Es gibt die Route de Fromage (Käse), die Route de choucroute (Sauerkraut), die Route des chateaux (Schlösser) oder die elsässische Weinstraße, die erst kürzlich ihr 70. Jubiläum gefeiert hat. Der Landstrich westlich des Rheins hat etliche solcher Themen-Highlights zu bieten, eingebettet in eine traumhafte Landschaft. Wenn es nach Florian Eschenbrenner und der Vereinigung „Brasseurs d’Alsace“ geht, kommt ein weiteres dazu: die „Route de la bière“.
Allerdings steckt das Projekt der Vereinigung der regionalen Brauer noch in den Kinderschuhen und steht zunächst einmal als Idee im Raum. „Man könnte eine kleine Route für Radfahrer in einem Radius von etwa 40 Kilometer anbieten und von etwa 100 Kilometer für Leute mit dem Auto“, sagt Eschenbrenner. Immerhin gilt das Elsass als Brauerhochburg.
Es gibt etliche traditionsreiche Brasserien
Gemeinsam mit dem Nachbarn Lothringen werden dort gut zwei Drittel des Gerstensafts Frankreichs gebraut. Der Straßburger Vorort Schiltigheim galt einst als das Brauerzentrum im Osten der Grande Nation. Es gibt etliche traditionsreiche Brasserien. Die bekannteste ist sicherlich Kronenbourg, die jedoch längst nicht mehr in Straßburg, sondern in Obernai braut und mittlerweile zur dänischen Carlsberg-Gruppe gehört. Oder Licorne in Saverne, das wiederum zur saarländischen Karlsberg-Holding zählt.
Auf eine lange Tradition kann die Brauerei Meteor im benachbarten Hochfelden zurückblicken. 1640 wurde das Unternehmen gegründet. Das macht die Brasserie zur ältesten in ganz Frankreich und zu einer der letzten großen unabhängigen Brauereien des Landes. Denn nach wie vor befindet sich Meteor im Familienbesitz. Aktuell ist die achte Generation der elsässischen Brauer-Dynastie am Ruder. Und genau dort in Hochfelden hat Florian Eschenbrenner seine kleine Micro-Brasserie mit dem Storch als Logo vor einigen Jahren im Keller gegründet.
Vor den Brauern mit der langen Tradition in der Nachbarschaft hat er großen Respekt. Denn wer auf einem Volksfest im Nordelsass unterwegs ist, der kann sich einer Sache sicher sein: Neben Merguez und Flammkuchen wird garantiert Bier von Meteor ausgeschenkt. Und wiederum nur einige Kilometer von Hochfelden befindet sich mit der Brasserie Uberach einer der Pioniere der Craft-Beer-Bewegung Frankreichs – handwerklich gemachte Biere mit vielerlei Geschmacksrichtungen als Kontrast zu den Industriebieren.
Ich pflege gute Kontakte, sowohl zu Meteor als auch zur Brasserie in Uberach.Florian Eschenbrenner
Brauer
Die Brasserie Uberach, die vor rund 25 Jahren startete, setzt auf unfiltrierte, nicht pasteurisierte Biere und hat damit weit über die Region hinaus Erfolg. Mittlerweile produzieren die Pioniere der biére-artisanale-Bewegung auch Whisky, Rum oder Bio-Limo. Der noch junge Brauer Florian Eschenbrenner nimmt sich beide Modelle aus Vorbild. Und: „Ich pflege gute Kontakte, sowohl zu Meteor als auch zur Brasserie in Uberach. Schließlich komme ich ursprünglich aus Uberach“, so der 33-Jährige.
Seine Intention ist es, Bier auf den Rang von Wein zu heben. Schließlich gebe es längst Bier-Sommeliers und der Gerstensaft eigne sich auch für Fine Dining Cuisine. „Das Elsass hat eine Sonderstellung im Weinland Frankreich. Hier wurde schon seit jeher Bier gebraut und genossen“, betont der Autodidakt, der mit seiner Brasserie eine Null-Abfall-Strategie verfolgt.
Seinen Hopfen erhält er direkt aus Hochfelden. Bis Ende des 19. Jahrhunderts galt die Region um Haguenau mit Nürnberg als der größte Handelsplatz für Hopfen in Europa. Die weiteren Zutaten wie Malz erhält er aus Grand Est oder Blüten direkt aus dem Garten. Stolz ist er auf sein Holunderblüten-Bier, sein Hibiskus-Bier oder sein Mojito-Bier mit Rum, Zitrone und Minze.
Ein Reinheitsgebot gibt es in Frankreich nicht
Man bedenke, er ist in Frankreich, Reinheitsgebot gilt hier nicht. „Ich experimentiere sehr gerne. Den Leuten scheint es zu schmecken“, betont der Pils-Fan. Mittlerweile beliefert er diverse Restaurants oder Firmenfeiern von Michelin bis Alstom. Aber auch klassische bière brune oder blanche brodeln in seinen rund 1.000 Liter fassenden Tanks.
Das Brauen seiner obergärigen, naturtrüben Biere mit einem Alkoholgehalt von 4,5 bis 7 Prozent betreibt er mehr als Hobby. Dabei soll es für den Familienvater auch bleiben. Denn im eigentlichen Beruf ist er Hotel-Manager der Accor-Gruppe in Straßburg. Dort hat er naturgemäß reichlich Kontakt zu Touristen. Und so will der Netzwerker und Lobbyist für „Bier made in Alsace“ weiter die Werbetrommel für eine angedachte Bier-Straße rühren. Auch wenn bis zur möglichen Realisierung der Touristen-Attraktion wohl noch das eine oder andere Jährchen ins Land ziehen wird.