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Rückruf statt Windhund-Prinzip

Regierung plant Änderung der Impftermin-Vergabe: Neuer Modus ab Montag

Statt selbst einen Termin in einem Impfzentrum organisieren zu müssen, sollen Impfberechtigte in Baden-Württemberg bald über mögliche Termine informiert werden.

Ein Infektiologe zieht in einem Seniorenheim eine Spritze mit Impfstoff gegen das Coronavirus auf.
Bequemer zur Impfung: Statt wie bisher selbst auf Termin-Jagd gehen zu müssen, sollen Impfberechtigte bald über mögliche Termine telefonisch informiert werden. Foto: Guido Kirchner/dpa

Wegen anhaltender Kritik an der überlasteten Hotline für die Vergabe von Impfterminen plant die Landesregierung von Baden-Württemberg einen Strategiewechsel. „Wir werden auf ein sogenanntes Recall-System umstellen“, kündigte Gesundheitsminister Manfred Lucha (Grüne) am Dienstag nach der Kabinettssitzung an.

Impfberechtigte werden über Termine informiert

Vorgesehen sei, dass Anrufer aus der höchsten Prioritätsgruppe, die einen Corona-Impftermin vereinbaren wollen, registriert werden. Anschließend bekämen sie einen Termin mitgeteilt und müssten nicht weiter bei der Hotline anrufen.

Das neue System soll am Freitag vorgestellt werden, wenn das Ministerium eine Zwischenbilanz seiner „Impfkampagne“ vorlegen will, kündigte Lucha an. Voraussichtlich sei es ab Montag einsetzbar.

Dass die Leute gefrustet sind und teilweise wütend und ärgerlich, wenn sie lange in den Warteschleifen warten müssen, verstehe ich.
Winfried Kretschmann, Ministerpräsident

Anlass der Änderung sei der große Andrang auf Termine bei gleichzeitigem Mangel an Impfstoffen. Das bisherige System benachteiligt insbesondere wenig Internet-affine Impfwillige. Denn man kann Termine online oder telefonisch buchen. Weil das Vergabe-System im Netz immer um Mitternacht neue Termine für die nächsten Wochen freischaltet, hat man nachts höhere Chancen. An der ständig überlasteten Hotline gibt es dagegen kaum Termine. In höchster Priorität impfberechtigt sind vor allem Menschen über 80.

Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) bat um Geduld. „Dass die Leute gefrustet sind und teilweise wütend und ärgerlich, wenn sie lange in den Warteschleifen warten müssen, verstehe ich“, sagte er. Teils gingen bis zu 300.000 Anrufe pro Stunde bei der Hotline ein. Jedoch werde auch das neue Vergabesystem das Grundproblem nicht lösen, dass bis mindestens Ende März sehr wenig Impfstoff geliefert werde.

Handwerkstag fordert Öffnungsperspektive

Angesichts des absehbar weiter knappen Angebots an Impfdosen und der aktuell nicht weiter sinkenden Zahl der Neuinfektionen erteilte Kretschmann Forderungen nach schnellen Lockerungen der Beschränkungen eine Absage.

Öffnungen könne es nur geben, wenn die 7-Tage-Inzidenz unter 50 falle. Öffnungsvorbereitungen werde das Land nicht öffentlich diskutieren. Daran arbeite eine Gruppe aus Bund und Ländern.

Der baden-württembergische Handwerkstag hatte einen Stufenplan für einen Weg aus dem Lockdown vorgelegt. „Die Betriebe und Bildungsstätten des Handwerks benötigen eine klare Perspektive, wann und in welcher Form sie wieder öffnen dürfen“, heißt es darin.

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