
Ein regelrechtes Unikum beherbergt das Städtchen Fénétrange nordwestlich von Saverne in seinem Chateau. Dort ist eine Wendeltreppe zu sehen, die einzigartig für Elsass und Lothringen, wenn nicht gar für ganz Frankreich, ist. Die Steintreppe hat nämlich keinen Stützpfeiler in der Mitte und schlängelt sich in einem Guss nach oben entlang des Turms.
Das ist eine erstaunliche architektonische Leistung seiner Zeit.Hamoud Soualmia
Touristik-Führer
„Das ist absolut außergewöhnlich. Es gibt in ganz Europa nur wenige Wendeltreppen, die seinerzeit in so einer Konstruktion erbaut sind. Das ist eine erstaunliche architektonische Leistung seiner Zeit“, erklärt Touristik-Führer Hamoud Soualmia, Franzose mit algerischen Wurzeln. Im 16. Jahrhundert wurde die skurrile Wendeltreppe erbaut. Fénétrange war ursprünglich eine Pferderelaisstation der Armee. Das Städtchen mit seinen gerade mal 800 Einwohnern hat seinen mittelalterlichen Stadtkern mit Schloss und Stiftskirche bewahrt.
Substanz ist in die Jahre gekommen
Allerdings ist die historische Bausubstanz stark in die Jahre gekommen. Restauration und Pflege des Stadtkerns wurden eher vernachlässigt. Fénétrange wurde 1070 als „Vinstringen“ erstmals urkundlich erwähnt, kam 1766 vom Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation zu Frankreich, von 1871 bis 1918 zum Deutschen Reich, ehe es 1919 wieder an Frankreich fiel.

Auf die einzigartige Spindeltreppe ist man im Ort unweit des „Alsace bossue“ ziemlich stolz. „So ein Gebilde sieht man ja sonst kaum. Das ist sehr selten. Es ist genial konstruiert. Die Erbauer waren ihrer Zeit damals offensichtlich weit voraus. Das ist eine sehr ambitionierte Arbeit, die sich dabei über die Jahrhunderte als stabil erwiesen hat“, so der Mann aus dem Maghreb, der auch als Nachtwächter Touristen durch den Ort südlich von Sarre-Union führt.
Hinaufsteigen ist ungewohnt
Das den Ort prägende Wasserschloss wurde im 12. Jahrhundert erbaut und nach einem Großbrand im 16. Jahrhundert komplett neu errichtet. Aus jener Epoche der Renaissance stammt auch die spektakuläre Wendeltreppe, die je nach Perspektive wie ein Schneckenhaus anmutet und sich ohne Stützpfeiler kühn emporschwingt. Man benötigt zwar nicht unbedingt Courage, aber ein wenig irritierend ist es schon, wenn man die Wendeltreppe hinaufsteigt, weil es sich eben ziemlich ungewohnt anfühlt.
Im 18. Jahrhundert wurde das Chateau aufwendig klassizistisch erweitert. Das Wasserschloss von Fénétrange hat obendrein eine sehenswerte gotische Kapelle.