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22.000 Menschen starben

Hinter dem Eingang steht der Galgen: Besuch im ehemaligen KZ Natzweiler-Struthof

Mehr als 22.000 Menschen wurden hier von den Nazis umgebracht oder starben an Krankheit und Erschöpfung. Heute ist das Konzentrationslager Natzweiler-Struthof eine Gedenkstätte – auch wenn noch nicht alles an diesem Ort aufgeklärt ist.

Der Galgen des Konzetrationslagers, von Schnee bedeckt.
Zeugnis des Schreckens: Rund 22.000 Insassen des Konzentrationslagers überlebten die Haft nicht. Foto: Hannes Blank

Der erste Eindruck bei der Anfahrt zum Konzentrationslager Natzweiler-Struthof im Elsass ist: Es liegt sehr abgelegen. Obwohl nur 60 Kilometer von der Metropole Straßburg entfernt, braucht man doch eine ganze Weile, um in die Vogesen hinein und zum Lager in dem Ort, der auf Französisch Natzwiller heißt, hinaufzukommen. Den Nationalsozialisten lag damals jedoch weniger daran, die Einrichtung den Blicken der Öffentlichkeit zu entziehen. Vielmehr waren sie am Abbau von Granit in einem nahen Steinbruch interessiert.

In diesem KZ und seinen Außenlagern waren zwischen Mai 1941 und September 1944 insgesamt 52.000 Deportierte untergebracht. 22.000 überlebten die Haft nicht. Auch ihrer wird an diesem 27. Januar, dem Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus, gedacht.

Sie fielen den unmenschlichen Bedingungen, dem Hunger und der Erschöpfung zum Opfer. Die kleine Gaskammer außerhalb des Lagers diente dazu, gezielt Menschen zu töten, und sie dann pseudo-wissenschaftlichen Experimenten an der „Reichsuniversität Straßburg“ zuzuführen.

Der Zweck des monströsen „Kartoffelkellers“ im KZ Natzweiler ist unbekannt

„Vor dem Krieg kamen die Bewohner der Gegend hierher, um zu picknicken oder um Ski zu fahren“, erzählt Franck Mannoni, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit in der Gedenkstätte.

Vor dem Krieg kamen die Bewohner der Gegend hierher, um zu picknicken oder um Ski zu fahren.
Franck Mannoni, Gedenkstätte KZ Natzweiler-Struthof

Er hat sein Büro in einem langgezogenen, modernen Gebäude, das den Zugang zum Konzentrationslager markiert. Darin befinden sich eine einfache Cafeteria, ein Filmprojektionsraum und eine kleine Ausstellung zur Geschichte der Konzentrationslager im selbst erklärten Dritten Reich.

Aber das durchgehend in Schwarz gehaltene Gebäude überwölbt auch das, was die SS „Kartoffelkeller“ nannte: Eine große, massive Betonkonstruktion, an der die Insassen des KZs lange schufteten. Der Zweck des monströsen Baus ist unbekannt. „Kartoffeln wurden hier niemals gelagert“, weiß Mannoni zu berichten.

Der erste Blick in der KZ-Gedenkstätte fällt auf den Galgen

Hinter dem Empfangsgebäude geht es dann auf das eigentliche Lagergelände, durch ein großes, mit Stacheldraht doppelt gesichertes Eingangstor. Die Botschaft dieses Eingangs ist deutlich: Einmal hinein, war den Deportierten klar, dass sie so schnell nicht wieder als freie Menschen hinauskamen. Das erste, was sie nach dem Passieren sahen, war der Galgen oberhalb des Appellplatzes.

Das Lager liegt an einem steilen Hang auf etwa 750 Meter Höhe inmitten der Vogesen. Das Wetter in der kalten Jahreszeit ist rau, im Januar ist das Lager auch für die Besichtigung geschlossen. Winterreifen bei der Anreise sind angeraten, geeignete Schuhe für die Besichtigung ebenso. Mindestens drei Stunden sollte man schon einplanen, wenn man alles sehen möchte. Manche der gezeigten Bilder sind für kleine Kinder ungeeignet.

Es geht darum, das Leiden nachzuvollziehen

Ordentlich aufgereiht stehen die Häftlingsbaracken unterhalb des Appellplatzes. In den erhaltenen Baracken geht die Ausstellung weiter. Ganz unten: Das Krematorium – die meiste Asche wurde damals einfach dahinter an den Zaun geschüttet, heute ziert diese Grube ein Kreuz. Das Konzentrationslager diente auch als Exekutionsstätte für Mitglieder der französischen Widerstandsbewegung, wie einige Tafeln mit ihren Namen zeigen.

Heute überragt ein großes, steinernes Monument oberhalb des Lagertors das Gelände. Das Leiden ein wenig nachzuvollziehen, das steht im Mittelpunkt des Bemühens der Anlage in und rund um das Konzentrationslager Natzweiler-Struthof. „Aus Deutschland kommen viele Schulkassen“, erzählt Mannoni.

Einen kleinen Nachteil hat der Besuch: Die Erklärtafeln sind meist nur auf Französisch verfasst, man sollte also nicht ganz unvorbereitet kommen. Auch Führungen gibt es nur auf französisch. Die wichtigsten Broschüren sind zweisprachig deutsch/französisch.

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