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Meinung

von Alexei Makartsev

Sprechende Systeme

Künstliche Intelligenz: Vertrauen ist gut, Vorsicht ist besser

Je smarter die Computer werden, desto mehr Kompetenz für den Umgang mit ihnen müssen die Menschen entwickeln. Damit die Revolution bei der Künstlichen Intelligenz nicht jeder Kontrolle entgleitet, brauchen wir bessere Bildung.

Dank der rasanten Entwicklung des maschinellen Lernens in den neuronalen Netzwerken werden Kommunikationsprobleme zwischen Menschen und Assistenzsystemen immer seltener vorkommen.
Nicht verstanden? Dank der rasanten Entwicklung des maschinellen Lernens in den neuronalen Netzwerken wird verständnislose Sprachunfähigkeit im Dialog zwischen Menschen und Assistenzsystemen immer seltener vorkommen. Foto: Nathalie Lieckfeld /imago images

Für Alan Turing war es noch ganz einfach. Sechs Jahre vor der Entstehung des Begriffs Künstliche Intelligenz (KI) schlug der geniale britische Mathematiker 1950 einen Test für „denkende“ Maschinen vor: Ein Mensch kommunizierte über ein Terminal mit einem humanen Gegenüber und mit einem Computer.

Konnte der Prüfer nicht unterscheiden, welcher Gesprächspartner nicht menschlich war, hatte der Computer den Intelligenztest bestanden. Er hat jahrzehntelang funktioniert, bis die Maschinen sprechen lernten, die weltbesten Spieler beim Schach schlugen und die KI schließlich im vergangenen Jahrzehnt in unserem Alltag ankam.

Man bräuchte heute einen neuen Turing-Test. Denn in sehr vielen Bereichen schaffen es KI-gesteuerte Systeme, mühelos als Menschen durchzugehen. Die rasante Entwicklung der lernfähigen neuronalen Netzwerke macht es möglich. Smarte Maschinen erweitern unsere Fähigkeiten in vielen Situationen, machen unseren Alltag komfortabler und erfüllen uns fast jeden Wissenswunsch, wobei die „Unterhaltung“ mit ihnen dank neuer Sprachtechnologien völlig mühelos und natürlich wirkt.

Licht- und Schattenseiten der Computerrevolution

Wie jede Entwicklung hat auch die Ausbreitung von sprachfähigen Assistenzsystemen Licht- und Schattenseiten. Was so angenehm kann, kehrt sich ins Gegenteil um, wenn man KI-Maschinen für kriminelle Zwecke einsetzt oder mit ihrer Hilfe Menschen manipuliert. Computer können heute unsere Persönlichkeit und Verhalten durch die Analyse unserer Stimme, Mimik und Äußerungen oft viel besser einschätzen als wir selbst.

Davon profitiert nicht nur grandios die Werbeindustrie. Bestenfalls könnten solche Technologien Lernprozesse revolutionieren und Menschen mit Pflegebedarf oder Behinderungen helfen. Schlimmstenfalls könnte menschenähnliche Intelligenz zur Überwachung und Unterdrückung ganzer Gesellschaften eingesetzt werden.

Wissenschaft hat eine Verantwortung gegenüber der Gesellschaft und sollte bestenfalls einem ethischen Kompass folgen, der richtig und falsch, nützlich und schädlich anzeigt. Im KI-Bereich müsste noch viel gesetzlich geregelt werden, damit der technische Fortschritt nicht außer Kontrolle gerät. Vieles hängt aber auch von den Nutzern ab. Je smarter die Maschinen sind, desto klüger müssen wir selbst im Umgang mit ihnen und der Einschätzung ihrer Fähigkeiten werden. Der Weg dahin führt vor allem durch gründliche, faktenbasierte Aufklärung und eine kompetente Bildung.

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