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Terror in Afghanistan

Viele Schüler bei IS-Anschlag in Kabul getötet und verletzt

Während Taliban und Regierungsvertreter über Frieden sprechen, geht der Terror in Afghanistan weiter. Jetzt hat ein Selbstmordanschlag die Hauptstadt Kabul erschüttert - viele Kinder sterben.

Afghanische Sicherheitskräfte am Stadtrand von Kabul.
Afghanische Sicherheitskräfte am Stadtrand von Kabul. Foto: Rahmat Gul/AP/dpa/Archiv

In der afghanischen Hauptstadt Kabul hat ein Selbstmordattentäter viele Schülerinnen und Schüler in den Tod gerissen. Mindestens 24 überwiegend junge Menschen wurden getötet und 57 weitere verletzt, wie das Innenministerium am Sonntag bekannt gab.

Der Attentäter hatte sich Zugang zu einem Bildungszentrum im Westen der Stadt verschaffen wollen. Als er von Sicherheitskräften bemerkt wurde, sprengte er sich in einer Gasse in die Luft.

Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) reklamierte den Anschlag kurz darauf für sich. Ein „Märtyrer-Ritter“ habe einen Sprengstoffgürtel in einer Ansammlung von Schiiten gezündet, teilte der IS auf seiner Plattform Naschir News mit. Bereits in der Vergangenheit hatte der IS Anschläge in dem Stadtteil Dascht-e Bartschi verübt.

Ein Schüler beschrieb dem Fernsehsender Tolonews Momente vor dem Anschlag: „Die Wachen hatten ihn bemerkt und eilten zu ihm, doch dann sprengte er sich in die Luft“, sagte der verletzte Farid von seinem Krankenhausbett aus. „Ich bin auf den Boden gefallen, und nach einer Weile, als ich mich umgesehen hatte, sah ich eine furchtbare Szene“. Fernsehsender zeigten Bilder verzweifelter Angehöriger, die um ihre getöteten Kinder trauerten.

Die UN-Mission in Afghanistan bezeichnete den Selbstmordanschlag als herzloses Kriegsverbrechen. Regierung und Spitzenpolitiker verurteilten das Attentat aufs Schärfste. „Feige und gottlose Terroristen haben durch diesen Angriff auf unschuldige Kinder und Studenten gezeigt, dass sie sich an keine Religion oder Prinzipien halten“, sagte Abdullah Abdullah, Vorsitzender des afghanischen Hohen Rats für Versöhnung einer Mitteilung zufolge.

Die militant-islamistischen Taliban, die in der Vergangenheit Anschläge in Kabul verübt hatten, dementierten umgehend, für das Bombenattentat verantwortlich zu sein. Sie verhandeln mit einer Delegation in der katarischen Hauptstadt Doha seit September über Frieden. Doch die Gewalt geht im Land weiter, vor allem in den Provinzen sterben bei Gefechten noch immer viele Menschen.

Seit Wochen gibt es in Afghanistan erneut schwere Gefechte. Im Süden starben nach einer Taliban-Offensive in der Provinz Helmand inzwischen mehr als 100 Zivilisten, Zehntausende Menschen wurden aus ihren Dörfern vertrieben. Im Norden wurden in der Provinz Tachar bei einem Taliban-Angriff mehr als 40 Soldaten getötet. In derselben Provinz bombardierte die afghanische Luftwaffe eine Moschee, weil sie dort Talibankämpfer vermuteten. Es starben 12 Kinder.

In der Hauptstadt Kabul gab es lange Zeit keine größeren Bombenanschläge mehr, seitdem die Taliban mit den USA ein Abkommen im Februar unterzeichnet hatten. Stattdessen wurden viele Politiker, Geistliche sowie Intellektuelle gezielt getötet. Der mehrheitlich von Schiiten bewohnten Stadtteil Dascht-e Barschti war immer wieder Ziel von Anschlägen. Sunnitische Extremisten wie die Mitglieder der IS-Terrormiliz bekämpfen Schiiten als Abtrünnige.

Im März verübte der IS zwei Anschläge in Westkabul mit Dutzenden Toten, Ziel waren Schiiten sowie Anhänger der Sikh-Religion. Bei einem Anschlag auf eine Geburtsstation im Mai töteten Unbekannte 24 Menschen, darunter viele Mütter mit ihren neugeborenen Kindern. Die USA machten den IS dafür verantwortlich.

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