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Mehr als 22.000 echte Rundflüge in 2019

Zeppelinmuseum in Friedrichshafen bietet virtuelle Rundflüge an

Fliegen wie ein Vogel: Allein schon die Vorstellung weckt Sehnsüchte. In Friedrichshafen starten regelmäßig Zeppelinflüge über den Bodensee. In Corona-Zeiten gibt es Alternativen.

HANDOUT - Zum Themendienst-Bericht von Brigitte Geiselhart vom 10. Mai 2018: Zwischen 30 Minuten und zwei Stunden dauert ein Rundflug mit dem Zeppelin über den Bodensee. (ACHTUNG - HANDOUT - Nur zur redaktionellen Verwendung durch Themendienst-Bezieher im Zusammenhang mit dem genannten Text und nur bei vollständiger Nennung des nachfolgenden Credits.) Foto: Achim Mende/Deutsche Zeppelin-Reederei GmbH/dpa-tmn
Fliegen wie ein Vogel: Zwischen 30 Minuten und zwei Stunden dauert ein Rundflug mit dem Zeppelin über den Bodensee. In Coronazeiten können Himmelsstürmer virtuell auf Reisen gehen. Foto: Mende/Deutsche Zeppelin-Reederei GmbH/dpa-tmn

Anschnallen und abschalten. Die Motoren surren leise. Scheinbar schwerelos steigt der stromlinienförmige Gigant in die Höhe und schwebt lautlos durch die Lüfte. Die Häuser unter der Gondel schrumpfen zu Miniaturgröße zusammen, der Bodensee glitzert silbern in der morgendlichen Sonne.

Die Alpen mit ihren schneebedeckten Gipfeln scheinen zum Greifen nah, kratzen am stahlblauen Himmel, während sich die Täler nur zögerlich aus einem Wolkenmeer herausschälen. Bei den Passagieren auf den blauen Sitzen herrscht beste Stimmung, denn wann wird einem die Welt so zu Füßen gelegt?

Der Ausblick auf See, Stadt und Alpenszenerie ist atemberaubend und wunderschön, dank der riesigen Panoramafenster. Die Pfahlbauten bei Uhldingen tauchen am Horizont auf, die Schlösser von Meersburg, die Basilika von Bernau, aber auch Wiesen, Weiden und eine Armada aus Jachten, die wie weiße Einsprengsel auf dem blauen See schimmern. Als die Sonne langsam am Horizont verschwindet, ist auch die Fahrt vorüber: die Reise mit dem Zeppelin über den Bodensee.

Fliegen wie ein Vogel: Allein schon der Gedanke daran weckt Sehnsüchte. Wünsche, die sich in Coronazeiten nicht so leicht stillen lassen. Die Deutsche Zeppelin-Reederei in Friedrichshafen lässt ihre fliegenden Zigarren regelmäßig über dem Bodensee, dem Vorarlberger Land und der Schweizer Alpenkette kreisen, streut gelegentlich auch Rundflüge über Städte wie München oder Mönchengladbach ein.

Zwölf verschiedene Routen gibt es allein im Dreiländereck Österreich-Deutschland-Schweiz, vom 30-minütigen Rundflug über Friedrichshafen bis zum zweistündigen Zeppelin-Trip mit dem spektakulären Blick auf den Rheinfall bei Schaffhausen als Höhepunkt. Wer möchte, kann sich sogar im Zeppelin trauen lassen. Seit 2012 fungieren die Luftschiffe als Standesamt.

Die Zeppelinfahrt ist kein billiges Vergnügen

Mehr als 22.000 Passagiere ließen sich 2019 durch die Lüfte schaukeln. Kein ganz billiges Vergnügen, denn schon der 30-minütige Rundflug ab dem Hangar in Friedrichshafen schlägt mit 260 Euro pro Person zu Buche. Der zweistündige Flug zum Rheinfall kostet 870 Euro, Rundflüge über München, die im April und Mai geplant sind, 395 Euro.

