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Mahnwachen

Erster Castor-Transport seit neun Jahren in Deutschland

Die Polizei ist bereit, Atomkraftgegner machen mobil: Sechs Castoren mit Atommüll sind in einem norddeutschen Hafen gelandet. Die Frage: Wann rollt der Zug ins hessische Zwischenlager, wie stark werden die Proteste sein?

Der Union-Pier in Nordenham in Niedersachsen, an dem das Schiff mit sechs Castoren mit hoch radioaktivem Atommüll erwartet wird.
Der Union-Pier in Nordenham in Niedersachsen, an dem das Schiff mit sechs Castoren mit hoch radioaktivem Atommüll erwartet wird. Foto: Mohssen Assanimoghaddam/dpa

Der erste Castor-Transport mit deutschem Atommüll aus dem Ausland seit neun Jahren ist in Deutschland angekommen.

Ein seit mehreren Tagen erwartetes Spezialschiff aus Großbritannien machte am Montagmorgen im Hafen Nordenham an der Weser fest, wie die Polizei mitteilte. Von dort sollen die sechs Castor-Behälter mit der Bahn in ein Zwischenlager in Biblis in Hessen gebracht werden. Zur Abfahrt des Zuges und der Route machten weder die Transportfirma GNS noch die massiv vertretene Polizei Angaben.

Möglich ist der Weg von Nordenham nach Biblis Richtung Westen durch Nordrhein-Westfalen oder Richtung Osten über Hannover. Atomkraftgegner kritisieren den Transport des immer noch strahlenden Materials. Sie hielten nicht nur in Nordenham eine Dauermahnwache. Auch entlang der möglichen Fahrtstrecken Richtung Biblis haben verschiedene Anti-Atomgruppen zu Kundgebungen aufgerufen.

Der Atommüll aus deutschen Kernkraftwerken war in der britischen Wiederaufbearbeitungsanlage Sellafield bearbeitet worden. Von einem dortigen Hafen stach das Schiff „Pacific Grebe“ am vergangenen Dienstag in See. Auf der Fahrt durch die Nordsee wurde der Frachter von der Bundespolizei eskortiert. In der Zwölfmeilenzone vor der Küste übernahm die niedersächsische Polizei.

Bis zum frühen Montagabend hievte ein Kran drei der runden Container vom Schiff auf die bereitgestellten Waggons. Das Umladen werde am Montag nicht mehr abgeschlossen werden, sondern sich bis Dienstag hinziehen, sagte eine Polizeisprecherin. Vor dem abgeriegelten Hafengelände hielten den Tag über mehrere Atomkraftgegner eine Dauermahnwache. „Es verlief friedlich“, sagte die Sprecherin.

Auch von der Firma GNS, die den Transport durchführt, hieß es, dass das Umladen bis in den Dienstag dauern werde. Die Außenstrahlung der Castor-Behälter werde beim Umsetzen noch einmal gemessen. Bei der letzten Messung in Sellafield habe der Wert ein Viertel des erlaubten Grenzwertes betragen.

Die Corona-Pandemie trifft dabei sowohl die Sicherung des Transports wie auch die Demonstrationen. Die Polizeidirektion Oldenburg habe auf Basis der Empfehlungen des Robert Koch-Instituts ein umfassendes Hygienekonzept erstellt, sagte Polizeivizepräsident Andres Sagehorn. „Die Gesundheit aller Beteiligten genießt höchste Priorität“, sagte der Gesamteinsatzleiter. Dies gelte sowohl für die Bürgerinnen und Bürger, die ihr Grundrecht auf Versammlungsfreiheit ausübten, wie für die Polizeikräfte im Einsatz.

Nach Angaben der Bundesregierung muss Deutschland aufgrund internationaler Verpflichtungen seinen im Ausland aufbereiteten Atommüll zurücknehmen - aus Sellafield wie aus der französischen Anlage La Hague. An dem Transport des gefährlichen Materials gibt es viel Kritik. Umweltschützer sehen Mängel am Zwischenlager Biblis und Sicherheitsdefizite bei den Castor-Behältern. Die für die Lagerung des hoch radioaktiven Atommülls zuständige Gesellschaft für Zwischenlagerung (BGZ) weist diese Bedenken zurück.

Die Bundespolizei habe alle möglichen Fahrstrecken des Zuges gesichert, sagte ein Sprecher. Auch Hubschrauber würden eingesetzt. „Mit Beginn des Schienentransports sind wir zuständig“, sagte er. Zuletzt waren im November 2011 Castoren aus La Hague in das Zwischenlager Gorleben in Niedersachsen gebracht worden. Die Zugfahrt zog sich damals fünf Tage hin, weil Gleise blockiert wurden.

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