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Puffmutter-Vergleiche

Plakate in Karlsruhe: Heidi Klum posiert mit Tochter Leni in Unterwäsche – und erntet Entrüstungssturm

Heidi Klum steht in der Kritik: Weil sie auf Werbeplakaten gemeinsam mit Tochter Leni (19) in BH und Slip wirbt, erhält sie nicht nur in den Sozialen Medien viel Gegenwind.

Mit ihrem Auftritt in Unterwäsche lösen Mutter und Tochter Klum einen Entrüstungssturm aus. Die vieldiskutierten Plakate hängen auch an diversen Orten in Karlsruhe.
Mit ihrem Auftritt in Unterwäsche lösen Mutter und Tochter Klum einen Entrüstungssturm aus. Die vieldiskutierten Plakate hängen auch an diversen Orten in Karlsruhe. Foto: Rake Hora

Das Kalkül der Werbe-Strategen ist offensichtlich aufgegangen: Das deutsche „Supermodel“ Heidi Klum steht im Zentrum eines neuen Entrüstungssturms – und das bedeutet viel Aufmerksamkeit. Stein des Anstoßes ist eine Fotoserie, für die Klum gemeinsam mit ihrer 19-jährigen Tochter Leni in Unterwäsche posiert.

„Gruselig“ und „schauderhaft“ finden erboste Kritikerinnen diesen Anblick. „Heidi verhökert ihr eigen Fleisch und Blut“, titelte die Bild-Zeitung mit einem Zitat.

Andere geißeln die Aufnahmen als „Grenzüberschreitung“ und deuten sie als Zeugnis der „weiblichen Unterdrückung“. Die Klums, die hierzulande auch aus der Fernsehshow „Germany’s Next Topmodel“ bekannt sind, verfestigten ein falsches Frauenideal, welches Teenager unter Druck setze und in die Magersucht oder Depression treibe.

Wirft das Model ihr zartes Kind den sexlüsternen Männern vor?

Ungewöhnlich ist, dass die Wellen der Empörung nicht nur in den sozialen Medien hoch schwappen, sondern auch in klassisch-seriösen Verlagen. Woran das liegt? An der Unterwäsche der Marke Intimissimi weniger. Die BHs und Höschen, die Mutter und Tochter tragen, sind nicht sonderlich knapp geschnitten oder provokant designt.

Mancher Bikini gibt im öffentlichen Schwimmbad mehr nackte Haut preis. Was viele Frauen, die sich in Medien und an Kantinentischen über „Heidi“ ereifern, so „verstörend“ finden, ist das Mutter-Tochter-Duo auf diesen Werbebildern.

Wirft die 49-jährige Selbstvermarkterin und Fernsehmoderatorin Heidi Klum ihr zartes Kind den gierigen, sexlüsternen Männern zum Fraß vor? Ja, spielt sie sogar bewusst mit Missbrauchsfantasien?

Diesen Vorwurf gibt es durchaus. Auf dem Foto nimmt Mama Klum ihre Tochter an die Hand. Und diese Geste wird eifrig interpretiert: Spielt das Model hier die Kupplerin? Deutet Klum an, dass sie Leni gleich männlichen Lustmolchen zuführen will? Oder ist dieses An-die-Hand-nehmen nur ein Zeichen von mütterlicher Zuneigung und Fürsorglichkeit? Darüber wird eindringlich diskutiert.

Neben Mutter-Tochter-Rollen kommen auch Freundinnen oder Erotik-Gespielinnen infrage.
Stevie Schmiedel, Genderforscherin und Spiegel-Gastautorin

„Das Händchenhalten weckt verschiedene Assoziationen. Neben Mutter-Tochter-Rollen kommen auch Freundinnen oder Erotik-Gespielinnen infrage“, schreibt die Genderforscherin Stevie Schmiedel in einem Beitrag für das Nachrichtenmagazin Spiegel. „Die letzte Option wischen wir schnell aus unserem Hirn, zu krank ist dieses Bild.“

Die FAZ bemüht für Heidi Klum im Zusammenhang mit den Unterwäsche-Fotos gar den Vergleich mit einer „Puffmutter“.

Dass Leni Klum eher jünger als 19 aussieht und wie eine kleine Puppen-Unschuld dreinblickt, verstärkt das „unbehagliche Gefühl“ mancher Frauen und Mütter. Ob Heidi das Kind gezwungen hat, ebenfalls in der Model-Branche zu arbeiten?

Auch darum sorgen sich Feministinnen. „Kein Mensch weiß, ob Leni Klum nicht lieber Physik studiert hätte oder Motocross-Fahrerin geworden wäre“, sinniert Gender-Expertin Schmiedel.

Vorwurf: Heidi Klum ließ ihren 49-jährigen Körper schön retuschieren

Provoziert fühlen sich manche Beobachter(innen) auch dadurch, dass Mutter Klum ihren 49 Jahre alten Körper in den Vordergrund rückt und selbstbewusster und ein bisschen mehr sexy lächelt als ihre Tochter.

Die „nervige“ Heidi müsse sich halt ständig etwas beweisen und normale Frauen quasi vorführen, grummeln ihre Kritiker auf Social Media. Es zeuge von „Verlogenheit“, mit diesem „Fotobeweis“ den Unterschied zwischen 30 Frauenjahren unsichtbar machen zu wollen, schimpft einer von ihnen.

„Die Bilder sind sehr stark bearbeitet, das ist schade und zeigt, dass Heidi Klum (auch durch ihre OPs) versucht, jedes Alterungszeichen auszumerzen und mit ihrer Tochter mitzuhalten“, unterstellt eine Frau, die angeblich vor 30 Jahren selbst mal Mama Klum fotografiert hat.

Ich vermisse da einfach nur Oma Klum in Liebestötern und Opa Klum in der Feinrippunterhose mit Eingriff.
„Sentosa“, Social-Media-Kommentator

Wieder andere nehmen die ganze Debatte mit Humor. „Warum immer nur halbe Sachen machen?“, schreibt ein Nutzer namens „Sentosa“ im „Welt“-Kommentarforum. „Ich vermisse da einfach nur Oma Klum in Liebestötern und Opa Klum in der Feinrippunterhose mit Eingriff.“

Mutter und Tochter haben einen solchen Erregungssturm schon einmal ausgesessen. Vor allem in den USA hagelte es 2022 Kritik für eine ähnliche Kampagne der Klums. Wie meinte die junge Leni damals gelassen: Sie habe sich mit den Reaktionen gar nicht beschäftigt. Und sie arbeite sehr gerne mit ihrer Mutter: „Ich liebe sie. Sie ist eine Inspiration.“

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