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Staatsaffäre

Belgien: Terrorverdächtiger Soldat tot aufgefunden

Ein Soldat steht wegen Rechtsextremismus auf einer staatlichen Terrorliste - und hat doch weiter Zugang zur Waffenkammer. Als er Belgiens Chefvirologen bedroht und verschwindet, beginnt eine beispiellose Fahndung - und eine Staatsaffäre.

Fahrzeuge des belgischen Militärs im Mai während der Fahndung nach dem Soldaten.
Fahrzeuge des belgischen Militärs im Mai während der Fahndung nach dem Soldaten. Foto: Nicolas Maeterlinck/BELGA/dpa

Der wochenlang gesuchte terrorverdächtige Soldat Jürgen Conings ist in Belgien tot aufgefunden worden. Dies bestätigte die belgische Staatsanwaltschaft am Sonntagabend vor Journalisten.

Bei einer von einem Jäger entdeckten Leiche handele es sich tatsächlich um Conings. Damit endet eine beispiellose Fahndung und die Terrorfurcht vor dem 46-jährigen mutmaßlichen Rechtsextremisten.

Der belgische Berufssoldat war am 17. Mai nach Todesdrohungen gegen den prominenten Virologen Marc Van Ranst in der Nähe des Nationalparks Hoge Kempen in der Region Limbourg verschwunden. Der Fundort der Leiche in Dilsen-Stockem liegt in der Nähe. Die Grenzen zu den Niederlanden und zu Deutschland sind nur wenige Kilometer entfernt. Als Todesursache vermutet die Staatsanwaltschaft Selbsttötung mit einer Schusswaffe.

Nach Conings Verschwinden wurde befürchtet, dass der Berufssoldat einen Anschlag auf staatliche Strukturen oder öffentliche Personen plant. Im abgestellten Auto des Gesuchten war nach Angaben der Behörden ein „verdächtiger Mechanismus“ gefunden worden, möglicherweise eine Sprengvorrichtung. In dem Wagen lagen außerdem schwere Waffen. Gegen den Mann wurde wegen versuchten Mordes und illegalen Waffenbesitzes in einem terroristischen Kontext ermittelt.

Wochenlang lief eine beispiellose Suchaktion. Die Armee half mit Hunderten Soldaten, gepanzerten Fahrzeugen und Kampfhubschraubern, Interpol wurde eingeschaltet. Die Fahndung verschlang nach einem Bericht der Zeitung „Le Soir“ bis Mitte Juni rund 650.000 Euro.

Das Verschwinden des 46-Jährigen zog zudem politische Kreise. Denn wegen rechtsextremer Sympathien stand Conings auf einer Verdächtigenliste der belgischen Anti-Terror-Behörde Ocam. Trotzdem hatte Conings direkten Zugang zur Waffenkammer seiner Armee-Einheit.

Verteidigungsministerin Ludivine Dedonder musste mehrfach vor belgischen Parlamentsabgeordneten Rede und Antwort stehen. Die Eintragung des Soldaten als Gefährder der Stufe drei von vier auf der Terroristenliste wurde nach Regierungsangaben nicht rechtzeitig an den Geheimdienst SGRS weitergeleitet.

Chefvirologe Van Ranst hatte sich am Sonntag erleichtert über die wahrscheinliche Aufklärung des Falls geäußert. Es sei aber noch nicht klar, wann er mit seiner Familie sein staatlich gesichertes Versteck verlassen könne, hatte er der Nachrichtenagentur Belga am Telefon gesagt. Die Anti-Terror-Behörde Ocam erklärte: „Auf Basis der neuen Informationen, die jetzt aus den Ermittlungen verfügbar sind, besteht keine unmittelbare Bedrohung mehr.“

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