Braunsbach liegt in der fränkischen Region Hohenlohe zwischen Heilbronn und Crailsheim. Die 2.500-Einwohner-Gemeinde hat eine Geschichte, die bis ins Mittelalter zurück reicht, ein Schloss und ein Naturschutzgebiet. Wer Braunsbach im Internet sucht, findet aber vor allem Luftaufnahmen aus dem Jahr 2016, die von Schutt begrabene Autos oder braune Wassermassen zeigen.
Starkregen, innerhalb weniger Minuten eine Flut im Ort, 50.000 Tonnen Geröll. Um Gemeinden wie Braunsbach eine bessere Chance zu geben, entwickelt die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) eine Frühwarn-App. Experten arbeiten in diesem Jahr an den technischen Möglichkeiten dafür, erklärte LUBW-Präsidentin Eva Bell beim Jahrespressegespräch am Mittwoch.
Bei Sturzfluten gebe es lokal sehr große Niederschlagsmengen. „Die Herausforderung ist, den Niederschlag abzubilden.“ In 16 Einzugsgebieten, unter anderem Bruchsal, gebe es Testrechnungen, am Ende sollen bessere Möglichkeiten der Vorhersage stehen. Bei Hochwasser richte man sich nach dem Pegel, bei Sturzfluten setze man auf Radarmessungen.
Diese Werte werden dann mit Werten verrechnet, die an Stationen gemessen wurden. „Wenn die Modellierungen eine gute Qualität haben, können wir uns für diese Gebiete Frühwarnungen als Push-Meldung vorstellen.“
Worst-Case: 40 Prozent weniger Sommerniederschläge
Braunsbacher würden bei einem vergleichbaren Ereignis wie 2016 also rechtzeitig eine Push-Nachricht per App auf ihr Smartphone erhalten: Warnung vor einer Sturzflut. „Das wäre der Idealzustand“, erklärte Bell, auch wenn sie das für dieses Jahr noch nicht versprechen könne. „Wir sind da erst am Anfang.“
Bell erklärte beim Blick auf das Jahr 2021: „Die Klimathemen gehen uns nicht aus.“ Lokale Großwasserereignisse auf der einen Seite, Trockenheit auf der anderen Seite. Nahezu landesweit habe es im vergangenen Jahr wie schon 2015 und 2018 ein Niederschlagsdefizit gegeben, berichtete Bell. „Laut den Klimamodellen könnten in 50 Jahren heiße und trockene Sommer vorherrschen.“
Für den Kraichgau und den Schwarzwald bedeute das im schlechtesten Fall ein Rückgang der Sommerniederschläge um bis zu 40 Prozent bis zum Ende dieses Jahrhunderts.
Der Winter könnte den Böden gut tun
Sommerliche Hitze in Verbindung mit fehlenden Niederschlägen erhöhe auch das Waldbrandrisiko, hält die LUBW fest. Um dieses Thema kümmert sich Martin Moosmayer schon seit Jahrzehnten, doch so drängend wie zuletzt war es noch nie. Der Leiter des Forstamts im Landkreis Karlsruhe sieht vor allem den Hardtwald als Sorgenkind. „2020 war zu warm und viel, viel zu trocken. So viel Schadholzvorkommen hatten wir noch nie, speziell im Hardtwald.“
Wir haben Bedenken, was in tieferen Schichten ab einem Meter ankommtMartin Moosmayer, Leiter Forstamt Landkreis Karlsruhe
Im Januar habe der Niederschlag leicht über dem Durchschnitt gelegen, auch der derzeitige Schneefall tue dem Boden gut. „Das war bisher ein guter Winter für uns. Der Oberboden im Wald ist sehr gut durchfeuchtet“, sagt Moosmayer. Vor allem im Hardtwald sickert das Wasser gut durch die Sandschichten hindurch, während im Kraichgau Tonböden oder im Schwarzwald Lehmböden eher für einen Wasserstau sorgen können.
„Wir haben generell Bedenken, was in tieferen Schichten ab einem Meter ankommt“, sagt Moosmayer. Aber er spricht von einem guten Startkapital, das der Winter schaffen könnte.
Baden-Württemberg beim Rotmilan mit besonderer Rolle
Auch bei der Landesanstalt für Umwelt geht es nicht nur um negative Prognosen. Baden-Württemberg nimmt eine herausragende Rolle innerhalb Deutschlands und der Welt ein, was den Rotmilan angeht, erklärte LUBW-Präsidentin Bell. Nach einer jüngsten Schätzung gibt es bis zu 4.500 Brutpaare in Baden-Württemberg, mehr als in jedem anderen Bundesland. Mehr als die Hälfte der Weltpopulation dieser Greifvögel lebt in Deutschland.
Für Baden-Württemberg sind es im Durchschnitt vier Brutpaare pro 34 Quadratkilometer. Während es in den Regionen Neckar-Alb oder Donau-Iller teils über neun oder bis zu 14 Brutpaare sind, hinkt der Mittlere Oberrhein etwas hinterher. Doch der LUBW geht es nicht um eine gleichmäßige Verteilung, sondern um eine Kartierung.
„Er gilt als windkraftempfindliche Art“, sagte Bell. Das Vorkommen des Rotmilans solle bei künftigen Planungen für Windkraftanlagen eine Rolle spielen. „Man muss das Tötungsrisiko ermitteln, da geht es um den Artenschutz. Wir haben in Baden-Württemberg eine hohe Verantwortung.“