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Technisch gut gemacht

Die Queen tanzt: Fünf Deepfakes, die viele Menschen beeindruckt haben

Die Queen tanzt in ihrer Weihnachtsansprache. Ein Greifvogel schnappt ein Kind und fliegt davon. Täuschend echte Deepfake-Videos führen Zuschauer in die Irre. Wir zeigen fünf beeindruckende Deepfakes.

Alternative Weihnachtsbotschaft: „Channel 4“ wollte mit einem Deepfake mit der Queen 2020 zeigen, wie weit fortgeschritten und gefährlich die Technologie sein kann.
„Channel 4“ wollte mit einem Deepfake mit der Queen 2020 zeigen, wie weit fortgeschritten und gefährlich die Technologie sein kann. Foto: Channel 4 picture alliance/dpa/PA Media

Ein technisch guter gemachter Deepfake ist auf den ersten und auch auf den zweiten Blick nicht als solcher zu erkennen. Ob ein Schreckensszenario im Park, ein wiederauferstandener Künstler oder eine große Weihnachtsansprache der Queen – die Verantwortlichen hinter den folgenden fünf Deepfakes haben es auf verschiedene Weisen geschafft, ihre Zuschauerinnen und Zuschauer zum Staunen zu bringen.

Ein Mann imitiert 20 Prominente

20 Persönlichkeiten in 2 Minuten und 29 Sekunden. Synchronsprecher Jim Meskimen zeigt sein Talent in einem Video eindrucksvoll. Er trägt ein Gedicht über das Leben als Stimmenimitator vor und wechselt dabei passend zu George Clooney, Arnold Schwarzenegger oder etwa George W. Bush alle paar Sekunden die Stimmlage.

Was technisch beeindruckt: Meskimens Gesichtszüge ändern sich mit. Augenpartien und der Mundbereich des jeweiligen Prominenten sind klar erkennbar. Die Technik dahinter ist im Deepfake-Bereich vergleichsweise einfach: Die originalen Gesichter der Prominenten werden digital auf Meskimens wahres Gesicht gelegt.

„Es ist äußerst beeindruckend, wie realistisch Deepfakes geworden sind“, kommentiert ein Nutzer.

Greifvogel schnappt Kind

Ein Steinadler fliegt über einem Park in Kanada und gleitet dann herab, um seine Beute zu greifen: ein Kleinkind. Ein Mann filmt, wohl mit einer Handykamera, und ruft: „Oh shit!“ Bis er die Stelle erreicht, sitzt das Kleinkind weinend auf dem Boden. Der Steinadler hat es schon bald wieder losgelassen.

Der Deepfake aus dem Jahr 2012 ist nur für echte Experten erkennbar: In der 3D-Animation ist zu sehen, wie der Flügel des Adlers kurz verschwindet. Das Video ist das Werk vier kanadischer Kunststudenten, die es für eine Prüfung in Animationstechnik erstellt haben.

https://www.youtube.com/watch?v=QhxzCIfuFiA

„Auf Youtube laufen Tier- und Babyvideos immer am besten“, erklärte einer der Studenten. Der Erfolg hinter diesem Deepfake: Viele Zuschauer fragten sich, ob es wirklich möglich ist, dass sich ein Greifvogel ein Kleinkind schnappt. Die Macher selbst zeigten sich von der weltweiten Aufmerksamkeit aber überrascht. Ihre Note für das Video: 1,0.

Weihnachtsansprache der Queen

Schon am 23. Dezember 2020 strahlte der Sender „Channel 4“ die Weihnachtsansprache von Königin Elisabeth II. aus, die normalerweise erst am ersten Weihnachtsfeiertag zu sehen ist. Optisch jedoch ist das Video erschreckend nah an der Realität: Die Queen sitzt im blauen Kleid an einem Holztisch und spricht, die Lippen bewegen sich täuschend echt zu ihren Worten.

