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Wenig Interesse

Wird der Impfstoff Astrazeneca zum Ladenhüter?

Die Ärzte können jetzt Impfstoffe verschiedener Hersteller frei bestellen. Offenbar entscheiden sich viele Mediziner gegen das Vakzin von Astrazeneca, weil sie den Beratungsaufwand scheuen.

Unterschiedlich beliebt: Rechts der Corona-Impfstoff von Biontech, links eine Impfdose mit Astrazeneca, das angeblich von Ärzten nicht so oft bestellt wird.
Unterschiedlich beliebt: Rechts der Corona-Impfstoff von Biontech, links eine Impfdose mit Astrazeneca, das angeblich von Ärzten nicht so oft bestellt wird. Foto: Marcus Brandt picture alliance/dpa

In der kommenden Woche sollen in Deutschland etwa drei Millionen Dosen Corona-Impfstoff zur Verfügung stehen. Die Ärzte konnten am Dienstag erstmals frei entscheiden, welche Vakzine sie in den Apotheken bestellen, die wiederum beim Großhandel ordern.

Laut dem Fachportal Apotheke Adhoc zeigen erste Daten, dass Astrazeneca trotz Aufhebung der Priorisierung in einigen Bundesländern zum Ladenhüter werden könnte.

Der Branchendienst hat am Dienstag 173 Apotheken befragt. Demnach liegt das Verhältnis der bestellten Stoffe von Astrazeneca zu Biontech bei 1:2,4.

Die Ärzte hätten also mehr als doppelt so viele Dosen des mRNA-Produkts bestellt, der weniger Thrombose-Risiken mit sich bringen soll. Das könnte Konsequenzen haben: Denn mit 1,6 und 1,4 Millionen Dosen sollen beide Impfstoffe laut Bundesgesundheitsministerium in ähnlicher Größenordnung verfügbar sein.

Jeder fünfte Arzt hat keinen Astrazeneca-Impfstoff bestellt

Rechnerisch hat laut Umfrage jeder Arzt im Durchschnitt 40 Dosen Astrazeneca bestellt und 93 Dosen Biontech. Fast jeder Fünfte wollte den Impfstoff des britisch-schwedischen Herstellers gar nicht bekommen. Ein Grund könnten Vorbehalte von Patienten gegen das Vakzin sein, das einen erhöhten Beratungsbedarf mit sich bringt.

„Bei Astrazeneca fängt jeder an zu fragen, das kostet Zeit. Bei Biontech geht das schneller“, berichtete kürzlich den BNN der Hausarzt Wolfgang Ralla aus Achern.

Die ärztliche Zurückhaltung ist ein Faktor, der die Impfkampagne durchaus verlangsamen könnte. Denn von den Ärzten wird offenbar erwartet, dass sie weiter das weniger populäre Vakzin verabreichen. „Wenn ich 50 Dosen von Biontech haben möchte, werde ich nur zwei Drittel davon bekommen, weil der Eindrittel-Anteil von Astrazeneca herausgerechnet wird“, sagte Ralla.

Bei Astrazeneca fängt jeder an zu fragen, das kostet Zeit.
Wolfgang Ralla, Impfarzt

Laut der Apotheke-Adhoc-Umfrage haben die Ärzte am Dienstag ihre maximalen Bestellmengen weitgehend ausgenutzt. Bei Astrazeneca sehen 90 Prozent noch Luft nach oben, bei Biontech sind es halb so viele.

Dass die Nachfrage nach Astrazeneca seitens der Arztpraxen wegen der Lockerung bei der Priorisierung noch ansteigen könnte, erwarten lediglich 23 Prozent der Befragten.

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