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Rems-Murr-Kreis

Trainer soll Schützlinge hunderte Male missbraucht haben

Jahrelang soll ein Sporttrainer aus Baden-Württem Kinder und Jugendliche sexuell missbraucht haben. Ein mutmaßliches Opfer hat die Polizei auf die Spur des Mannes gebracht, der nun auf der Stuttgarter Anklagebank sitzt. Es geht um Hunderte von Fällen.

Der Schriftzug Landgericht Stuttgart ist am Eingang des Gebäudekomplexes angebracht.
Für den Fall des Handballtrainers sind sieben Verhandlungstage am Landgericht Stuttgart angesetzt. Foto: Bernd Weißbrod/dpa

Rund 15 Jahre lang soll ein Mann aus dem Raum Fellbach (Rems-Murr-Kreis) Kinder und Jugendliche trainiert, er soll sich um sie gekümmert und Vertrauen aufgebaut haben – und er soll einige seiner Schützlinge in diesen Jahren hunderte Male missbraucht haben. Die Staatsanwaltschaft spricht von Vorwürfen aus den Jahren 2006 bis 2021 und von „mehreren“ Betroffenen. Vom heutigen Mittwoch an sitzt der einstige ehrenamtliche Handballtrainer auf der Anklagebank des Landgerichts in Stuttgart.

Mehrere Betroffene hatten bereits im vergangenen Sommer den Mut gefunden, über die sexualisierte Gewalt zu sprechen – erst bei ihrem Verein, dann auch mit der Polizei. Vor und nach seiner Arbeit in Fellbach war der Mann auch in anderen baden-württembergischen Sportvereinen Übungsleiter. Bei Durchsuchungen in seiner Wohnung beschlagnahmten die Ermittler umfangreiches Material, mit dem die Vorwürfe gegen ihn nun vor der Jugendkammer bewiesen werden sollen.

Stadt und Verein entsetzt

Die Enthüllungen über die mutmaßlichen Verbrechen des Jugendtrainers hatten vor allem im Verein und in der Stadt Fellbach für Entsetzen gesorgt. „Der mutmaßliche Täter hat Leid über viele Kinder, Jugendliche und Familien gebracht, welches schwer auszuhalten ist“, hatte der traditionsreiche Verein Mitte Dezember in einer offiziellen Erklärung reagiert. Alle seien von dem Ausmaß der Tat schockiert. Betroffene hätten im Verein den Mut aufgebracht, die Taten aufzudecken, heißt es in dem Rundschreiben weiter.

Von dem nun angeklagten Mann habe sich der Verein bereits im Januar 2019 „aufgrund sportlicher Differenzen“ getrennt. Allerdings müssten sich auch alle die Frage stellen, ob sie in der Vergangenheit nicht aufmerksamer hätten sein müssen. „Hätten wir die Erkenntnisse von heute gehabt, wäre das sicherlich der Fall gewesen“, schreibt der Verein und verspricht „eine Kultur des Hinschauens“. Im Januar hatte der Verein Jugendtrainer aus dem ganzen Handballbezirk zu einer Präventionsschulung eingeladen.

Womöglich weitere Missbrauchsfälle

Alle Betroffenen sind männlich, die meisten treten als Nebenkläger in dem Verfahren auf. Es ist auch nicht ausgeschlossen, dass die tatsächliche Zahl der mutmaßlichen Übergriffe noch höher ist. Vorgeworfen werden dem Mann schwerer sexueller Missbrauch, der Besitz kinder- und jugendpornografischen Materials und der Missbrauch Schutzbefohlener. Bislang sind sieben Verhandlungstage angesetzt.

Ähnlich, wenngleich weniger umfangreich, klingen die Vorwürfe gegen einen weiteren Sporttrainer, der sich von der kommenden Woche an ebenfalls vor dem Stuttgarter Landgericht verantworten muss. Er soll in Esslingen zwischen 2017 und 2018 zwei damals teilweise unter 14 Jahre alte Betroffene sexuell missbraucht haben.

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