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Wandelnde Wollknäuel

Besondere Therapie im Nordelsass: Gumbrechtshoffenerin betreibt eine Alpaka- und Lama-Farm

Eine Farm nordwestlich von Haguenau zieht Besucher in ihren Bann – genauer gesagt, die Farmbewohner. Alpakas und Lamas leben dort. Sie werden nicht nur für besondere Spaziergänge genutzt, sondern auch für Therapien.

Drollige Alpaka-Gang. Zwei Jungtiere im Gleichschritt auf der Farm in Gumbrechtshoffen in der Nähe von Haguenau.
Drollige Alpaka-Gang: Zwei Jungtiere im Gleichschritt auf der Farm in Gumbrechtshoffen in der Nähe von Haguenau. Foto: Volker Knopf

Sie lassen nicht nur Kinderherzen höher schlagen – die possierlichen Alpakas mit ihrem Kopf, der fast ein wenig einem Wollknäuel ähnelt. Man findet die freundlichen Andentiere vornehmlich in Südamerika. Doch auch mitten in der elsässischen Provinz ist eine Herde von rund 20 Tieren heimisch.

In Gumbrechtshoffen, nordwestlich von Haguenau, betreibt Christine Trendel ihre Alpaka-Farm. Vor rund 20 Jahren kaufte die Züchterin die ersten Tiere aus Chile, die nun zu einer beachtlichen Herde gewachsen sind.

„Eigentlich komme ich von der Pferdehaltung und vom Reitsport. Doch dann habe ich mich beim Springreiten schwer verletzt. Da habe ich nach Alternativen gesucht und bin dann auf Alpakas gestoßen“, betont die Elsässerin. Mittlerweile sind die von ihr gezüchteten Tiere sehr begehrt. Nach Italien, Belgien oder Deutschland verkauft sie die Paarhufer an andere Züchter.

Züchterin aus Gumbrechtshoffen hat mit den Alpakas schon Preise ergattert

Sie selbst hat bereits Preise für ihre Züchtung erhalten, unter anderem bei einem europäischen Championat in Lyon. „Wichtig ist, dass die Tiere einen geraden Rücken haben und die Wolle eine gute Qualität hat“, weiß die Expertin. Immerhin ist die Wolle 18-mal wärmer als Schafswolle. „So kalt wird es ja bei uns nicht, um daraus Pullover oder ähnliches zu stricken. Da muss man schon in einer Polarregion leben, um sie ausschließlich gegen die Kälte zu tragen“, sagt die Farmbetreiberin.

Früher hat sie die Tiere selbst geschoren. Seit gut zehn Jahren kommt ein Scherer aus der Bretagne. Vor allem für seine seidig-glänzende Naturfaser sind die Vicugna pacos (so ihr wissenschaftlicher Name) bekannt. Schnell holt sie ihr Spindelrad hervor und demonstriert, wie sie aus deren Wolle Mützen, Schals, Stulpen und modische Accessoires kreiert. Kritisch beäugt von ihrem Lama mit dem Namen Chamallo.

Denn nicht nur Alpakas, auch Lamas hält die Frau auf einer Freifläche mit Schuppen von etwas mehr als einem Hektar hinter ihrem Haus am Ortseingang von Gumbrechtshoffen. Daher heißt ihre Farm auch „Le Clos des Lamas“. „Die Lamas sind die Chefs in der Herde, die sehr gut harmoniert.“ Sie setzt die wegen ihres ruhigen und friedlichen Charakters geschätzten Tiere für Wanderungen in den Nordvogesen und zur Therapie ein.

Alpaka- und Lama-Farm in Gumbrechtshoffen nutzt Tiere auch zur Therapie

Sie selbst hat sich zur Tier-Therapeutin ausbilden lassen. Vor allem Schulklassen besuchen immer wieder die Farm südlich von Niederbronn-les-Bains.

Das ist jedes Mal berührend zu beobachten. Man sieht, wie das Selbstbewusstsein der Kinder wächst.
Christine Trendel, Betreiberin

„Wir haben auch hin und wieder Einrichtungen mit Kindern mit Handicap oder aus schwierigen Verhältnissen, die ihren Platz in der Welt neu finden müssen, zu Gast. Sie nehmen dann Kontakt mit den Tieren auf, streicheln sie, bürsten sie und führen sie. Das ist jedes Mal berührend zu beobachten. Man sieht, wie das Selbstbewusstsein der Kinder wächst“, berichtet die dreifache Mutter.

Aber auch ohne therapeutischen Ansatz können Gruppen Spaziergänge oder Wandertouren verbunden mit einem Picknick in den Nordvogesen buchen. Es muss ein köstliches Bild sein, wenn sich die Karawane vom Dorf in die nahen Hügel in Bewegung setzt.

Was Alpakas und Lamas auszeichnet

Ansonsten bietet Trendel Hofführungen an. Eines ist offensichtlich: Die wandelnden Wollknäuel besitzen einen unwiderstehlichen Charme. Relativ nahe kommen sie dem Besucher, mustern ihn neugierig und trotten dann in aller Gemütsruhe weiter.

Im Nordelsass ist sie mit ihrer domestizierten Kamelform allein auf weiter Flur. Das Klima im Elsass sei kein Problem für die Tiere. „Das passt ganz gut. Das einzige, was für sie gar nicht geht, ist kaltes Wasser im Winter. Darauf muss man sehr achten. Denn dann fressen sie nicht mehr richtig und werden krank“, so die Fachfrau, die ihre Herde auch regelmäßig entwurmt.

„Für mich sind diese Tiere längst Teil meines Lebens. Der erste Gang vor dem morgendlichen Kaffee geht raus zu ihnen. Zuerst schaue ich von der Terrasse mit dem Fernglas, ob es allen gut geht. Vor allem die Geburten sind immer wieder nervenaufreibend“, gesteht die Frau, die auch Mitglied im französischen Alpaka-Verband ist.

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