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Baden-Badener Leasingspezialist

Gewinnrückgang bei Grenke AG im ersten Quartal

Ein britischer Leerverkäufer hatte dem Unternehmen im Herbst stark zugesetzt. Jetzt will die Grenke AG wieder nach vorne schauen – auch wenn das erste Quartal dieses Jahres wie erwartet wenig Begeisterung auslöst.

Das Logo des Finanzdienstleisters Grenke am Hauptsitz in Baden-Baden.
Der pandemiebedingte Rückgang im Leasing-Geschäft hat wie erwartet das erste Quartal der Grenke AG in diesem Jahr geprägt. Foto: Uli Deck/dpa/Archivbild

Der Rückgang ist keine Überraschung, aber er ist deutlich: Nach den Turbulenzen im vergangenen Jahr hat die Grenke AG in den ersten drei Monaten des Jahres mit 14 Millionen Euro Gewinn 29 Prozent weniger als im Vorjahresquartal verdient (19,7 Millionen Euro).

Das Neugeschäft brach stark ein, im wichtigen Leasing-Bereich betrug das Minus über 46 Prozent. Das Unternehmen sieht in den Zahlen dennoch ein „achtbares Ergebnis“: „Die Pandemie hat die globale Wirtschaft hart getroffen, Grenke zeigt sich jedoch in dieser herausfordernden Zeit mehr als robust“, kommentierte Antje Leminsky, die Vorstandsvorsitzende des Leasing-Spezialisten, bei einer Online-Pressekonferenz am Montag.

Die Grenke AG war im vergangenen September durch Anschuldigungen der Investorengruppe Viceroy Research massiv unter Druck geraten. Die Gruppe des Leerverkäufers Fraser Perring hatte dem Konzern unlautere Geschäftspraktiken rund um Scheingewinne, Geldwäsche und zu hoch ausgewiesene Geldbestände vorgeworfen.

Zeitgleich wettete Perring auf einen Kursrückgang der damals noch im Börsenindex MDax notierten Grenke-Aktie. Der Kurs der Aktie stürzte tatsächlich ab und hat sich noch immer nicht wieder komplett erholt. Anfang Mai fiel der Konzern sogar aus dem SDax – er hatte seinen Geschäftsbericht für 2020 nicht fristgerecht veröffentlicht.

„Einmal auf links gedreht“

Um Zweifel an ihrer Liquidität auszuräumen, hatten die Baden-Badener im Herbst sogar Kontoauszüge öffentlich gemacht. Der Konzern ließ sich dann von der Bankenaufsicht Bafin, dem Zoll und verschiedenen Wirtschaftsprüfern „einmal auf links drehen“, wie es Finanzvorstand Sebastian Hirsch am Montag formulierte.

Die Bafin fand Mängel bei der internen Kontrolle, Vorstand Mark Kindermann musste gehen. Und, um die Misere positiv zu wenden: Man habe nach Jahren starken Wachstums auch viel Verbesserungspotenzial erkannt, sagte Hirsch. Eine der Erkenntnisse: Bis 2022 sollen alle 13 Franchise-Gesellschaften in das Unternehmen integriert werden.

Bafin-Prüfungen in abschließender Phase

„Das waren jetzt acht intensive Monate“, sagte Leminsky. Doch man sei enorm vorangekommen. Vor zwei Wochen erhielt der Leasingspezialist ein uneingeschränktes Testat von seiner Prüfungsgesellschaft KPMG und konnte damit zumindest wieder etwas Vertrauen bei den Investoren zurückgewinnen.

Die Berichte der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Mazars, die im Auftrag der Bafin tätig war, habe die Grenke AG mittlerweile erhalten. Das Unternehmen selbst überprüft demnach jetzt seine bereits eingeleiteten und noch geplanten Maßnahmen, man befinde sich in Abstimmung mit der Bafin. Einen genauen Zeitpunkt, wann die Prüfungen vollständig abgeschlossen sind, nannte Leminsky nicht.

Seinen Aktionären will Grenke für 2020 dennoch eine Dividende zahlen, wenngleich sie mit 26 Cent niedriger ausfällt als zuvor. Ob das und die eingeleiteten Maßnahmen den Aktionären reichen wird, wird sich am 29. Juli auf der Hauptversammlung zeigen. Dann geht es auch um die Neubesetzung des Aufsichtsrates. Firmengründer Wolfgang Grenke lässt seine Tätigkeit im Aufsichtsrat derzeit ruhen, sein ältester Sohn Moritz soll dann als sein Nachfolger in dem Kontrollgremium bestätigt werden.

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