Doch es geht auch anders. Auf der Internetseite der Deutschen Zeppelin-Reederei kann man sich einfach zurücklehnen, das zeit- und schwerelose Zeppelin-Gefühl erleben, dem Piloten im Cockpit über die Schulter schauen und lernen, weshalb die fliegenden Zigarren überhaupt abheben – den Geldbeutel kann der „Fluggast“ getrost zulassen. Wer einfach mal in die Luft gehen möchte, testen will, ob eine Zeppelinfahrt überhaupt das Richtige für die eigene Person ist – der kann es bei dem virtuellen Flug testen.

Die virtuelle Tour aus der Vogelperspektive mit 360-Grad-Rundumsicht ist nur ein Angebot. Vom heimischen Sofa aus können Interessierte durch das Innere der Zeppelin-Hülle spazieren und den Hangar erkunden, wo die großen Vögel geparkt und gewartet werden. Hinter den riesigen Toren verbirgt sich eine der größten freitragenden Hallen Süddeutschlands mit einer Höhe von 34 Metern. Von dort geht es quer übers Feld zur Gondel. Über die Web-Cam können Flugfans von Zuhause oder von Unterwegs live das Treiben auf dem Flugfeld beobachten.

Friedrichshafen ist die Zeppelinstadt

Friedrichshafen ist eine Industriestadt mit rund 60.000 Einwohnern, die sich stolz „Zeppelinstadt“ nennt. Zu Recht, trifft man hier doch auf Schritt und Tritt auf Ferdinand Graf von Zeppelin. Hier waren 12.000 Zuschauer live dabei, als im Juli des Jahres 1900 ein Luftschiff erstmals abhob.

Der Flug von LZ 1 dauerte nur 18 Minuten und endete mit einer Notlandung auf dem Wasser. Fast ein ganzes Jahrhundert später, am 18. September 1997, stieg das erste Luftschiff Neuer Technologie (NT) wieder in Friedrichshafen auf. Seitdem sind die am Himmel kreisenden Zeppeline ein gewohnter Anblick in der Bodenseeregion.

Heute ist der NT das größte und einzige für den kommerziellen Passagierbetrieb zugelassene Luftschiff der Welt. Er verfügt über eine starre Innenstruktur. Antriebe, Leitwerke und Kabine sind direkt an die Tragstruktur montiert, um so dem Zeppelin das gewünschte Maß an Sicherheit, Komfort und Leistung zu verleihen. Als Traggas wird Helium benutzt, das im Gegensatz zum früher verwendeten Wasserstoff nicht brennbar ist.

Service

Das Zeppelin Museum Friedrichshafen (Seestraße 22, 88045 Friedrichshafen) hat normalerweise in den Wintermonaten dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr geöffnet, Der Eintritt für Erwachsene kostet elf Euro, Kinder zwischen sechs und 16 Jahren zahlen sechs Euro.

Die 360-Grad-Touren der Deutschen Zeppelin-Reederei finden sich im Internet. Über die Webseite können auch reale Touren mit dem Luftschiff gebucht werden.

Wer mehr über die Geschichte der Zeppeline erfahren möchte, für den ist das Zeppelin-Museum in der Seestraße die richtige Adresse. Auch hier gilt: Wegen Corona vorübergehend geschlossen. Doch das Haus, dessen Anfänge bis ins Jahr 1869 zurückreichen, ist schon seit geraumer Zeit dazu übergegangen, seine Exponate digital der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Deren Zahl wächst ständig. Die Objekte gelten als die bedeutendste Sammlung zur Geschichte der Luftschifffahrt. Über das Onlineportal lassen sich auch jene Ausstellungsstücke entdecken, die bisher nicht öffentlich gezeigt wurden oder nur temporär zu sehen sind.

So gibt es beispielsweise blau-geränderte Frühstücksgedecke zu sehen, die im LZ 27 zum Einsatz kamen - jenes Luftschiff, das während einer Aufklärungsfahrt im Ersten Weltkrieg an der dänischen Küste notlanden musste, Ein paar Klicks weiter präsentiert sich der gefütterte Maschinistenoverall für eine Arktisfahrt. Webspecials zu einzelnen Wechselausstellungen runden das digitale Angebot ab.

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