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Projekte bei Achern und Bühl

Warum der Ausbau der Lkw-Stellplätze nur zögerlich vorankommt

In Achern sollen Stellplätze für Lastwagen bald ausgebaut werden. Zugleich zeigt dieses Projekt an der A5 aber, warum es an anderen Orten Deutschlands mit dem Ausbau nur langsam vorangeht.

ARCHIV - 01.05.2014, Brandenburg, Michendorf: Ein Lkw-Parkplatz an der Autobahn-Raststätte Michendorf ist voll besetzt. Der ADAC rechnet mit einer wachsenden Knappheit an Lkw-Stellplätzen auf Brandenburgs Autobahnen. (zu «Stellplätze für Lkw - auf den Autobahnen wird es eng» vom 14.10.2018) Foto: Ralf Hirschberger/dpa-Zentralbild/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ | Verwendung weltweit
Stellplätze für Lkw sind in ganz Deutschland Mangelware. Foto: Ralf Hirschberger

Der erste Satz gab die Richtung vor. Björn Lang wollte an seinem Eurorastpark an der A5 mehr Stellplätze für Lastwagen schaffen. Von der Gemeinde hieß es: Das verschandelt das Entree von Achern. 15 Jahre ist das her, erzählt Lang, und bis heute hat sich mit seinem gewünschten Ausbau nichts getan. „Wir beißen auf Granit“, sagt der Betreiber. „Wir führen Gespräche, kommen aber nicht weiter.“ Gemeinde, der Kreis, das Regierungspräsidium – einer verweise auf den anderen.

In diesen Tagen aber tut sich doch was auf der Parkanlage: Rohdungsarbeiten. Bald wird ausgebaut – von 110 Stellplätzen auf 130. Möglich macht das ein Ausbauprogramm des Bundesverkehrsministeriums. Bis 2024 wird der Ausbau mit 90 Millionen Euro gefördert, für den Neu- oder Ausbau werden Antragstellern bis zu 80 Prozent der Kosten erstattet.

Achern gehört zu den ersten drei Projekten. Mit Planfeststellungsverfahren könne sich so ein Bauvorhaben auch mal 15 Jahre lang ziehen, sagt Lang. Nun ging es deutlich schneller. „Wäre es keine Bundesangelegenheit, hätten wir das nicht durchbekommen“, ist sich Lang sicher.

13 Kilometer weiter, der Rastplatz Oberfeld: Auch hier fehlten massiv Stellplätze für Lastwagen. Im Internet machen Nutzer ihrem Ärger Luft. Ein Niederländer schrieb: „Voll, voll, voll! Wegen der polnischen, ungarischen, rumänischen und litauischen Lastwagen, deren Fahrer auf dem Parkplatz kampierten, war kein einziger Parkplatz zu finden. Mit einem Wort: wertlos.“

Dabei wurde die Parkanlage im Jahr 2018, sieben Jahre nach Entstehung, kräftig ausgebaut – um 20 Lkw-Stellplätze auf mittlerweile 59. Auch die Erweiterung der Stellplätze an der Tank- und Rastanlage Bühl von 19 auf 138 brachte keine Entspannung.

Laut Bund fehlen 23.000 Plätze doch es gibt Kritik an der Erhebung

An manchen Parkanlagen der Region kommen noch Besonderheiten hinzu. So nutzen Lastwagenfahrer gerne den Parkplatz an der A5 bei Baden-Baden für eine nächtliche Pause, bevor es über die Grenze geht. Im wenige Kilometer entfernten Frankreich warten bei Verstößen wegen der Fahrzeit oder des Parkens deutlich höhere Strafen. Hinzu kommen Dauerparker aus tragischem Grund: Russische Lkw-Fahrer sitzen mit gesperrten Kreditkarten und leerem Tank auf Parkanlagen fest.

„In den vergangenen Jahren wurden zwar mehrere tausend Stellplätze neu geschaffen, aber das ist immer noch zu wenig“, kritisiert Dirk Engelhardt vom Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL). Die Zahl der fehlenden Abstellmöglichkeiten hat sich demnach im Vergleich zu 2013 um mehr als das Doppelte und im Vergleich zu 2008 um fast zwei Drittel erhöht. Die BGL geht derzeit von 40.000 fehlenden Lkw-Stellplätzen aus.

