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Sonderweg mit Potenzial?

Stadt Freiburg testet ihre Schüler mit „Wattestäbchen-Lollis“ gemeinsam auf Corona

Entgegen anderer Städte testet die Stadt Freiburg ihre Schüler nicht mit üblichen Schnelltest sondern mit Wattestäbchen-Lollis gemeinsam im Pool. Erst wenn bei diesem ein positives Ergebnis bekannt wird, werden die Schüler einzeln getestet.

Martin Horn (parteilos, Oberbürgermeister von Freiburg.
Martin Horn (parteilos, Oberbürgermeister von Freiburg. Foto: Philipp von Ditfurth/dpa/Archivbild

Die Stadt Freiburg geht bei Corona-Tests bei Schülern einen Sonderweg - und sieht in der Methode großes Potenzial. „Das hat die Chance, zu einem landes- oder bundesweiten Modell zu werden“, sagte Freiburgs Oberbürgermeister Martin Horn (parteilos) am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur.

Die Stadt setzt seit einigen Wochen auf sogenannte Pool-PCR-Tests. Dabei lutschen Schüler an Wattestäbchen wie an Lollis. Die Stäbchen kommen klassenweise gemeinsam in Trommeln und dann ins Labor, wo sie am selben Tag gesammelt untersucht werden. Nur wenn in dieser Sammeltestung Infektionen mit dem Coronavirus festgestellt werden, müssen die Kinder am Abend nochmals zum Einzeltest. Positiv Getestete müssen sich isolieren, negativ Getestete können die Schulen weiter besuchen.

Es ist schneller, kostengünstiger und nachhaltiger als das Testen mit Schnelltests
Oberbürgermeister Martin Horn

„Wir glauben, dass das ein richtig großer Wurf sein kann“, sagte Horn zu dem Projekt, das bislang nur zum Teil übers Land finanziert wird. „Es ist schneller, kostengünstiger und nachhaltiger als das Testen mit Schnelltests.“ Bislang läuft die Aktion nur an ausgewählten Schulen. Die Stadt will sie aber immer weiter ausdehnen: Ab der übernächsten Woche sollen die Kinder an den 30 Grundschulen der Stadt zweimal wöchentlich getestet werden, in den Wochen darauf auch die in Kitas und weiterführenden Schulen.

Neue Erkenntnisse für Wissenschaft

Die Landesregierung habe das Verfahren anerkannt, die Uniklinik Freiburg begleite es wissenschaftlich, sagte Horn. So erhoffe man sich etwa Erkenntnisse darüber, an welchen Schultypen das Virus sich besonders stark ausbreite. Ein auf eigene Faust beschafftes österreichisches IT-System solle ab kommender Woche automatisch die Familien über die Testergebnisse informieren und gegebenenfalls zu Nachtestungen einladen. Die ersten Rückmeldungen aus den Schulen seien „phänomenal“, sagte Horn. In der Woche vor Ostern seien bei 2.000 getesteten Schülern zwei Fälle ausfindig gemacht worden.

Auf lange Sicht könnten dem Oberbürgermeister zufolge auch Behören oder Firmen auf Pooltests zurückgreifen. Dazu müssten aber zunächst die PCR-Testkapazitäten in den Laboren ausgebaut werden. Auch hofft die Stadt auf mehr Geld vom Land, etwa zur Deckung der Personalkosten und für das IT-System.

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