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Meinung

von Sibylle Kranich

Groteskes Urteil aus Frankfurt

Ist die Ampel für E-Auto-Fahrer etwa weniger rot als für SUV-Fahrer?

Eine rote Ampel ist eine rote Ampel! Für den Golf-Fahrer genau so, wie für den Lenker eines SUV. Auch beim Strafmaß für Verstöße darf es keine Unterschiede geben.

Höhere Busgelder für SUV-Fahrer? Was ein Amtsgericht in Frankfurt entschieden hat, könnte weite Kreise ziehen und eine umstrittene Debatte auslösen.
Höhere Busgelder für SUV-Fahrer? Was ein Amtsgericht in Frankfurt entschieden hat, könnte weite Kreise ziehen und eine umstrittene Debatte auslösen. Foto: Sina Schuldt/dpa

Der Hass auf SUV-Fahrzeuge und ihre Halter nimmt mitunter schon groteske Formen an. Es gibt sogar ein eigenes Wort dafür. SUV-Shaming oder SUV-Bashing nennt man die große Lust mancher Menschen, Geländewagen und ihre Halter öffentlich anzugehen.

Die Wut auf die angeblich übermotorisierten und unter Umweltaspekten fragwürdigen Riesenkutschen entlädt sich nicht nur in den Sozialen Medien. Aus der Schweiz kommt eine Bewegung, die durch gezielte Beschädigungen wie Kratzer oder Schmähaufkleber von sich reden macht.

Das Urteil, das das Amtsgericht Frankfurt gerade gefällt hat, ist Wasser auf die Mühlen der SUV-Gegner. Zum ersten Mal in der Geschichte des deutschen Verkehrsrechts wurde ein Autofahrer nicht nur für einen klaren Verstoß gegen die Straßenverkehrsordnung bestraft, sondern auch für seinen ganz persönlichen Geschmack. Das ist ziemlich schräg. Oder ist die Ampel für den Fahrer eines kleinen E-Autos weniger rot als für den Fahrer eines dicken SUV?

Warum gelten SUV vielen als die Inkarnation des Bösen auf vier Rädern?

Die Gerichte in diesem Land werden viel zu tun bekommen, wenn sie bei jedem Bußgeldbescheid den Fahrzeugtyp berücksichtigen müssen. SUV sind hierzulande extrem beliebt. Jedes vierte Fahrzeug, das 2021 neu zugelassen wurde, wird als solches verkauft.

Wer Geländewagen nicht mag, muss sich keinen kaufen. Aber viele, gerade ältere Fahrzeuglenker, wissen ihre Höhe zu schätzen, die ein bequemeres Ein- und Aussteigen ermöglichen und wer Kinder hat, freut sich über das Raumangebot auf langen Fahrten.

Warum nur gelten SUV so vielen als die Inkarnation des Bösen auf vier Rädern? Die meisten Argumente gegen sie halten keiner Überprüfung stand. Inzwischen gibt es auch in dieser Kategorie E- oder Hybrid-Fahrzeuge, die deutlich weniger Energie verbrauchen als ein alter VW-Bus.

Ohnehin sehen viele der modernen SUV nur noch so aus. Sie basieren auf der Plattform normaler Pkw und werden durch eine protzig wirkende Karosserie und aggressiv dreinblickende Frontscheinwerfer aufgemotzt. Die wenigsten Modelle sind wirklich geländegängig und würden an einem kalten Tag auf der Schwarzwaldhochstraße kläglich scheitern.

Das Problem ist rein optischer Natur. Die Erzschurken im Autokosmos sehen nunmal nicht aus wie ein alter VW-Bus mit seinen freundlichen Kulleraugen. Nur darf man nicht vergessen, dass der nette Bulli dem Fahrradfahrer, dem er die Vorfahrt nimmt, genauso gefährlich werden kann wie ein SUV. Deshalb muss er bei Verstößen gegen die Straßenverkehrsordnung auch genauso bestraft werden, wie die Fahrer anderer Modelle auch.

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