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Dürre und Käfer

Schäden in Deutschlands Wäldern größer als gedacht

Wer im Wald wandert oder spaziert, kann oft sehen, wie schlecht es den Bäumen geht. Neue Zahlen zeigen, wie dramatisch das Ausmaß ist.

Die Rinde einer Buche ist durch die anhaltende Hitze aufgeplatzt.
Die Rinde einer Buche ist durch die anhaltende Hitze aufgeplatzt. Foto: Jonas Güttler/dpa

Dürre, Stürme und Schädlinge haben den Wäldern in Deutschland noch heftiger zugesetzt als bisher bekannt. Das Bundeslandwirtschaftsministerium geht nun davon aus, dass sogar 285.000 Hektar aufgeforstet werden müssen - das ist mehr als die Fläche des Saarlandes.

Bisher war die Bundesregierung von 245.000 Hektar ausgegangen. Auch die Schätzung der Schadholz-Menge, die seit 2018 angefallen ist, ist deutlich gestiegen: von 160 Millionen auf rund 178 Millionen Kubikmeter. Grundlage sind die kumulierten Daten aus den Bundesländern der Jahre 2018, 2019 und 2020 bis 30. Juni.

138 Millionen Euro an Hilfen geplant

Besonders stark betroffen von den Waldschäden sind demnach Nordrhein-Westfalen, Thüringen, Niedersachsen und Hessen. Dürre und Borkenkäfer hätten die Widerstandskraft der Bäume so geschwächt, dass insbesondere die Fichten in den Tieflagen abstürben, hieß es im Ministerium von Agrarministerin Julia Klöckner (CDU) am Mittwoch. Der Regen der letzten Wochen könne die Situation regional etwas entspannt haben, in tieferen Schichten fehle aber immer noch Wasser. Insgesamt gibt es in Deutschland mehr als elf Millionen Hektar Wald.

Bund und Länder hatten bereits Hilfen für die Wiederaufforstung, aber auch die Anpassung der Wälder an den Klimawandel beschlossen. In diesem Jahr seien 31 Millionen Euro an Waldbesitzer ausgezahlt worden - von 138 Millionen Euro, die für 2020 zur Verfügung stünden, sagte eine Sprecherin des Bundeslandwirtschaftsministeriums den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Wegen angepasster Förderrichtlinien und aufgehobenen Obergrenzen würde diese Summe in der zweiten Jahreshälfte aber deutlich steigen.

Auf einem „Waldgipfel“ im vergangenen Jahr sagten Bund und Länder 470 Millionen Euro Bundesmittel und 330 Millionen der Länder für private und kommunale Waldeigentümer zu. Außerdem sind im Konjunkturpaket der Bundesregierung gegen die Folgen der Corona-Krise zusätzlich insgesamt 700 Millionen Euro Bundesmittel zur Unterstützung der Forstwirtschaft vorgesehen. Damit soll neben der nachhaltigen Bewirtschaftung auch das Bauen mit Holz gefördert werden.

Umweltschützer fordern „Waldumbau“

Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) mahnte in der „Westfalenpost“, auch den sogenannten Umbau der Wälder stärker voranzubringen - damit ist das Umwandeln von Monokulturen in widerstandsfähigere Mischwälder gemeint, zwischen Kiefern oder Fichten sollen mehr Laubbäume wachsen. „Die Anpassung an die Klima-Veränderungen muss schnell eingeleitet werden“, sagte sie. Waldumbau gibt es seit Jahrzehnten. Noch gibt es aber rund drei Millionen Hektar Kiefern- und Fichtenwälder, in denen sonst wenig wächst - das ist mehr als ein Viertel der gesamten Waldfläche.

Auch Umweltverbände pochten auf den Waldumbau. „Heimische Laubbäume sind unsere besten Verbündeten im Kampf gegen den Klimakollaps im Wald“, sagte WWF-Waldexpertin Susanne Winter. Geld aus dem Konjunkturpaket müsse gezielt Waldbesitzer beim Umbau helfen. Christoph Thies von Greenpeace sagte, auch geschädigte Bäume müssten weitgehend stehengelassen werden. „Nur so kann der Wald Wasser, Schatten und Kühlung halten.“ Dann könnten sich naturnahe Wälder entwickeln. Grünen-Forstpolitiker Harald Ebner forderte ein „ein zielgerichtetes Waldumbaukonzept und konsequenten Klimaschutz“.

Der FDP-Forstpolitiker Karlheinz Busen kritisierte, die Hilfen für die Wiederaufforstung seien zu bürokratisch. Der Bund müsse vorübergehend Holz zum Selbstkostenpreis aufkaufen und einlagern. „Das Holz kann wieder verkauft werden, sobald sich die Lage am Holzmarkt entspannt hat“, sagte er.

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