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Faktencheck

Sind die Corona-Teststäbchen mit einem krebserregenden Stoff beschichtet?

Im Internet kursiert das Gerücht, die Stäbchen in den Corona-Schnelltests seien mit Ethylenoxid beschichtet und daher krebserregend. Was steckt hinter der Behauptung?

Eine Helferin hält einen Teststab bei einem Schnelltest auf das Coronavirus.
Fake news: Wattestäbchen für Corona-Tests sind nicht krebserregend. Foto: Julian Stratenschulte/dpa/Symbolbild

Mark Freeman meint es ernst. Sehr ernst. Eindringlich warnt er in einem elfminütigen Video auf Facebook vor den Gefahren, die von Corona-Schnelltests ausgehen. Die dazugehörigen Wattestäbchen, so seine These, würden in der Fabrik mit einem Stoff beschichtet, der im höchsten Maße krebserregend ist.

Fast 90.000 Menschen haben sich den Beitrag in den vergangenen drei Wochen angesehen. Als Beweis für seine Behauptung zeigt der Mann mit dem britischen Akzent die Webseite des Nationalen Krebsinstituts der USA, das auf die Gefährlichkeit des Stoffes „Ethylenoxid“ hinweist.

„Wenn Ihr Eure Kinder testet, steckt Ihr ihnen ein Stück Plastik in den Mund, an dessen Ende sich Fasern befinden, die mit Ethylenoxid sterilisiert worden sind. Dieser Stoff kann Krebs verursachen, in dem er die DNA zerstört“, warnt der bärtige Mann im grauen Kapuzenpullover.

Krebserregender Stoff auf Corona-Teststäbchen – was ist dran?

Tatsächlich ist Ethylenoxid beim Einatmen giftig und krebserregend. Das ist auch beim ersten schnellen Check auf Wikipedia nachzulesen. Quelle ist das Gefahrstoffinformationssystem des Instituts für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung. Auch die US-Umweltschutzbehörde kommt zu diesem Ergebnis.

Symptome einer Vergiftung sind Kopfschmerzen, Schwindel und Übelkeit/Erbrechen. Mit zunehmender Dosis kommt es zu Zuckungen, Krämpfen und schlussendlich zum Koma. Es ist für die Haut und die Atemwege reizend. Die Lunge kann sich Stunden nach dem Einatmen mit Flüssigkeit füllen.

Richtig ist auch, dass das farblose, hochentzündliche Gas mit dem leicht süßlichen Geruch in vielen Fällen zur Desinfektion für Nahrungsmittel, organische Dämmstoffe (Wolle, Pflanzenfasern), Textilfasern und medizinische Geräte verwendet wird. Mit Ethylenoxid werden auch die Tupfer der Corona-Schnelltests behandelt.

Ethylenoxid wird zur Sterilisation verwendet

Der Hinweis auf die Verwendung von EO oder ETO, wie der Stoff abgekürzt wird, findet sich auf den Verpackungen der Stäbchen. „Ethylenoxid wird nur zur Sterilisation von Tupfern verwendet und ist eines der am häufigsten verwendeten Sterilisationsinstrumente in der Gesundheitsbranche“, heißt es dazu in einem offiziellen Statement des US-amerikanischen Ministeriums für Gesundheit und Soziales.

Gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters hat sich das Ministerium zu dem Video in Sozialen Medien geäußert: „Die Antikörper- und die Schnelltests wurden streng getestet und können regelmäßig sicher angewendet werden. Jede andere Darstellung ist ungenau und schädliche Fehlinformation“, heißt es da.

Das Ministerium weist außerdem darauf hin, dass ein großer Teil des Sterilisationsprozesses daraus besteht, sicherzustellen, dass das Ethylenoxid wieder aus dem Produkt entfernt wird und dass alle möglichen Rückstände unter den international festgelegten Sicherheitsstandards liegen.

Das ist, als würde man einen Teelöffel Salz in alle Weltmeere streuen.
Marc Benecke, Kriminalbiologe

Auch Deutschlands berühmtester Kriminalbiologe, Marc Benecke, geht in seinem Youtube-Kanal dem Gerücht auf den Grund. „Wie bei allen Stoffen, kommt es auch bei Ethylenoxid auf die Dosierung an“, erläutert Benecke.

Wenn auf den Test-Stäbchen überhaupt noch etwas von dem Stoff erhalten sei, wäre die Menge viel zu gering, um Schaden anzurichten. „Das ist, als würde man einen Teelöffel Salz in alle Weltmeere streuen“, sagt er und warnt seine Zuschauer ausdrücklich davor, den Behauptungen des Mannes auf Facebook Glauben zu schenken.

Eine Studie über Wattestäbchen zur Entnahme von DNA-Proben aus dem Jahr 2017 hat darüber hinaus gezeigt, dass die Rückstände drei Wochen nach der Behandlung mit Ethylenoxid-Gas nicht mehr nachweisbar waren.

Fazit: Sind Corona-Teststäbchen mit krebserregendem Stoff beschichtet?

Ethylenoxid an sich ist ein gefährlicher Stoff und kann krebserregend sein. Der Prozess der Sterilisierung medizinischer Geräte wird allerdings sehr streng kontrolliert. So wird sichergestellt, dass alle verbleibenden Rückstände ungefährlich sind. Die Sorgen vor Leukämie, Lymphomen und Brustkrebs entbehren jeder wissenschaftlichen Grundlage.

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