Skip to main content

Lichtspielhäuser in der Krise

Absage des neuen James-Bond-Films bringt Kinobetreiber in Bedrängnis

Der Wegfall der James-Bond Premiere im November und die mäßigen Besucherzahlen wegen der Corona-Beschränkungen lassen die Kinobetreiber in der Region mit Sorge auf die nächste Zeit blicken.

ARCHIV - 23.07.2020, Niedersachsen, Hannover: Einzelne Sitzplätze in einem Kinosaal vom Kino Astor Grand Cinema sind mit Zetteln mit aufgedrucktem angedeuteten Virus-Symbol abgesperrt, damit Kino-Besucher einen Abstand von 1,5 Meter zueinander einhalten können. (zu dpa Kinobranche appelliert an Merkel: Abstandsregeln lockern) Foto: Julian Stratenschulte/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ | Verwendung weltweit
Hygienevorschriften und fehlende Leinwand-Hits: Die Kinos in der Region kämpfen im Zuge der Corona-Krise mit Problemen. Weil zunehmend Blockbuster, wie etwa der neue James-Bond-Film, verschoben werden, fehlen den Lichtspielhäusern Filme mit großer Anziehungskraft. Foto: Julian Stratenschulte picture alliance/dpa

Die James-Bond-Premiere war für die Kinobesitzer in Baden ein Hoffnungsschimmer. Nun wird der Filmstart von „Keine Zeit zu sterben“ weltweit auf April 2021 verschoben. Umso größer ist die Ernüchterung der Kinobetreiber. Sowohl für große Multiplexhäuser als auch für kleine Programmkinos ist die kommende Zeit wegen der Bond-Absage sowie den Hygieneregeln ungewiss.

Mirko Heck, Theaterleiter des Cineplex in Baden-Baden, trifft die Absage hart. Er sieht den Aufschub der Premiere als enormen Einschnitt: „Der Film galt als großer Blockbuster für den November. Das ist eine Katastrophe.“ Heck spricht von großen finanziellen Einschnitten, vor allem, weil es derzeit keinen vergleichbaren Film mit diesem Umsatz gebe.

„Es sieht sonst mau aus, was große Filme angeht“, bedauert er. Heck sagt außerdem: „Ich wage noch nicht an Weihnachten zu denken.“ Für diese Zeit seien weitere größere Filme eingeplant. Ob sie kommen, ist ungewiss.

Betreiber sehen die Abstandsregeln in ihren Kinos kritisch

Neben dem Blockbuster-Mangel machen den Kino-Betreibern auch die Corona-Regeln zu schaffen. 1,5 Meter Abstand soll im Foyer aber auch im Saal zwischen den Besuchern bestehen, die Maske muss überall außer am Platz getragen werden.

Heck findet das ungerecht: „Wir haben im Kinosaal weniger Corona-Belastung als in einem Großraumbüro“, sagt er. Auch Herbert Born, Betreiber der Schauburg in Karlsruhe, sieht die Hygienemaßnahmen als belastend: In einen Saal mit ursprünglich 350 Plätzen passen wegen der Beschränkungen nur 82 Gäste.

Die Schauburg sei nicht das typische Mainstream-Kino, sagt Born, und deshalb nicht so sehr auf den Bond-Blockbuster angewiesen. Filmverschiebungen seien derzeit aber auch in einem Programmkino nichts Neues: „In den letzten zwei bis drei Monaten hat es viele Überraschungen gegeben.“

Verleiher Constantin Film unterstützt deutsche Kinos

Die Kinobranche steckt weltweit in der Krise. Kürzlich schloss das Unternehmen „Cineworld“ den Großteil seiner Kinos in den USA und Großbritannien. Der deutsche Filmverleiher Constantin Film zeigt derzeit „Jim Knopf und die Wilde 13“ und zog das Erscheinungsdatum von „Wonder Woman 1984“ und „Wunderschön“ aus Solidarität mit den Kinobetreibern schon in den Dezember.

Für die Kinokette „Forum“, die ein Kino in Rastatt, eines in Offenburg und eines in Lahr betreibt, sei die Verlegung des James Bond-Films so einschneidend, dass über Ruhetage und reduzierte Spielzeiten nachgedacht werde, erklärt Geschäftsführer Jan Marc Maier. Auf diese Weise könnten fehlende Besucherzahlen kompensiert werden.

Beim Programmkino „Moviac“ zählt das Durchhalten

Nathalie Somville ist Geschäftsführerin des Baden-Badener „Moviac“. Die Leiterin des relativ kleinen Kinos wagt einen Blick hinter die Kulissen, um Gründe für die Lage der Kinobetreiber zu finden: Sie betrachtet den Science-Fiction-Film „Tenet“, der im August angelaufen war, als ein „Corona-Versuchskaninchen“.

„Der Film spielte gerade mal die Produktionskosten wieder ein.“, erklärt sie. Was bei Tenet nicht klappte, sei auch für James Bond zu riskant gewesen. Die Produzenten gingen das Risiko ein, die Branche in den Ruin zu treiben, so dass in naher Zukunft die großen Leinwände leer bleiben, sagt Somville und ist verärgert: „Diese Leute spekulieren. Kino ist ein bisschen wie Börse.“

Die Lage im eigenen Programmkino sei nicht rosig: Im „Moviac“ seien Aushilfen beschäftigt, eingespielt werde derzeit lediglich genug Geld für die Miete. Das „Moviac“ hat eine Werbefilmproduktion, damit werde das Kino querfinanziert. „Wir müssen durchhalten, eine Weile packen wir das noch“, sagt die Geschäftsführerin.

nach oben Zurück zum Seitenanfang