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Landtag in Stuttgart

Zurzeit kein Sprungbrett zum Ministerpräsidenten: CDU-Politiker Manuel Hagel will den Fraktionsvorsitz

Manuel Hagel, der Generalsekretär der CDU in Baden-Württemberg strebt den Schritt in die vorderste Reihe der Landespolitik an. Die Landtagsfraktion wählt an diesem Dienstag ihren Vorsitz neu und der Oberschwabe kandidiert für dieses Amt. Mit seinen 33 Jahren steht er bei den Christdemokraten für Erneuerung – ein wichtiges Signal nach der Wahlschlappe vom März.

Signalisiert den Aufbruch bei der Südwest-CDU: Manuel Hagel, Generalsekretär der CDU Baden-Württemberg, will in die vordere Reihe der Landespolitik wechseln.
Signalisiert den Aufbruch bei der Südwest-CDU: Manuel Hagel, Generalsekretär der CDU Baden-Württemberg, will in die vordere Reihe der Landespolitik wechseln. Foto: Christoph Schmidt/dpa

Auf dem Gruppenfoto, das die Verhandlungsdelegationen von Grünen und CDU nach Abschluss des Koalitionsvertrags zeigt, steht Manuel Hagel in der letzten Reihe. Als einziger Mann in der Runde trägt er kein Sakko. So sieht jeder, dass er die Ärmel hochgekrempelt hat.

Als Generalsekretär der Südwest-CDU gehört Hagel bereits zur Führungsreserve der Landespolitik. Nun strebt der frühere Sparkassendirektor den Schritt in die vorderste Reihe an: Wenn die CDU-Landtagsfraktion an diesem Dienstag ihren Vorsitz neu vergibt, wird sich der Oberschwabe zur Wahl stellen. Der bisherige Fraktionschef Wolfgang Reinhart wechselt in die Regierung. Der Weg ist damit frei. Am Montag hat Hagel die Fraktionskollegen abtelefoniert, um sie über seine Kandidatur zu informieren. Offiziell will er sie erst am Dienstag bekanntgeben. Er geht nach Plan vor, und der sieht keine Fehler auf den letzten Metern vor, sondern ein Signal für einen Aufbruch.

Förderer war Thomas Strobl

Den wünscht sich sein Förderer Thomas Strobl auch für die Regierung. Der CDU-Landeschef, der den damaligen Parlamentsneuling aus Ehingen 2016 für viele überraschend zum Generalsekretär der Südwest-CDU berufen hat, hätte sich den Jungstar auch als Minister vorstellen können. Nach der Wahlschlappe will die CDU Erneuerung ausstrahlen, inhaltlich, aber auch personell. Schon vom Lebensalter und ihrer politischen Vita her verkörpern die weiter als gesetzt geltenden Minister Strobl (61), Peter Hauk (60) und Wolfgang Reinhart (65) diesen Anspruch nur bedingt.

Der 33 Jahre alte Hagel aber hat seinen eigenen Plan, und den verfolgt er gezielt. Geschickt hat er den Machtkampf zwischen Strobl und Susanne Eisenmann um die Spitzenkandidatur moderiert und überlebt. Im Landtagswahlkampf präsentierte er den CDU-Landesverband als digitale Avantgarde. Intern ließ er früh durchblicken, dass Eisenmann ihr eigenes Ding mache, sodass er auch die Wahlpleite unbeschadet überstand, zumal er seinen Wahlkreis mit 35,9 Prozent gewann.

Als Reinhart sich nach der Wahl für zwei Jahre als Fraktionschef bestätigen lassen wollte, fanden sich 25 Abgeordnete für einen Antrag, die Amtszeit bis zum Ende der Koalitionsverhandlungen zu begrenzen. Reinhart schlug diese Lösung dann selbst vor. Seinen Job als Generalsekretär wird Hagel im Erfolgsfall über kurz oder lang abgeben müssen, dafür hätte er als Fraktionschef eine eigene Hausmacht und wäre nicht mehr in einer abhängigen Funktion.

Fraktionsvorsitz galt lange als Sprungbrett

Als die CDU noch das Dauerabonnement auf die Villa Reitzenstein innezuhaben schien, galt der Fraktionsvorsitz als Sprungbrett für das Amt des Ministerpräsidenten. Lothar Späth, Erwin Teufel, Günther Oettinger, Stefan Mappus – sie alle kamen aus dieser Position ins höchste Amt, Späth nach kurzer Zwischenstation als Minister. Und sie alle hatten sich in ihrer Zeit als Fraktionschef als Widerpart zum amtierenden Regierungschef positioniert. Die CDU, hieß es damals mehr bewundernd als spöttisch, erledige die Oppositionsarbeit auch noch selbst.

Und jetzt? Hagel ist der Shooting Star einer Partei im Niedergang. Seit 15 Jahren befindet sich die CDU im Abstiegskampf. Bei der Landtagswahl 2006 kam sie noch auf 44,2 Prozent, nun auf magere 24,1 Prozent. Einen Dualismus zwischen Fraktionschef und dem nun Vize-Ministerpräsidenten der CDU könne sich die Partei nicht mehr leisten, heißt es in Hagels Umfeld. Nicht mehr Opposition zur eigenen Regierung wolle man sein, sondern diese konstruktiv-kritisch begleiten, wirbt er selbst in seinen Telefonaten. Frei von Risiken ist die Operation nicht: Der Fraktionsvorstand, der erst zu einem späteren Zeitpunkt neu gewählt wird und an dem kein Vorsitzender einfach vorbeiagieren kann, ist bislang kein Hort der Strobl-Fans.

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