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Rückflüge wegen Corona-Krise

Zurückgeholte Touristen müssen 200 bis 1000 Euro zahlen

Es war die größte Rückholaktion für deutsche Staatsbürger seit dem Zweiten Weltkrieg. Zehntausende wegen der Corona-Pandemie Gestrandete wurden nach Hause gebracht. Jetzt wird abgerechnet.

Außenminister Heiko Maas bei einem Besuch des Krisenreaktionszentrums im Auswärtigen Amt im März. Hier wurde die Rückholaktion deutscher Staatsbürger aus dem Ausland organisiert.
Außenminister Heiko Maas bei einem Besuch des Krisenreaktionszentrums im Auswärtigen Amt im März. Hier wurde die Rückholaktion deutscher Staatsbürger aus dem Ausland organisiert. Foto: Thomas Köhler/Photothek.De/Thomas Koehler/photothek.de/dpa

Die Bundesregierung stellt den wegen der Corona-Pandemie aus dem Ausland zurückgeholten 67.000 Touristen 200 bis 1000 Euro für die Flüge in Rechnung. Damit sollen 40 Prozent der Gesamtkosten der historisch bisher einmaligen Aktion von 94 Millionen Euro gedeckt werden.

Die Kostenbeteiligung der Gestrandeten wird gestaffelt: Für Flüge von den Kanarischen Inseln und Nordafrika müssen 200 Euro gezahlt werden, für das südliche Afrika und die Karibik werden 500 Euro fällig, Rückkehrer aus Südamerika und Asien müssen 600 Euro zahlen, und wer aus Neuseeland und Australien zurückgeholt wurde, erhält eine Rechnung über 1000 Euro.

„Mit der Pauschalenlösung hat sich die Bundesregierung für eine transparente und möglichst unbürokratische Lösung entschieden, welche die Gleichbehandlung aller Reisenden zum Ziel hat“, hieß es am Freitag aus dem Auswärtigen Amt. Man stehe damit außerdem „im Gleichklang“ mit Regelungen in anderen EU-Ländern.

Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) hatte die Aktion am 17. März zusammen mit Reiseveranstaltern und Fluggesellschaften gestartet, nachdem viele Länder wegen der Corona-Pandemie kurzfristig Grenzen geschlossen und Flugverbindungen gekappt hatten. Insgesamt wurden etwa 240.000 Reisende zurückgebracht. Die Reiseveranstalter flogen die Touristen, die bei ihnen gebucht hatten, selbst kostenlos aus.

Für Individualtouristen und andere Rückkehrwillige wie beispielsweise Geschäftsreisende charterte das Auswärtige Amt selbst Maschinen, die 260 Flüge absolvierten und rund 67.000 Menschen aus rund 65 Ländern zurückbrachten. Die werden nun zur Kasse gebeten. Die Ticketpreise liegen etwa im Bereich günstiger Economy-Tickets für die jeweiligen Regionen.

Unter den 67.000 Passagieren sind etwa 56.000 deutsche Staatsangehörige, 7600 Menschen aus anderen EU-Ländern und 3650 Personen aus Staaten außerhalb der Europäischen Union. Den ausländischen Passagieren werden dieselben Kosten in Rechnung gestellt wie den Deutschen.

Eine Kostenbeteiligung der Passagiere ist im Konsulargesetz festgeschrieben. Außer ihnen beteiligt sich auch die EU mit Zuschüssen an den Flugkosten. Die deutschen Steuerzahler sind unter dem Strich dann noch mit 23 Millionen Euro oder 24 Prozent an der Aktion beteiligt.

Das Ausmaß der vom Außenminister als „Luftbrücke“ betitelten Operation war deutlich größer als anfangs erwartet. Zunächst ging man von 30.000 Gestrandeten aus, dann schnellten die Zahlen immer weiter in die Höhe. Maas sagte einmal, er habe sich zwischenzeitlich als „Chef des noch einzigen offenen Reisebüros in Deutschland“ gefühlt. Das Protokoll, das sonst die Ministerreisen organisiert, wurde teilweise in das Krisenreaktionszentrum integriert. Insgesamt waren mehr als 2000 Mitarbeiter des Auswärtigen Amtes - ein Drittel der Belegschaft - mit der Aktion beschäftigt.

Der abgelegenste Ort, aus dem Deutsche zurückgeholt wurden, liegt mehr als 16.000 Kilometer entfernt mitten im Südpazifik. Die Cook-Inseln, ein Taucherparadies am anderen Ende der Welt. Von dort, aus West-Samoa sowie aus den pazifischen Inselstaaten Vanuatu und Tonga wurden mit zwei Flugzeugen 66 Deutsche sowie 34 weitere EU-Bürger abgeholt. Aus Neuseeland, Marokko, Südafrika oder Argentinien mussten dagegen jeweils mehr als 10.000 Deutsche ausgeflogen werden.

Der letzte Charterflug des Auswärtigen Amts aus Kapstadt landete am 24. April in Frankfurt am Main. Eine Wiederholung wird es wohl so schnell nicht geben - auch nicht bei einer zweiten großen Corona-Welle. Das hat Außenminister Maas mehrfach betont. Unter anderem deswegen gilt auch die Reisewarnung für alle Länder außerhalb Europas zunächst einmal weiter.

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