
In jedem Ende steckt auch ein Anfang. Im Dezember 2019 fieberten Millionen Fans der Weltraumsaga „Star Wars“ dem abschließenden Kinofilm mit dem Titel „Der Aufstieg Skywalkers“ entgegen. Wenige Wochen zuvor hatte, zunächst ausschließlich in den USA, auf dem neuen Streamingportal Disney+ die Serie „The Mandalorian“ begonnen.
Mit der liebevoll erzählten Geschichte um zwei Außenseiter in jener „weit, weit entfernten Galaxis“ gelang ein derartiger Erfolg, dass die an diesem Mittwoch startende dritte Staffel nahezu mit ähnlicher Spannung erwartet wird wie einst die großen Leinwand-Abenteuer.
„The Mandalorian“ gab Disney+ großen Start-Schub
Mit Spannung dürften auch die Verantwortlichen im Disney-Konzern die Resonanz auf diese Staffel erwarten. „The Mandalorian“ ist hier ein Aushängeschild. In Deutschland ging der Streamingkanal erst im März 2020 an den Start – und erreichte über die Zugkraft dieser Serie, die online bereits viel positive Mundpropaganda generiert hatte, schnell ein großes Abo-Publikum.
Doch bald zeigte sich, dass sich auch eine weltweit bekannte Marke wie „Star Wars“ nicht unbegrenzt als „cash cow“ melken lässt. Besonders schwierig ist der Spagat, das beliebte Flair der Saga zu erhalten und zugleich eine unabdingbare Frischzellenkur durchzuführen.
Weitere Serien wie „The Book of Boba Fett“ oder „Obi-Wan Kenobi“ wurden durch das krampfhafte Bemühen, Fan-Erwartungen zu bedienen, zu kreativen Rohrkrepierern. Die erzählerisch komplexere Serie „Andor“ erntete viel Kritikerlob und positive Resonanz, erreichte aber nicht die Massen im Mainstream.
„Star Wars“-Darsteller Liam Neeson sieht Entwicklung kritisch
Selbst Stars, die an dem Franchise beteiligt sind, sehen die Entwicklung kritisch. So erklärte Liam Neeson, der in der Kino-Episode I sowie in der Kenobi-Serie als Jedi-Meister Qui-Gon Jinn zu sehen war, in einer US-Talkshow, die große Menge an „Star Wars“-Ablegern verwässere aus seiner Sicht die Reihe und nehme ihr „das Mysteriöse und die Magie“.
Insofern könnte die dritte „Mandalorian“-Staffel wegweisende Auswirkungen auf das Franchise haben. Ist sie der letzte Pfeil im Köcher des Disney-Konzerns, der die Rechte an „Star Wars“ vor gut zehn Jahren für rund vier Milliarden Dollar von dem Saga-Schöpfer George Lucas erworben hat? Oder gelingt tatsächlich ein langjähriger Aufbruch ins „Mandoverse“, wie die Welt rund um den von Pedro Pascal gespielten Helm-Helden bereits genannt wird?
Große Aufgaben für Showrunner Jon Favreau
Koordiniert wird die Serie von Jon Favreau, der als Darsteller der Figur Happy Hogan in sieben Filmen des Marvel Cinematic Universe reichlich Erfahrung mit Langzeit-Serien hat. Er ahnt offenbar, dass der Charme der naiven Unschuld, mit der die erste Staffel erzählerisch noch vorgehen konnte, angesichts eines wachsenden Serien-Universums an seine Grenzen stößt.
Anlässlich der neuen Staffel erklärte er: „Wir müssen nicht mehr nur darauf achten, was uns umgibt“, sagt er mit Blick auf die „Star Wars“-Originalfilme und die Sequeltrilogie, zwischen denen „The Mandalorian“ zeitlich verortet ist.
Favreau weiter: „Wir müssen auch an die anderen Shows denken, die in derselben Zeitlinie spielen. Wenn sich die Dinge in jeder Serie weiterentwickeln, wollen wir sicherstellen, dass sie über mehrere Handlungsstränge konsistent sind.“ Angesichts der Tatsache, dass in „Boba Fett“ und „Obi-Wan Kenobi“ manche Dinge nicht einmal innerhalb einer einzigen Folge konsistent wirkten, dürfte dies eine große Herausforderung werden.