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Thüringen

Empörung nach illegalem Karnevalsumzug in Corona-Hotspot

Auf völliges Unverständnis ist ein Karnevalsumzug in Thüringen mit bis zu 90 Teilnehmern gestoßen. Kritik kam von der Politik - und Karnevalisten.

Ein Blaulicht leuchtet am auf dem Dach eines Polizeiwagens. (Symbolbild)
Die Bundespolizei hat die Ermittlungen aufgenommen. Foto: Friso Gentsch/dpa

Ein illegaler Umzug von Karnevalisten im thüringischen Landkreis Schmalkalden-Meiningen sorgt für Empörung.

„In den aktuell so schwierigen Corona-Zeiten ist dies einfach verantwortungslos und rückt den organisierten Karneval in ein völlig falsches Licht“, erklärte der Landesverband Thüringer Karnevalvereine. Am Sonntag hatte erst die Polizei dem Treiben ein Ende gesetzt, nachdem bis zu 90 Teilnehmer bei einem Umzug im Ortsteil Jüchsen der Gemeinde Grabfeld zusammengekommen waren.

Wie ein Polizeisprecher sagte, weist Jüchsen den höchsten Wochenwert an Corona-Infektionen je 100.000 Einwohnern in Thüringen auf und gilt demnach als Hotspot. Nach Angaben des Sprechers hatten sich die Teilnehmer des Umzugs über Soziale Netzwerke verabredet. Auch Pferde und teils geschmückte Fahrzeuge seien beteiligt gewesen.

Auch Landrätin Peggy Greiser (parteilos) war entsetzt. „Es ist angesichts der aktuellen ernsten Lage absolut verantwortungslos und nicht zu tolerieren, was in Jüchsen passiert ist“, äußerte sie. „In den Krankenhäusern kämpfen Ärzte und Pfleger um unzählige Menschenleben, daheim bangen viele um ihre wirtschaftliche Existenzen und hier wird munter Karneval gefeiert.“ Es sei eine organisierte illegale Veranstaltung gewesen, bei der teilweise Mindestabstände nicht eingehalten und keine Mund-Nasen-Bedeckungen getragen worden seien.

Scharfe Kritik gab es auch vom Bund Deutscher Karneval (BDK). Mit einem solch „unsolidarischen Verhalten“ würden „angebliche Karnevalisten“ nicht nur die Gesundheit anderer gefährden, sondern auch dem Brauchtum und dem Ruf von Fasching, Fastnacht und Karneval insgesamt Schaden zufügen, teilte der BDK im saarländischen Bexbach mit. Der Bund betonte, in der Corona-Pandemie müssten sich alle in Vereinen organisierten Karnevalisten und auch privat zusammenkommende Narren an die Schutzregeln halten.

Wie das Landratsamt mitteilte, wurden drei Strafanzeigen wegen Beleidigung und Widerstand gegen Polizeibeamte erstattet. Greiser kündigte an, die Identitäten der Beteiligten sollten festgestellt und die Verstöße gegen die Corona-Schutzverordnung geahndet werden.

Der Mitteldeutsche Rundfunk berichtete unterdessen, Jüchsens Ortsteilbürgermeisterin Beate Heßler habe den Polizeieinsatz als unverhältnismäßig bezeichnet. Hätten die Beamten die Teilnehmer gewähren lassen, wäre die Sache nach drei Minuten vorbei gewesen, zitierte der Sender die Ortsteilbürgermeisterin.

Die Polizei machte deutlich, dass es bei einem illegalen Karnevalsumzug nicht um eine Dummheit geht. Aus strafrechtlicher Sicht könne etwa der Tatbestand der Nötigung erfüllt sein, der mit einer Freiheitsstrafe von bis bis zu drei Jahren geahndet werden könnte.

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