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Auch wegen Corona-Recherchen

Weltweit sitzen mindestens 387 Journalisten im Gefängnis

Jahresbilanz der Organisation Reporter ohne Grenzen: Mindestens 387 Männer und Frauen, die in der Presse tätig sind, sitzen derzeit hinter Gittern. Mehr als die Hälfte dieser Inhaftierten verteilt sich auf nur fünf Länder.

Mitarbeiter und Aktivisten von Reporter ohne Grenzen während einer Protestaktion.
Mitarbeiter und Aktivisten von Reporter ohne Grenzen während einer Protestaktion. Foto: Gregor Fischer/dpa

Wegen ihrer Arbeit im Journalismus sitzen weltweit laut einer Erhebung mindestens 387 Männer und Frauen im Gefängnis - einige von ihnen haben einfach nur über Corona berichtet.

Das geht aus der Jahresbilanz der Pressefreiheit hervor, die die Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) veröffentlicht. Mehr als die Hälfte dieser Inhaftierten verteilt sich demnach auf nur fünf Länder: China, Saudi-Arabien, Ägypten, Vietnam und Syrien. 54 Journalisten gelten den Angaben zufolge derzeit als entführt, 4 seien 2020 verschwunden.

Mehr als 130 Medienschaffende in allen Teilen der Welt seien seit dem Frühjahr wegen ihrer Berichterstattung zur Corona-Krise willkürlich verhaftet worden, so Reporter ohne Grenzen, „viele nur für Stunden oder wenige Tage, andere für Wochen. Aktuell sind noch mindestens 14 von ihnen im Gefängnis“. Regierungen in allen Teilen der Welt versuchten, „eine unabhängige Berichterstattung über die Corona-Krise und ihre Folgen zu unterdrücken“. Mehr als 370 meist kürzere Verhaftungen gab es in Belarus seit der umstrittenen Präsidentenwahl.

„Die sehr hohe Zahl inhaftierter Journalistinnen und Journalisten weltweit wirft ein grelles Schlaglicht auf die aktuellen Gefahren für die Pressefreiheit“, sagte die Vorstandssprecherin der Organisation, Katja Gloger. „Viel zu viele Regierungen reagieren auf Proteste, Missstände oder eine Krise wie die Covid-19-Pandemie mit Repressalien gegen die Überbringerinnen und Überbringer der schlechten Nachrichten. Hinter jedem einzelnen dieser Fälle steht das Schicksal eines Menschen, dem Strafprozesse, lange Haft und oft Misshandlung drohen, weil er sich Zensur und Repression nicht gebeugt hat.“

Zum Stichtag 1. Dezember saßen dieses Jahr nur zwei Medienschaffende weniger im Gefängnis als zum selben Zeitpunkt 2019, als diese Zahl das dritte Mal in Folge deutlich gestiegen war und mit 389 einen Höchststand erreicht hatte. Allein die Zahlen inhaftierter Journalistinnen und Journalisten in China (117 Inhaftierte), Saudi-Arabien (34), Ägypten (30), Vietnam (28) und Syrien (27) summieren sich auf 61 Prozent aller Fälle weltweit.

42 der derzeit inhaftierten Medienschaffenden weltweit (11 Prozent) sind Frauen. Das sind 35 Prozent mehr als vor einem Jahr. Besonders viele Journalistinnen (jeweils 4) sitzen in Belarus und im Iran im Gefängnis.

Fünf Journalisten drohte zum Stichtag 1. Dezember akut die Vollstreckung ihrer Todesstrafen: Vier von ihnen sind in der Gewalt von Rebellen im Jemen, den Blogger Ruhollah Sam ließ die Justiz im Iran am Samstag (12. Dezember) hinrichten.

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