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Pandemie im Südwesten

SWR: Mehr Corona-Tote in Pflegeheimen als bislang bekannt

Die zweite Corona-Welle ist seit Dezember in den Alten- und Pflegeheimen in Baden-Württemberg offensichtlich tödlicher verlaufen als bislang angenommen. Das Sozialministerium in Stuttgart bestätigt entsprechende SWR-Recherchen. Auch die BNN hatten von hohen Todeszahlen in Heimen berichtet.

Ältere Menschen besonders betroffen: Nach neuen Erkenntnissen forderte die Pandemie in Alten- und Pflegeheimen in Baden-Württemberg mehr Todesfälle als bislang angenommen.
Ältere Menschen besonders betroffen: Nach neuen Erkenntnissen forderte die Pandemie in Alten- und Pflegeheimen in Baden-Württemberg mehr Todesfälle als bislang angenommen. Foto: Jonas Güttler/dpa

Nach Informationen des SWR sind mehr als 40 Prozent aller bisherigen Corona-Opfer in Baden-Württemberg in der zweiten Pandemiewelle in Pflegeheimen gestorben.

Die Landesregierung hat bislang von höchstens 15 Prozent der Corona-Todesfälle in Pflegeheimen gesprochen.

Das Sozialministerium hat dem SWR auf Anfrage jetzt bestätigt, dass der Anteil der verstorbenen Infizierten von Anfang Dezember bis heute deutlich höher war.

Schutzvorkehrungen waren möglicherweise nicht ausreichend

Obwohl Alten- und Pflegeheime schon in der ersten Welle als Corona-Hotspots aufgefallen waren, seien die Schutzvorkehrungen des Sozialministeriums offenbar nicht ausreichend gewesen, kritisiert der bundesweite Pflegeschutzbund BIVA.

Die Einführung von Antigen-Schnelltests im Herbst sei zu bürokratisch abgelaufen. Dadurch sei Zeit verloren gegangen, in der sich die zweite Welle in den Pflegeheimen aufbauen konnte. Diese seien ohnehin unterbesetzt und überlastet.

Die zusätzliche Belastung durch die Einführung von Schnelltests konnten offenbar viele Heime zunächst nicht stemmen: In einer Umfrage der BIVA hatten vor Weihnachten 40 Prozent der Teilnehmer aus Baden-Württemberg angegeben, ihre Angehörigen in einem Pflegeheim ohne Schnelltest besucht zu haben.

Bundesweit hatten dies nur 27 Prozent berichtet. Seit Oktober waren nach SWR-Angaben in Heimen die Infektions- und Todeszahlen deutlich gestiegen, die Tests wurden aber erst ab Mitte Dezember ausgeweitet.

In Dezember gab es besonders Corona-Todesfälle im Südwesten

Die BNN haben bereits Mitte Januar von einem starken Anstieg der tödlichen Covid-Verläufe im Südwesten berichtet. Laut Recherchen unserer Zeitung ereignete sich mehr als ein Drittel aller Corona-Todesfälle seit Beginn der Pandemie im Dezember 2020, insgesamt 2.080.

Die Sterberate betrug im Dezember demnach bei 90.775 übermittelten Corona-Fällen – bislang ein monatlicher Höchststand – etwa 2,3 Prozent. 92 Prozent aller Todesfälle im Dezember seien im Alter von 70 Jahren oder älter gewesen, teilte das Landesgesundheitsamt auf BNN-Anfrage mit.

Statistiken aus Teilen unserer Region belegen, dass es dort Ende 2020 besonders viele Corona-Todesfälle unter den älteren Menschen gab. Im Ortenaukreis war etwa jedes vierte Todesopfer 80 Jahre oder älter, während nur drei Prozent der Corona-Toten jünger als 60 waren.

Ähnliche Zahlen gab es aus dem Kreis Rastatt. Dort ereigneten sich im Dezember fast 60 Prozent der Corona-Todesfälle in den Alten- und Pflegeheimen, insgesamt 37.

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