Bei einem schweren Verkehrsunfall im Landkreis Reutlingen ist am Montag ein Mann gestorben, neun Menschen wurden verletzt. Verwirrung herrschte zunächst um die Frage, ob es sich bei dem Fahrzeug des Unfallverursachers um ein autonomes Testfahrzeug handelte.
Der beteiligte BMW war kein autonom fahrendes Fahrzeug.Almut Stollberg, BMW-Sprecherin
Die Polizei sprach in einer Mitteilung am Morgen nach dem Unfall explizit von einem „autonomen E-Testfahrzeug“ des Typs BMW iX. Daraufhin schaltete sich der Autohersteller BMW ein und widersprach. „Das beteiligte BMW-Fahrzeug war kein autonom fahrendes Fahrzeug“, teilte der Autohersteller am Dienstag mit.
Das Fahrzeug verfüge über Fahrerassistenzsysteme der Stufe zwei, die heute bereits in Serienfahrzeugen verbaut seien und Fahrer oder Fahrerin auf Wunsch unterstützten. „Bei Level-2-Fahrzeugen bleibt die Fahrerin oder der Fahrer grundsätzlich immer in der Verantwortung“, erklärte BMW-Sprecherin Almut Stollberg.
Polizei ging wegen Beschriftung von einem Testfahrzeug aus
Bei allen Erprobungsfahrzeugen, die Kameraaufnahmen tätigen, sei es aus datenschutzrechtlichen Gründen Pflicht, das Fahrzeug zu kennzeichnen. Entsprechende Fotoaufnahmen von dem Unfallwagen hatten die Polizei in Reutlingen zu dieser Annahme veranlasst.
„Wir gingen wegen der Beschriftung davon aus, dass es sich um ein autonomes E-Testfahrzeug handelte,“ sagte ein Sprecher. Fotos zeigen den völlig zerstörten vollelektrischen SUV mit der Aufschrift „electric test vehicle“, einem Kamera-Aufkleber und dem Hinweis auf die Internetadresse: „www.bmw.com/autonomousdriving“.
BMW nutzte Fahrzeug für Systemtest
BMW erläuterte am Dienstagnachmittag, dass der betroffene Wagen für die Absicherung und Weiterentwicklung bestehender Systeme eingesetzt worden war. Der Fahrer arbeite für eine externe Firma und sei zum Unfallzeitpunkt mit dem Entwicklungsfahrzeug privat unterwegs gewesen.
Es handele sich um bereits zugelassene Serienfahrzeuge, die mit neuen Funktionen ausgestattet und getestet würden. In diesem Fall sei es um die Erprobung des Entertainment-Systems gegangen. „In dieser Mission sind Hunderte Fahrzeuge für BMW unterwegs“, sagte BMW-Sprecherin Stollberg.
Da für derartige Entwicklungstests auch Kameras eingesetzt würden, sei die Kennzeichnung mit Aufkleber nötig, so Stollberg. Am Morgen hatte der Autohersteller bereits darauf hingewiesen, dass die genauen Umstände des Unfalls untersucht würden. „Selbstverständlich stehen wir dazu im engen Austausch mit den Behörden.“
BMW-Testfahrzeug geriet auf Gegenfahrbahn
Zu dem Unfall kam es am Montag auf der Bundesstraße 28. Der 43-jährige Fahrer des Testwagens war laut Polizei mit vier weiteren Menschen an Bord bei Römerstein im Kreis Reutlingen unterwegs. In einer Kurve kam das Auto laut Polizei auf die Gegenfahrbahn und streifte einen Citroen, der dann frontal gegen ein weiteres Auto prallte. Auch dieses Fahrzeug kam von der Fahrbahn ab – und geriet sofort in Brand.
Der BMW-Testwagen stieß noch mit einem weiteren Auto zusammen. Der 33 Jahre alte Beifahrer dieses Wagens erlitt dabei tödliche Verletzungen. In dem Testwagen saßen laut Polizei neben dem Fahrer noch zwei Männer im Alter von 31 und 47 Jahren sowie eine 42-Jährige und ein eineinhalb Jahre altes Kind. Sie wurden ebenso wie die weiteren Unfallbeteiligten schwer verletzt in Kliniken gebracht.