Der Bund hingegen zieht eine Erhebung aus dem Jahr 2018 heran. Die Bundesanstalt für Straßenwesen ließ damals an Rastanlagen und Autohöfen zählen. Ergebnis: Es fehlen 23.000 Stellplätze, in Baden-Württemberg demnach 3.000. Es gibt jedoch Kritik an der Art der Erhebung. Sie sei heute veraltet, heißt es von Experten.

Zudem habe man Lastwagen, die nachts auf Pkw-Stellplätzen parkten, als „zulässige Fehlbelegung“ gewertet. Und: Wenn beispielsweise in Baden-Württemberg 5.000 Plätze fehlten, es in Mecklenburg-Vorpommern aber 5.000 Plätze mehr als benötigt gab, so habe man das in der Studie gegenrechnet und in einem solchen Fall keinen Mangel erkannt.

Autobahnpolizei äußert Verständnis für die Fahrer

Das Bundesverkehrsministerium ging auch auf mehrmalige Nachfrage nicht auf die Kritik ein.

Auch ohne konkrete Zahlen sei der Ausbaubedarf sicher da, betont eine Sprecherin des ADAC Nordbaden. Man befürworte den Ausbau von Lkw-Parkleitsystemen. Fahrer erkennen online, wo es noch Platz gibt und können diesen reservieren. „Ein solches System ist aber vor allem dann hilfreich, wenn insgesamt ausreichend Lkw-Stellplätze verfügbar sind“, sagt die Sprecherin. Das System könne unnötige und nervenaufreibende Suchfahrten ersparen.

Bei Lothar Batschauer hört man ein großes Verständnis für die Fahrer heraus. „Sie sind schon sehr gestresst“, sagt der Leiter der Karlsruher Autobahnpolizei. „Und wir haben ein Interesse daran, dass sie nicht übermüdet fahren.“

Vier schwere Verkehrsunfälle mit 30 Verletzten

Auf der A5 kontrollieren seine Einsatzkräfte an den Parkplätzen von Rastatt Nord bis Kronau, auf der A8 bis Karlsbad. In den Parkanlagen selbst drücken die Polizisten auch mal ein Auge zu. Es gehört aber auch zum Alltag, Lastwagen auf Verzögerungs-, Beschleunigungs- und Standstreifen anzutreffen. „Das sind No-Gos, die überhaupt nicht toleriert werden“, sagt Batschauer. Der Verstoß kostet 140 Euro und die Betroffenen müssen weiterfahren. „Da gehen die Emotionen teilweise sehr hoch.“ Man habe auch schon mal einen Ersatzfahrer anfordern müssen, weil der Fahrer seinen Lastwagen nicht mehr bewegen wollte.

„Diese Standorte sind aber brandgefährlich für alle Verkehrsteilnehmer, auch für die Fahrer selbst“, betont Batschauer. In den vergangenen drei Jahren gab es vier schwere Verkehrsunfälle mit 30 verletzten Menschen, weil Lastwagen an den Autobahnen falsch geparkt wurden. In einem Fall konnte ein Lastwagen nicht in die zugestellte Raststätte Höfenschlag einfahren und fuhr zurück auf die Autobahnspur, wo ein Flixbus nicht mehr ausweichen konnte, es kam zur Kollision.

Ein Reisebus steht nach einem Unfall auf der A5. Der Bus war auf der Autobahn 5 auf einen Lastwagen aufgefahren. Drei Menschen wurden nach Polizeiangaben schwer verletzt. +++ dpa-Bildfunk +++
19 Menschen wurden vor drei Jahren bei einer Kollision an der A5 bei Weingarten verletzt. Ausgangspunkt war ein zugestellter Parkplatz. Foto: Alexander Hald picture alliance/dpa/visualmediadesign

Die Kontrolle der Parkplätze sei jedoch ein Kampf gegen Windmühlen. Täglich würden 30.000 Lastwagen den Bereich der Karlsruher Autobahnpolizei nutzen. Wenn eine Streife den Parkplatz verlässt, sehe sie im Rückspiegel oft, dass schon der nächste Lastwagen ankommt. „Wir versuchen, das einigermaßen sicher zu gestalten“, sagt Batschauer. „Aber nur mehr Stellflächen bringen Entlastung.“

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