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Versöhnungstreffen in Karlsruhe

Streit zum 70. Landesgeburtstag ausgeräumt? Aras verspricht Geburtstagsfeier in Baden

Landtagspräsidentin Muhterem Aras und die „Landesvereinigung Baden in Europa“ scheinen sich bei einem Treffen in Karlsruhe ausgesöhnt zu haben. Vorsitzender Peter Koehler will aber keine Vorschusslorbeeren verteilen. Ist der Ärger um den 70. Landesgeburtstag nun ausgeräumt?

Peter Koehler (l-r), der neue Vorsitzende der Landesvereinigung Baden in Europa, Muhterem Aras (Bündnis 90/Die Grünen), Präsidentin des Landtags von Baden-Württemberg, und Robert Mürb, der langjährige Vorsitzende der Landesvereinigung Baden in Europa, sprechen nach einem gemeinsamen Gespräch vor Medienvertretern. Aufgrund einer Veranstaltung des Landes ohne Beteiligung badischer Organisationen hatte sich die Landesvereinigung Baden in Europa bei Aras beschwert. Sie bot daraufhin ein klärendes Gespräch an, das heute im Karlsruher Rathaus stattfand. +++ dpa-Bildfunk +++
Landtagspräsidentin Muhterem Aras, gibt mit Peter Koehler (links), dem neue Vorsitzenden der Landesvereinigung Baden in Europa und mit dessen Vorgänger Robert Mürb eine Erklärung ab. Foto: Philipp von Ditfurth /dpa

Ob sich Muhterem Aras so bereits Sympathiepunkte für eine nächste Amtszeit gesichert hat? Ob die badischen Regionalpatrioten nun bei den Wählern und Parlamentariern Werbung machen werden – damit die Grünen-Politikerin auch nach der nächsten Landtagswahl garantiert Parlamentspräsidentin bleibt?

Zumindest hat Aras bei ihrem Versöhnungstreffen mit den Badenern eine Zusage gemacht, die aufhorchen lässt: „Ich verspreche: Sollte ich noch Landtagspräsidentin sein, dann wird der 75. Geburtstag des Landes Baden-Württembergs im badischen Landesteil stattfinden“, erklärt die 56-jährige Politikerin am Donnerstag im Karlsruher Rathaus.

Zuvor hat sie sich mit den Spitzen der „Landesvereinigung Baden in Europa“ getroffen, um die Missstimmung um den 70. Landesgeburtstag auszuräumen. Der neue Vereinsvorsitzende Peter Koehler, sein Vorgänger Robert Mürb und auch die ehemalige Regierungspräsidentin Gerlinde Hämmerle nahmen unter anderem an dem Treffen teil.

Badener fühlten sich benachteiligt

Grund für den diplomatischen Auftritt Aras‘: Dass sie vor knapp zwei Wochen an einer Veranstaltung des Schwäbischen Heimatbundes teilnahm und dieser das Etikett „70 Jahre Baden-Württemberg“ anheftete, empörte den badischen Verein. Denn in der badischen Landeshälfte unternahmen die Stuttgarter Spitzenpolitiker nichts Vergleichbares.

Wieder einmal fühlten sich die heimatverbundenen Badener sträflich benachteiligt. Nach dem mehr als einstündigen Gespräch, zu dem Aras extra aus der Landeshauptstadt anreiste, herrscht dann aber eitel Sonnenschein.

„Es war ein sehr offenes, ein sehr ehrliches und ein sehr angenehmes Gespräch“, verkündet die Landtagspräsidentin strahlend in einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz.

Sie habe den Badenern angeboten, sich bei ihr zu melden, sobald es irgendwelche Fragen oder Unmut gebe. Peter Koehler bedankt sich für „das Angebot des kurzen Drahtes“ – und schickt sogleich den Wunsch hinterher, dass der kurze Draht auch zu den Ministerien in Stuttgart funktionieren möge.

Wir werden weiter beobachten, ob sich eine Trendwende einstellt.
Peter Koehler, Vorsitzender der Landesvereinigung Baden in Europa

Ob das Verhältnis zwischen Baden und der Machtzentrale Stuttgart nun ein bereinigtes und besseres ist? Da spart der Vorsitzende der Landesvereinigung noch mit Vorschusslorbeeren. „Das werden wir weiter beobachten, ob sich eine Trendwende einstellt“, sagt er mit diplomatischem Lächeln.

Der 89-jährige Robert Mürb, der seit Jahrzehnten gegen Benachteiligungen der Regionen und gegen den Stuttgarter Zentralismus kämpft, bezeichnet das Treffen mit Aras sichtlich zufrieden als „sehr gutes Gespräch“. Er versichert aber zugleich, dass er auch künftig „Klartext reden“ werde. „Wenn über Baden-Württemberg gesprochen wird, dann darf der badische Landesteil nicht fehlen“, betont er.

Strittige Veranstaltung in Schwaben fand Aras einfach „interessant“

Mürb und Koehler nehmen den Eindruck mit, dass die Auseinandersetzung in den letzten Wochen tatsächlich etwas bewirkt hat – und dass die Stuttgarter Entscheider nun doch öfter auch die badischen Interessen berücksichtigen werden.

Was den umstrittenen Auftritt beim Schwäbischen Heimatbund angeht, hat sich allerdings keine Seite merklich bewegt. Aras betont erneut, diese Veranstaltung sei ja von vorneherein als lokale Angelegenheit in Stuttgart geplant gewesen. Sie habe das Thema spannend gefunden und deshalb teilgenommen.

„Wenn die Landesvereinigung eine interessante Veranstaltung macht, nehme ich auch gerne teil“, fügt sie hinzu. Die eigentliche 70-Jahr-Feier habe ja am Mittwoch im Landtag stattgefunden – mit Vertretern beider Landesteile.

Sie beschreibt die ganze Aufregung eher als Kommunikationsproblem: „Unser Fehler war, dass wir nicht genügend zwischen den Veranstaltungen unterschieden haben.“

Wiedersehen zwischen Aras und Badenern ist im November geplant

Ein Wiedersehen zwischen der Parlamentspräsidentin und den badischen Patrioten ist für dieses Jahr bereits garantiert: Im November will Aras zur Feier „200 Jahre Ständehaus“ kommen. Ab 1822 tagte im Karlsruher Ständehaus der badische Landtag.

Für die Badener ist es ein Symbol für die Aufgeklärtheit ihres Landes. Geschichtlich ist es ein Symbol für die frühe Demokratisierung im deutschen Südwesten. Wie oft der „direkte Draht“ zwischen Karlsruhe und Stuttgart bis zu dem Festakt im Herbst glühen wird – darauf sind die engagierten Badener gespannt.

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