Leistung wird den Kindern und Jugendlichen bescheinigt

Noch in der vergangenen Legislaturperiode hatte Kosminski mit Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) die ersten Pläne geschmiedet, dann kamen Corona und jetzt der verzögerte Projektstart, auch dank eines Sponsors, der den Eintritt gegenfinanziert.

Alle teilnehmenden Kinder und Jugendlichen ab der fünften Klasse müssen im Unterricht von ihren Erfahrungen berichten, die Leistung wird bescheinigt. „Für uns Kulturschaffende ist es ein großer Gewinn, Theater, Ballett, Opern und Museen als Lernorte zu begreifen“, so Kosminski, der selber über einen Umweg zur Bühne fand.

Denn seine erste Veranstaltung, die zu besuchen er allein entschieden hatte, war eine Zirkusvorstellung, woraus der Berufswunsch Clown entstand. Seine Mutter überzeugte ihn, die Schauspielschule zu besuchen.

Schulen beginnen nicht bei Null

Für den Großraum Stuttgart übernimmt das Software-Unternehmen GFT Technologies die Eintrittsgelder. „Aus Überzeugung“, sagt Marika Lulay, die Geschäftsführende Direktorin, denn Künstliche Intelligenz sowie Kunst und Kultur hätten durchaus gemeinsam, dass und wie ihnen mit Schwellenängsten begegnet werde. Jetzt gebe es die ganz große Chance, Vorurteile abzubauen und Begeisterung für bisher Unbekanntes zu wecken. Schopper erinnert daran, dass die Schulen nicht bei Null beginnen, weil einschlägiger Unterricht in allen Klassenstufen üblich sei.

„Neu ist die ganz freie Entscheidung, allein oder nach Beratungen im Freundeskreis, gemeinsam Veranstaltungen der eigenen Wahl zu besuchen“, so die 61-Jährige. Auch die Ministerin erinnert sich an ihr erstes Erlebnis dieser Art: Sie saß in der dritten Reihe eines Konzerts des Münchener Liedermachers Konstantin Wecker und war „in einen Bann gezogen wie nie zuvor“.

Dieses Gefühl habe sie noch lange beschäftigt, nicht nur der Lieder und Texte wegen. Damals habe sei ihr durch die eigene Erfahrung zum ersten Mal klar geworden, „welche Wirkung Menschen mit großer Anziehungskraft und Ausstrahlung auf ihr Publikum erzielen können“.

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