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Riskanter Adrenalinkick

Zahl der Motorradunfälle im Südwesten steigt um 15,2 Prozent

Die Schwarzwaldhochstraße ist eine bei Bikern besonders beliebte Strecke. Rund 140 Motorradunfälle zählte die Polizei im ersten Halbjahr 2021. Auch landesweit hat die Zahl der Motorradunfälle zuletzt deutlich zugenommen.

Ein Motorrad liegt zerstört auf der Straße.
Im ersten Halbjahr 2022 sind in Baden-Württemberg 23 Biker tödlich verunglückt. Foto: Benjamin Nolte/stock.adobe.com

Sie sind Zeugen der Trauer, stumme Mahner am Straßenrand, die auf ein tragisches Ende hinweisen: Oft stehen Unfallkreuze inmitten einer Umgebung, die eigentlich viel zu idyllisch ist, um an den Tod zu denken.

Und doch sind es gerade diese langen, kurvigen Strecken durch die Natur, die insbesondere Motorradfahrer gerne dazu verleiten, etwas mehr aufs Gas zu drücken. Ein kurzer Adrenalinkick, für den am Ende nach wie vor zu viele mit ihrem Leben bezahlen.

Auch die Schwarzwaldhochstraße, umrahmt von dichten Wäldern, ist eine bei Bikern besonders beliebte Strecke. Doch längst nicht jeder Motorradfahrer wählt sie nur deshalb aus, um die Schönheit der Natur auf sich wirken zu lassen.

Rund 140 Motorradunfälle zählte das Polizeipräsidium Offenburg im ersten Halbjahr 2021 für seinen Zuständigkeitsbereich. „Im ersten Halbjahr 2022 ist die Tendenz vergleichsweise leicht steigend“, teilt das Präsidium auf Nachfrage dieser Redaktion mit. Eine genaue Zahl kann zum jetzigen Stand nicht genannt werden.

Zahl der Motorradunfälle im Land hat zugenommen

Auch landesweit hat die Zahl der Motorradunfälle zuletzt deutlich zugenommen. Im ersten Halbjahr dieses Jahres ereigneten sich demnach 2.055 Unfälle im Südwesten – 15,2 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum, wie die Deutsche Presse-Agentur aus dem Innenministerium erfuhr.

545 Motorradfahrer und -Beifahrer wurden schwer verletzt, das sind 1,1 Prozent mehr als im ersten Halbjahr 2021. Insgesamt 1.142 Motorradfahrer und -Beifahrer wurden leicht verletzt, 16,3 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.

Einen kleinen Lichtblick gibt es aber dennoch: Die Zahl der tödlich verunglückten Motorradfahrer ging im ersten Halbjahr landesweit leicht zurück. Laut der Statistik kamen demnach bei Unfällen im ersten Halbjahr 23 Biker in Baden-Württemberg ums Leben. Im Vorjahreszeitraum waren es 31.

Das Polizeipräsidium Offenburg sieht in seinem Zuständigkeitsbereich keine großen Veränderungen, was Motorradunfälle mit Todesfolge angeht. „Im ersten Halbjahr 2021 hatten wir drei tödlich verunglückte Motorradfahrer zu vermelden, im ersten Halbjahr 2022 ist die Tendenz gleichbleibend“, heißt es.

Trotz des leichten Anstiegs der Motorradunfälle insgesamt im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ist das Polizeipräsidium davon überzeugt, dass Maßnahmen wie verstärkte Kontrollen Wirkung zeigen. Man dürfe bei der Statistik nämlich nicht vergessen, dass die Zahl der Unfälle im vergangenen Jahr aufgrund der Corona-Pandemie ohnehin geringer war als sonst.

„Im vergangenen Jahr hatten wir auf den Straßen viel weniger Verkehr, das nimmt jetzt natürlich wieder zu“, erklärt Pressesprecherin Karen Stürzel. Vergleicht man die Anzahl der Motorradunfälle der ersten sechs Monaten des Jahres 2022 mit den Jahren vor der Pandemie, könne man durchaus einen Rückgang erkennen.

Schwerpunkt der Kontrollen auf besonders risikoreichen Strecken

Auch deshalb wollen die Beamten an vermehrten Kontrollen festhalten und weiter verstärkt Präsenz zeigen. Der Schwerpunkt der Kontrollen liege dabei auf den besonders risikoreichen Strecken in den Höhengebieten rund um den Schwarzwald mit der B500 und allen Zufahrtsstraßen. Auch die Kreisstraße 5311 bei Achern, die von den Behörden als „Motodrom“ bezeichnet wird, sei seit Jahrzehnten unter Motorradfahrern als Strecke bekannt, an der man seine Kurventechnik ausprobieren kann.

Die Lage am Parkplatz Helbingfelsen, der in der Vergangenheit zum Hotspot für Motorrad-Poser und -raser wurde und zeitweise sogar gesperrt werden musste, habe sich inzwischen wieder etwas entspannt. „Wir sehen hier eine positive Entwicklung“, teilt das Polizeipräsidium weiter mit. Hier habe eine verstärkte Polizeipräsenz Wirkung gezeigt.

Auch Innenminister Thomas Strobl (CDU) ist überzeugt: „Fast 26 Prozent weniger getötete Motorradfahrer machen deutlich: Die Konzepte zur Vermeidung tödlicher Motorradunfälle greifen.“ Die Polizei habe beim ersten landesweiten Aktionsmonat Motorrad im Mai mehr als 5.500 Biker kontrolliert. Man werde die Präventionsarbeit fortsetzen und den Kontrolldruck hochhalten, versicherte Strobl. „Über 2.000 Motorradunfälle im ersten halben Jahr sind zu viele, und auch die Anzahl der Schwerverletzten ist leider anhaltend hoch. Wir lassen nicht locker.“

Ministerium: Im ersten Halbjahr 2022 gab es750 Kontrollaktionen mehr

Im ersten Halbjahr 2022 wurden laut Ministerium bei rund 750 Kontrollaktionen mehr als 12.300 Motorräder kontrolliert. Dabei wurden mehr als 3.700 Verstöße festgestellt. An Platz eins stehen Verstöße wegen technischer Mängel. In rund 1.050 Fällen wurden Geschwindigkeitsverstöße zur Anzeige gebracht.

Das Ministerium kündigte an, am Fünf-Punkte-Plan zur Reduzierung von Motorradunfällen festhalten zu wollen: die Entschärfung gefährlicher Strecken, eine strenge Überwachung, Technik-Check-Angebote, Schärfung des Gefahrenbewusstseins bei Bikern „Ü50“ und eine offensive Öffentlichkeitsarbeit.

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