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Kultusministerin

Schopper für Zusammenschluss kleiner Schulen auf dem Land

In Hunderten Grundschulen in Baden-Württemberg werden nur eine Handvoll Schülerinnen und Schüler unterrichtet. Gleichzeitig fehlt es hinten und vorne an Lehrerinnen und Lehrern. Ist Zentralisierung die Lösung?

Eine Schülerin meldet sich im Unterricht.
Laut Kultusministerin Theresa Schopper müssen kleine Schulen künftig enger zusammenarbeiten. (Symbolbild) Foto: Marijan Murat/dpa/Symbolbild

Kleine Schulen auf dem Land müssen nach Ansicht von Kultusministerin Theresa Schopper künftig viel enger organisatorisch und personell zusammenarbeiten. Es gebe in Baden-Württemberg 800 Grundschulen mit weniger als 100 Schülerinnen und Schülern, sagte die Grünen-Politikerin in der SWR-Sendung „Zur Sache Baden-Württemberg“. „Wir müssen viel mehr in Verbünden arbeiten, dass die Schulen ein gemeinsames Team, ein Lehrerkollegium haben, wo die Schulen sozusagen zu einer Einheit werden, wo man sich auch gegenseitig aushilft.“

Kleine Schulen würden nicht geschlossen, aber benachbarte Schulen müssten Schulverbünde gründen, sagte Schopper. Die Kinder gingen dabei weiter in ihre gewohnten Schulen in ihren Orten, wo sie zu Fuß hinlaufen könnten und wo sie sich zu Hause fühlten. Gleichzeitig müsse man bei den Lehrerkollegien schauen, wo man sich untereinander aushelfen könne. „Anders wird es auch auf Dauer nicht gehen, weil solche kleinen Einheiten, wie wir sie haben, gibt es in keinem anderen Bundesland.“ Ein Sprecher des Ministeriums sagte am Freitag, dass das im Zuständigkeitsbereich der Kommunen liege.

Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) sieht Schoppers Vorstoß mit großer Skepsis. Man habe mit Schulen, die als Außenstellen betrieben würden, gemischte Erfahrungen gemacht, sagte der Bundes- und Landesvorsitzende Gerhard Brand am Freitag. „Diese Schulen leiden darunter, weil sie keinen Ansprechpartner vor Ort haben, wenn es konkrete Probleme gibt“, sagte Brand der Deutschen Presse-Agentur. Es sei etwa wichtig, dass die Schulleitung vor Ort sei, um Probleme lösen zu können. „Sonst wird die Steuerung der Schule schwer.“ Wenn es nur noch eine Schulleitung für vier oder fünf Außenstellen gäbe, würde sich diese zerreiben zwischen den Schulen und den vielen Aufgaben. Die Schulleitung fehle dann wiederum im Unterricht mehr. Insgesamt überwiege der Verlust an Qualität in der Abwägung einer Zentralisierung kleiner Schulen, findet VBE-Chef Brand.

Kritik gibt es auch von der Bildungsgewerkschaft GEW

Der Vorschlag sei nicht bis zum Ende durchdacht, kritisierte auch der Landesgeschäftsführer der Bildungsgewerkschaft GEW, Matthias Schneider. Er forderte von Ministerin Schopper ein richtiges Konzept dafür. Es sei sicher sinnvoll, wenn Grundschulen etwa bei der Verwaltung entlastet werden könnten. „Aber der Lehrkräftemangel wird nicht geringer, wenn man Schulen zusammenschließt.“ Das Land sollte sich vielmehr darum kümmern, mehr Lehrerinnen und Lehrer auszubilden.

Auch bei einer Zusammenlegung von Lehrerkollegien gebe es keine Vertretungslehrer, weil schlicht zu wenige da seien. Schneider kritisiere, dass die ständige Vertretungsreserve im Land zu gering sei. 2000 Lehrer seien derzeit in der Reserve, im Schnitt gebe es aber rund 7000 Ausfälle.

GEW und VBE äußerten sich entschieden gegen eine Schließung der kleinen Schulen auf dem Land. „Die Grundschulen in kleinen Orten sind oftmals noch die letzten öffentlichen Institutionen vor Ort“, sagte GEW-Geschäftsführer Schneider. Bürgermeister würden berichten, wenn die Grundschule nicht mehr da sei, dann hielte der Bus nicht mehr, dann kämen keine jungen Familien mehr zu ihnen. Zur Förderung des ländlichen Raums gehöre auch der Erhalt der Grundschulen, so Schneider.

Eine Grundschule sei für eine Kommune ein absoluter Standortvorteil, sagte auch VBE-Mann Brand. Sie seien näher an den Kindern dran und leisteten wertvolle Arbeit. „In der großen Pause in einer kleinen Schule kennt jeder Kollege jedes Kind mit Namen.“

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