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Frauentag

„Rolle rückwärts“ in der Gleichstellung wegen Pandemie

Sie sind Krisenmangerinnen daheim, Stützen in Erziehungs- und Gesundheitsberufen sowie unverzichtbares Personal im Einzelhandel – besonders während der Pandemie. Am Frauentag verlangen Politikerinnen mehr Wertschätzung der Arbeit von Frauen.

„Jede von ist einzigartig – Am 8. März ist Frauentag“: Ein Schild vor einem Blumenladen in Hannover.
Viele Kitas bleiben geschlossen am Frauentag, denn Beschäftigte aus sozialen Diensten für bessere Arbeitsbedingungen Streiken. Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Die Corona-Pandemie hat nach Überzeugung des Landesfrauenrates die Gleichberechtigung von Männern und Frauen ausgebremst. Die Krise habe für viele Frauen eine „Rolle rückwärts“ in der Gleichstellung bedeutet, sagte die Erste Vorsitzende des Landesfrauenrates Baden-Württemberg, Anja Reinalter, am Dienstag anlässlich des Internationalen Frauentages. „Vor allem für Mütter ist die Corona-Krise eine Krise der Vereinbarkeit von Beruf und Familie.“ Frauen seien durch die den Spagat zwischen Homeoffice, Homeschooling und Haushalt erschöpft, sagte Reinalter in Stuttgart.

CDU-Generalsekretärin Isabell Huber betonte: „Wir brauchen keine arbeitsgerechte Familie, sondern familiengerechte Arbeitsbedingungen.“ In den vergangenen Jahren habe sich bereits vieles verbessert – aber die strukturellen Nachteile für Frauen müssten abgebaut werden. „Erziehung und Pflege von Angehörigen dürfen keine Karrierekiller und Wege in die Altersarmut sein.“

Wir brauchen keine arbeitsgerechte Familie, sondern familiengerechte Arbeitsbedingungen.
Isabell Huber, CDU-Generalsekretärin

Verdi hatte am Frauentag Erzieherinnen in Kitas und Grundschulbetreuung sowie Beschäftigte in sozialen Diensten und Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen zu Warnstreiks für bessere Arbeitsbedingungen aufgerufen. Dabei geht es um bessere und dynamischere Eingruppierung beim Entgelt, verbindlichen Ausgleich für Überlastung sowie um Anerkennung von Vor- und Nachbereitungszeiten für das Personal. Auch eine Recht auf Weiterbildung soll es nach dem Willen von Verdi geben.

Vor allem in Stuttgart und Mannheim blieben viele Kitas geschlossen. Die nächsten Verhandlungen mit den kommunalen Arbeitgebern in Potsdam soll es am 21. und 22. März sowie am 16. und 17. Mai geben. Die Arbeitgeber kritisierten den aus ihrer Sicht viel zu frühen Aufruf zu Arbeitsniederlegungen.

Die Grünen forderten, die Tätigkeiten in Sozial- und Sorgeberufen und im Einzelhandel, deren Beschäftigte zu 75 Prozent weiblich seien, aufzuwerten. „Das sind Berufsgruppen, deren Bezahlung und Anerkennung nicht der gesellschaftlichen Bedeutung dieser Berufe entsprechen“, betonten die Grünen-Landeschefin Lena Schwelling und Anna Peters vom Landesvorstand. Außerdem sei die Arbeit dieser Frauen in der Pandemie mit einem hohen Ansteckungsrisiko verbunden.

Auch die FDP-Landtagsfraktion sieht noch Handlungsbedarf in Sachen Gleichberechtigung. Die frauenpolitische Sprecherin Alena Trauschel monierte, es gebe immer noch viel weniger Frauen als Männer in den gut bezahlten, zukunftsgestaltenden MINT-Berufen, in der Gründerszene sowie in Führungspositionen.

Thema Gleichberechtigung

Die IG Metall machte darauf aufmerksam, dass Frauen noch immer schlechter bezahlt werden als Männer. 2021 lagen Frauen demnach in Baden-Württemberg 22 Prozent unter dem durchschnittlichen unbereinigten Brutto-Stundenverdienst der Männer; deutschlandweit betrug der Wert 18 Prozent. Die Gewerkschaft rief die Arbeitnehmerinnen dazu auf, sich noch bis Ende Mai an Betriebsratswahlen zu beteiligen.

Die SPD richtete den Fokus auf die Notsituation der Frauen in der Ukraine. Deren Vize-Landeschefin Rita Schwarzelühr-Sutter unterstrich: „Es sind zumeist Frauen, die aktuell die Strapazen der Flucht aus Kriegsgebieten erleben und entsprechend unter den psychischen Langzeitfolgen leiden.“ Ihnen müsse schnell und unbürokratisch geholfen und medizinische Versorgung und psychologische Betreuung angeboten werden.

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