Es gehe ihr um Vertrauen darin, was echt ist und was unecht ist, sagt die Queen in dem Video. Es folgen witzige Bemerkungen, etwa zum Wegzug von Prinz Harry und Herzogin Meghan nach Kanada. Richtig absurd wird es erst am Ende – da tanzt die Queen zu Musik und Konfetti auf dem Tisch. Danach kommt sie auf das Stichwort Vertrauen zurück: Ist das, was wir sehen und hören auch immer real?

Der Sender selbst schrieb nach dem Video mit millionenfacher Reichweite, er sehe die komödiantische Parodie „als gewichtige Warnung vor Desinformation und Fake News im digitalen Zeitalter“. Die Technik: Eine Schauspielerin saß tatsächlich im blauem Kleid am Schreibtisch und tanzte für das Video. Ihr Gesicht wurde jedoch digital gegen das der Queen ausgetauscht. „Das ist sehr gruselig, aber auch sehr genial“, kommentiert ein Nutzer.

Ein unsterblicher spanischer Großmeister

Ein Visionär, ein Provokateur, ein zweifellos grandiöser Künstler. So ist der spanische Bildhauer und Maler Salvador Dalí den Menschen in Erinnerung geblieben. 30 Jahre nach seinem Tod wandte er sich 2019 mit einem Video an seine Fans. „Ich bin zurück“, sagte Dalí in feinem Anzug und seinem unverkennbaren Schnurrbart in die Kamera.

Der Deepfake ist ein Werbegag des Dalí Museums Sankt Petersburg. Mit interaktiven Bildschirmen und einem Dalí in scheinbarem Echtbild wollen die Verantwortlichen den Besucherinnen und Besuchern einen besonderen Zugang zum Künstler ermöglichen.

Anders als im Queen-Video basiert der Fake aber nicht auf einer schauspielerischen Leistung. In diesem Fall wurden über 6.000 Bewegungen des echten Dalí herangezogen, vor allem sein Mund und die Augenbrauen. Auf Basis dieses Materials lassen sie Dalí neu sprechen. Interessant: Das Erklärvideo des Museums wurde über 320.000 Mal aufgerufen, etwa fünf Mal so oft wie der eigentliche Deepfake.

Ein Nutzer kommentierte: „Was für eine großartige Arbeit und was für ein Spaß. Das brauchen die Menschen gerade.“ Ein anderer Nutzer lobte, so ein technisches Zusatzangebot habe er noch in keinem Kunstmuseum gesehen. Das Video stieß aber auch auf Kritik: So schrieb ein Zuschauer, man solle sich lieber auf die unsterbliche Kunst und nicht auf die sterbliche Persönlichkeit dahinter konzentrieren.

Die gescheiterte Mondlandung 1969

Ein Video zeigt die Mondlandung von 1969 mit anderem Ausgang. US-Präsident Richard Nixon wendet sich mit einer Fernsehansprache an die Bürgerinnen und Bürger: Das Schicksal habe dafür gesorgt, dass die mutigen Männer Neil Armstrong und Edwin „Buzz“ Aldrin auf dem Mond bleiben werden. Es gebe keine Chance auf eine Rettung. Sie hätten für die Suche nach der Wahrheit ihr Leben gegeben. Freunde, Familie und die Nation werden um sie trauern, sagt Nixon mit zittriger Stimme.

Schon kurz darauf erscheint die Nachricht: „Das Projekt offenbart die Gefahr von Desinformation.“ Und weiter: „Deepfakes nutzen künstliche Intelligenz um Menschen Dinge sagen zu lassen, die sie nie gesagt haben – meist ohne ihre Zustimmung.“

Hinter dem Deepfake steht das Massachusetts Institute of Technology (MIT). Um das Video möglichst real wirken zu lassen, bediente man sich an Video-Material aus Nixons ernst vorgetragener Rücktrittsrede und ließ das KI-System anhand von seinen Reden zum Vietnamkrieg lernen. Dann sprach ein Schauspieler die Rede auf, die digitale Technik ersetzte sein Gesicht und sorgte mit Ton-Programmen für eine glaubwürdige Aussprache.

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