
Welche und wie viele Tiere werden wo für welche Zwecke verwendet? Die BNN haben bei Forschungseinrichtungen, Regierungspräsidien, Landes- und Bundesministerien nachgefragt.
Die meisten Tierversuche gibt es in der Region Karlsruhe
Der Regierungsbezirk Karlsruhe ist bei Tierversuchen bundesweit ganz vorne dabei: Baden-Württemberg ist seit vielen Jahren das Bundesland mit den meisten Tierversuchen. Innerhalb des Südwestens genehmigt das Regierungspräsidium Karlsruhe die meisten Anträge. Die Zahlen der vergangenen fünf Jahre:
Die meisten Versuchstiere sind Mäuse – und es werden mehr
Mäuse sind der Klassiker in den Versuchslaboren. Das ist auch im Regierungsbezirk Karlsruhe nicht anders: Im Jahr 2014 machten sie rund 60 Prozent aller verwendeten Tiere aus, im Jahr 2018 fast 80 Prozent. Insgesamt steigt die Zahl der Versuchstiere im Regierungsbezirk Karlsruhe. Das Regierungspräsidium erklärte, der Anstieg bei Mäusen sei vermutlich darauf zurückzuführen, dass Schwanzspitzenbiopsien nach einer neuen Veröffentlichung als Tierversuch und nicht als züchterische Maßnahme anzusehen seien.
Auch an tausenden Haushühnern wird geforscht
Nach den Mäusen kommen Ratten, verschiedene Fische – und Hühner. Alle anderen Tierarten machen zusammen nur einen sehr kleinen Prozentsatz der Versuchstiere in Baden-Württemberg aus.
Es gibt im Land immer noch Versuche an Affen
275 Javaneraffen und vier Rhesusaffen wurden 2018 in Baden-Württemberg für Tierversuche verwendet. Für 2019 liegen die Versuchstierstatistiken noch nicht vor. Ein bekannter Forscher hat wegen Kritik an seinen Affenversuchen angekündigt, das Land in Richtung China zu verlassen. Diese Tierarten zählen zu den „anderen Tierarten“ in der Statistik:
Fast alle beantragten Tierversuche in Karlsruhe werden genehmigt
Tierschützer kritisieren es schon lange: Fast jeder Antrag auf Durchführung eines Tierversuchs wird in Deutschland genehmigt. Die Ablehnungsquoten liegen je nach Behörde meist zwischen null und zwei Prozent. In Karlsruhe wurde in den vergangenen Jahren teilweise kein einziger Antrag abgelehnt. Wissenschaftler argumentieren, dass die Anträge im Genehmigungsverfahren so lange bearbeitet und die Versuchsmodelle verbessert würden, bis sie ethisch gerechtfertigt und daher genehmigungsfähig seien.
Die meisten Tiere braucht man für die Grundlagenforschung
Tausende Tiere werden nicht für die Erforschung neuer Medikamente oder die Hochschulausbildung verwendet, sondern für die Grundlagenforschung. Unter diesen Oberbegriff fallen diejenigen Forschungsfragen, die nicht direkt der Heilung einer Krankheit dienen, sondern zum Beispiel das allgemeine Wissen über die Vorgänge im Körper verbessern sollen. Eine Insiderin kritisiert, dass mit dem Argument der Grundlagenforschung fast jeder Tierversuch genehmigt wird.
Mehr als die Hälfte der Versuche belastet die Tiere gering
Tierversuche werden in unterschiedliche Schweregrade eingeteilt: Eine „geringe, kurzfristige“ Belastung kann auch Schmerzen verursachen, wie zum Beispiel bei Injektionen, Blutabnahmen, Ohrlochmarkierungen oder dem Entfernen der Schwanzspitze bei Mäusen. Mittlere Belastungen sind solche, die auch beim Menschen nicht ohne Betäubung oder Schmerzmittel toleriert werden würden. Eine schwere Belastung liegt vor, wenn entweder mittelstarke Schmerzen über lange Zeit anhalten oder kurzzeitig starke Schmerzen oder Ängste beim Tier auftreten. Beispiele hierfür sind laut der Website „Tierversuche verstehen“ „die Implantation eines Kunstherzes oder Giftigkeitstest, die zum Tode führen. Auch das gezielte Auslösen von Krebstumoren, die dann zum Tod führen, fällt in diese Kategorie.“
Tausende Tiere sterben ohne vorherigen Eingriff
Nicht alle Versuchstiere leiden während ihres Lebens: Etliche werden getötet, ohne dass zuvor ein Eingriff an ihnen vorgenommen wurde. Sie dienen beispielsweise als Kontrolltiere oder sind Material in Ernährungsstudien.