Skip to main content

Missbrauch

„Versagen“: Kardinal Marx bittet Gemeinde um Entschuldigung

Ein als Missbrauchstäter verurteilter Priester arbeitete jahrelang in Garching an der Alz. Dort soll er rückfällig geworden sein. Bei einem Besuch in der Gemeinde findet Kardinal Marx deutliche Worte.

Reinhard Kardinal Marx spricht mit Journalisten, bevor er zu einem Gottesdienst in das Ausbildungszentrum für Pastoralreferenten geht.
Reinhard Kardinal Marx spricht mit Journalisten, bevor er zu einem Gottesdienst in das Ausbildungszentrum für Pastoralreferenten geht. Foto: Lennart Preiss/dpa

Der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx, hat sich bei einem Besuch in Garching an der Alz für Missbrauchsfälle in der Gemeinde entschuldigt und Fehler eingeräumt.

Man wisse heute, „dass auch Missbrauch geschehen ist, dass der Pfarrer, der hier tätig war, ein Missbrauchstäter gewesen ist“, sagte Marx am Samstag nach Gesprächen und einer gemeinsamen Andacht mit Gemeindevertretern. „Das ist Verrat an der Botschaft Jesu und es ist ein Versagen der Institution, für die ich um Entschuldigung bitte.“

Ein wegen sexuellen Missbrauchs verurteilter Priester war rund 20 Jahre lang in Garching tätig gewesen, obwohl er zuvor in einer anderen Gemeinde Kinder missbraucht hatte und dafür auch verurteilt worden war. Nach Angaben des Bistums wurde er nach seiner Versetzung nach Garching, die in die Zeit fällt, bevor Marx zuständiger Bischof war, wieder rückfällig. Drei Betroffene hätten sich gemeldet, die dem Mann vorwerfen, sie missbraucht zu haben.

„Für dieses Versagen bitte ich um Entschuldigung“, sagte Marx. „Wir haben wahrscheinlich etwas unterschätzt, was an Spannungen und Verwundung und Verletzungen da ist.“ Er wisse inzwischen, „dass Aufarbeitung eine lange Geschichte ist und Viele das unterschätzen“.

Der Garchinger Fall soll laut Marx in dem für dieses Jahr noch erwarteten Gutachten zu sexuellem Missbrauch im Erzbistum aufgearbeitet werden - wie andere Fälle auch, auch solche aus seiner Zeit als Erzbischof. „Ich habe jetzt keinen konkreten Punkt, wo ich sage, da habe ich jetzt was vertuscht“, sagte Marx. Aber: „Ich kann doch von mir nicht behaupten, ich hätte immer alles ganz genau gewusst.“ Manchmal habe er womöglich nicht genau genug hingeschaut. „Hätte ich mich nicht anstrengen müssen, mehr zu wissen?“, fragte er. „Das empfinde ich als Schuld.“

Mit seinem Rücktrittsgesuch, das Papst Franziskus vor einigen Wochen abgelehnt hat, habe er institutionelle, aber auch ganz persönliche Verantwortung übernehmen wollen. „Das Rücktrittsgesuch war umfassend gemeint“, betonte Marx. „Ich bin ja kein Roboter. Ich stehe ja als Person dafür, auch mit meinen Fehlern.“

Die Kirche müsse aus dem Skandal lernen, forderte er mit Blick auf den Reformprozess „Synodaler Weg“: „Wenn der Schock nicht zu einer Reform führt, dann weiß ich nicht, wie groß der Schock sein muss.“

nach oben Zurück zum Seitenanfang