Trotz der Katastrophe am vergangenen Wochenende fand an diesem Wochenende auf dem Gelände der Reitanlage Haras de la Née schon wieder ein dreitägiges Reitturnier statt. Dabei ist es erst eine gute Woche her, dass bei einem großen Brand auf dem Reitstall bei Lauterburg dreizehn Pferde gestorben sind.
Gestütsbesitzerin Estelle Hoffarth wollte das Springturnier für Amateure und Profis nicht ausfallen lassen, da es schon lange geplant war. „Die Schleifen für 2020 waren gekauft und die Einnahmen benötigen wir dringend“, sagt sie. Statt normalerweise bis zu 700 Teilnehmern hatten sich jedoch nur rund 350 Teilnehmer für das Turnier angemeldet, hinzu kamen noch spontane Starter.
France 3, dem französischen Fernsehsender, waren der Brand sowie das Turnier dennoch einen TV-Beitrag wert. „Es ist so schrecklich. Die Kinder, die vor zwei Wochen noch selbst beim Kinder-Turnier geritten sind, schauen nun zu und wissen, dass ihre Lieblingspferde tot sind“, sagt Hoffarth im Gespräch mit den Badischen Neuesten Nachrichten.
Breite Unterstützung von Freunden und Unbekannten
„Durch die Schließung wegen Corona fehlt uns ohnehin Geld. Auch das Haflingerfest fiel deshalb in diesem Jahr schon aus“, sagt die 46-Jährige, die aktuell seelische, körperliche und moralische Unterstützung von allen Seiten erfährt. „Das ist Wahnsinn. Wir hätten nicht gedacht, dass so viele helfen. Vielen Dank – auch an die vielen Spenden und Besuche aus Deutschland.“ Das habe sie wirklich motiviert, wieder neu anzufangen und so viel wie möglich wiederaufzubauen.
Von Supermärkten über Reitgeschäfte bis hin zu Privatpersonen reicht die Liste der Unterstützer. Pferdesachen hätte Hoffarth inzwischen genug, der Lagerraum werde schon knapp. Deshalb biete sie inzwischen an, sie auch in Form von Gutscheinen zu unterstützen.
Viele der Helfer organisieren sich in einer Facebook-Gruppe, bieten neben der finanziellen auch ihre persönliche Hilfe an. Aber auch Menschen und Nachbarn in der Region haben Spendendosen aufgestellt – wie etwa das Naturfreundehaus Kandel.
Futter für zwei Wochen gesichert
Noch vor einer Woche wusste Hoffarth nicht, wie sie an Wasser und Futter für die Tiere kommen sollte. Jetzt ist immerhin das Stroh, Heu und Kraftfutter für die nächsten zwei Wochen gesichert, sodass die 100 Pferde auf dem Gestüt zunächst nicht verhungern und verdursten müssen.
Beim Gang durch den ausgebrannten Laufstall zeigt Hoffarth, wie sich das Feuer entwickelt hat. Der Brand weitete sich vom Strohlager über die Maschinen, Pferdeboxen und Stallungen bis hin zur Reithalle, der Tribüne und dem Büro aus. Die Pferde im sogenannten Zehnerstall konnten glücklicherweise gerettet werden. Dort hatte es auch schon angefangen, zu brennen.
Sie versteht noch immer nicht, warum die Pferde nicht durch das Feuer geflüchtet sind. Viele der Tiere seien mit Feuer vertraut gewesen, kannten es von Übungen mit brennenden Toren, durch die sie im Training und bei Vorführungen gesprungen sind. „Da hinten bei dem roten Tor wollte eine Helferin Tiere befreien und erlitt Verbrennungen am Arm, die in Kürze operiert werden“, berichtet die Stallbesitzerin weiter.
Trensen, Sättel und Halfter habe sie inzwischen als Spenden erhalten. Was der Hof nicht mehr hat, sind hingegen Kutschen und Geschirre. Diese sind alle verbrannt.
Weiterhin benötigt wird Werkzeug. Denn die 500 Quadratmeter große Werkstatt ihres Vaters, in der er 50 Jahre lang gearbeitet hat, brannte ebenfalls komplett aus. „Nach dem Brand fehlte uns dann sogar ein Hammer auf dem Gelände“, sagt die Pferdewirtschaftsmeisterin. Weitere 4.000 Quadratmeter des Geländes zerstörte das Feuer komplett.
Das Geld haben wir schon für den Tierarzt und den Tierbestatter eingesetzt.Severine Hoffarth, selbstständige Reitlehrerin und Schwester der Gestütsbesitzerin
Über das Internet wurde viel gespendet. Allein über die Plattformen Paypal und Leetchi kamen bis zum Wochenende über 30.000 Euro zusammen. „Das Geld haben wir schon für den Tierarzt und den Tierbestatter eingesetzt“, sagt Severine Hoffarth (38), die selbst Reitlehrerin ist und ihrer großen Schwester aktuell unter die Arme greift. Wieder klingelt das Telefon. Derzeit ist viel zu organisieren.
Am dringendsten wird Heu und Kraftfutter benötigt, aber auch Werkzeuge oder Verbandsmaterial und Salben für die Pferde, die Verbrennungen erlitten haben. Bei dem Brand verbrannten Futtervorräte von zwei Jahren.
Während der vergangenen Woche waren mehrmals Mitarbeiter der Versicherung da, um sich von der Situation vor Ort ein Bild zu machen. Die Brandursache wurde noch nicht abschließend festgestellt. Es wird jedoch vermutet, dass sich Heu entzündet hat. Der Schaden beläuft sich nach ersten Angaben wohl über eine Million Euro.
Die Aufräumarbeiten gehen voran. Seit Mitte der Woche konnten einige Pferde wieder in die Boxen gegenüber der abgebrannten Reithalle zurückkehren. Eine Stute mit Fohlen steht beispielsweise weiterhin weiter weg auf einer Koppel wegen des starken, noch vorhandenen Brandgeruchs.
Der Reitunterricht wird momentan normal angeboten. „Da der Turnier- und der Abreitplatz vom Feuer verschont blieben, können wir hier unterrichten“, sagt die Gestütsbesitzerin. Da ihr Schulpferde fehlten, haben ihr Pferdebesitzer aus der Gegend zwei Isländer geliehen. Wie es im Winter ohne Reithalle weitergehe, müsse sie schauen.
Spendenkonto
Unterdessen wurde ein Spendenkonto eingerichtet, mit dem Freunde und Besucher des Reithofes den Betreibern nach dem Brand unter die Arme greifen können. Wer die Familie Hoffarth unterstützen möchte, kann ihr über diese Bankverbindung und mit dem Verwendungszweck „Brand“ Geld überweisen.
SAS Hoffarth
IBAN FR76 1470 7500 2932 0219 6925 147
BIC CCBPFRPPMTZ