„Ich bin positiv überrascht, was man von hier oben alles sieht“, staunt Kerstin Schillinger. Der Stuttgarter Fernsehturm ist zu erkennen und auf der anderen Seite der Plattform sieht man die Windräder in Straubenhardt, den Baumwipfelpfad und die Hängebrücke in Bad Wildbad.
Bei guter Fernsicht außerdem die Vogesen und den Oberrheingraben. Zu Füßen liegen die Gemeinde Schömberg und das satte Grün der Tannenwälder. Und wer die 300 Stufen des Turms bis zu obersten Plattform erklommen hat, den begrüßt ein angenehmes Lüftchen an diesem heißen Tag.
„Es ist schön, wenn die Nachbarn ein solches Projekt umsetzen; davon profitieren alle“, sagt Schillinger, die Geschäftsführerin der Freizeit- und Tourismus GmbH in Bad Liebenzell ist. Der Nordschwarzwald sei eine „fantastische Region, die aber zuletzt im Dornröschenschlaf lag. Der neue Aussichtsturm hilft, dass sie erwacht“, ist sie sich sicher.
Aussichtsturm „Himmelsglück“ ist höchster Turm in Deutschland in dieser Bauweise
Das sieht auch Landrat Helmut Riegger so: Der neue Aussichtsturm – in Holzbauweise mit Stahlskelett gebaut – sei in Deutschland derzeit der höchste in dieser Bauweise und komme zum richtigen Zeitpunkt. Außerdem passe das neue Wahrzeichen von Schömberg in die Kampagne des Nordschwarzwaldes, mit der touristische Höhepunkte in der Region stärker vermarktet werden sollen.
Und hier sei der Luftkurort mit seinem 55 Meter hohen Aussichtsturm ein „zentraler Baustein“, sagte der Landrat. Das Ausflugsziel konnte am Freitag von circa 70 Gästen eingeweiht werden.
Turm in Schömberg soll 2022 zwei weitere Attraktionen erhalten
Im kommenden Frühjahr soll der Turm um zwei Attraktionen reicher werden: die „Fly-Line“, mit der man im Gurt sitzend auf einer Länge von 500 Metern durch den Wald schwebt. Beim „Flying Fox“ fliegen Wagemutige auf dem Bauch liegend bis in den Kurpark. Betrieben werden sollen die beiden Anlagen von einem privaten Investor.
Die Leute konnten nicht mehr erwarten, dass es losgeht.Matthias Leyn, Bürgermeister von Schömberg
Auch der Schömberger Bürgermeister Matthias Leyn zeigte sich „glücklich und stolz“, dass die Gemeinde den Turm nach 15-monatiger Bauzeit nun einweihen konnte. Im Ort habe man in den vergangenen Wochen gespürt, „wie es vibriert, weil es die Leute nicht mehr erwarten konnten, dass es losgeht.“ Dennoch sei das 3,8 Millionen Euro teure Bauprojekt „nicht einfach“ gewesen und hätte ohne das Land, das 1,2 Millionen Euro zuschießt, nicht verwirklicht werden können.
Ins Rollen gebracht hatte es der Ortschaftsrat von Oberlengenhardt. Ende 2017 ist das Vorhaben vom Schömberger Gemeinderat gebilligt worden. Baubeginn war im März 2020. Seit wenigen Wochen ist der Turm, der vom Pforzheimer Ingenieurbüro Braun entworfen wurde, fertiggestellt. Corona hat die geplante Einweihung an Pfingsten aber verzögert.
Was noch fehlt ist das Servicegebäude und Hinweistafeln auf den beiden Besucherplattformen. Außerdem soll eine zusätzliche Teilplattform auf 45 Metern Höhe gebaut werden. Hier könnte künftig der Einstieg in die Fly-Line sein.
100 Besucher dürfen momentan gleichzeitig auf den Turm
Der Start unter Pandemiebedingungen sei eine große Herausforderung gewesen, betonte Marina Moser, Leiterin der Touristik & Kur. Momentan dürfen 100 Besucher gleichzeitig auf den Turm, der durch seinen Aufzug barrierefrei ist. Nach Aufhebungen aller Corona-Beschränkungen werden 300 Besucher zugelassen sein. Den Betrieb und den Ticketverkauf übernimmt die Schömberg Erlebnis GmbH.
„Himmelsglück“ ist ein Leuchtturm der Glücksgemeinde.Erik Schweickert, FDP-Landtagsabgeordneter
Der FDP-Landtagsabgeordnete Erik Schweickert bezeichnete den „Himmelsglück“ als „Leuchtturm der Glücksgemeinde“. Der Turm zeige, dass es sich lohne, dafür zu kämpfen, dass Landesmittel in den Nordschwarzwald fließen. Der CDU-Landtagsabgeordnete Thomas Blenke sieht in dem Turm eine Horizonterweiterung. Der Calwer ist überzeugt, dass das neue Schömberg Wahrzeichen „den Tourismus nicht nur ankurbeln wird, sondern dass hier bald die Hölle los sein wird.“