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Kritikerumfragen der Fachzeitschriften

Absolventin der HfG Karlsruhe mit Online-Theaterproduktion Nachwuchsregisseurin des Jahres

Mit Starthilfe aus Karlsruhe aufs Siegertreppchen: Die HfG-Absolventin Cosmea Spelleken feiert mit ihrem Online-Stück „werther.live“ eine Erfolgsserie. Und schaffte es damit nun in Kritikerumfragen auf das Siegertreppchen.

Cosmea Spelleken
Mit Starthilfe aus Karlsruhe aufs Siegertreppchen: Die HfG-Absolventin Cosmea Spelleken feiert mit ihrem Online-Stück „werther.live“ eine Erfolgsserie. Foto: Lotta Schweikert

Erfolgsserie für ein Experiment: Die junge Regisseurin Cosmea Spelleken steht mit ihrer Online-Theaterproduktion „werther.live“, die von den Kulturämtern Freiburg und Karlsruhe gefördert wurde, bei den jährlichen Kritikerumfragen der Theater-Fachzeitschriften auf dem Siegertreppchen: Im Voting für „Die deutsche Bühne“ erhielt „werther.live“ in der Kategorie „genuin digitale Produktion“ acht von 50 Stimmen (auf die beiden Zweitplatzierten entfielen je zwei Stimmen).

In der Umfrage von „Theater heute“ ist es noch deutlicher: Dort wurde Spelleken mit elf von 38 Stimmen zur Nachwuchsregisseurin des Jahres gewählt.

Das Projekt war offenkundig zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Denn als im November 2020 alle Theater wegen des zweiten Lockdowns schlossen, ging die Premiere von „werther.live“ über eine virtuelle Bühne, die sich das Potenzial der Online-Kommunikation schlüssig zunutze macht: Da plaudert Werther (Jonny Hoff) im Videochat mit seinem in Paris studierenden Kumpel Wilhelm (Florian Gertels), der Links zu den Instagram-Profilen seiner jüngsten Eroberungen schickt. Und Lotte (Klara Wördemann) kommt über eine Ebay-Kleinanzeige ins Spiel: Sie bietet ein Buch über Waffen aus dem 19. Jahrhundert zum Verkauf, an dem Werther für seine Hobbykunst-Collagen interessiert ist.

Ein Instagram-Profil mit diesen Collagen (wer.werther) gehört ebenso zum Kosmos, der sich hier auftut, wie eine reale Homepage mit dem fiktiven Weltrettungs-Blog von Lottes Verlobtem Albert (Michael Kranz), der sich als NGO-Aktivist in Krisengebieten engagiert.

Studium an der HfG Karlsruhe war Grundlage für den Erfolg

Das Projekt fand schnell große Resonanz, bis hin zur „New York Times“. „Bei den ersten Aufführungen konnte ich es kaum fassen, dass uns 130 Leute zugesehen haben. Vier Monate später hatten wir Termine mit 1.300 Zuschauern“, sagt Spelleken immer noch etwas ungläubig. Auch die nun erfolgten Auszeichnungen hätten sie „völlig überrascht“, sagt sie im BNN-Gespräch.

Bei den ersten Aufführungen konnte ich es kaum fassen, dass uns 130 Leute zugesehen haben.
Cosmea Spelleken, Regisseurin

Dabei hat Cosmea Spelleken bislang vor allem im Filmbereich gearbeitet und studiert derzeit Filmregie in Wien. Davor stand ein Studium der Medienkunst an der Karlsruher Hochschule für Gestaltung (HfG).

Dort wurde die Grundlage für den Erfolg mit „werther.live“ gelegt: „Fasziniert hat mich, dass dieses Studium medial wirklich völlig offen war. Wenn man dort einen Stoff hatte, wurde erst mal diskutiert, in welchem Medium man den am besten umsetzen kann – als Theater, als Film, als Installation oder als Audio-Walk.“

In ihrer Goethe-Adaption (die fast ohne Goethe-Text auskommt) flossen daher mehrere Formen zusammen, vom Live-Aspekt des Theaters bis zur Interaktivität des Netzes: Weil „werther.live“ tatsächlich live gespielt wird und es die Chatprofile der Figuren tatsächlich gibt, konnte sich auch das Publikum an Werther & Co wenden.

Hauptrollenpaar traf sich bis zum Ende nicht in im realen Leben

Und nicht nur Casting und Proben erfolgten online, das Hauptrollenpaar Jonny Hoff und Klara Wördemann ist sich im realen Leben lange nicht begegnet. „Ich habe sie darum gebeten, darauf zu verzichten, bis das Stück abgespielt ist. Denn ich glaube, dass es das Spielverhalten beeinflusst“, sagt Spelleken.

Aus demselben Grund hat das Ensemble ihrer nächsten Produktion, einer Neuinterpretation von Anton Tschechows Stück „Die Möwe“, nun gerade zehn Tage gemeinsam in Frankreich verbracht. Das Stück selbst wird wieder online gespielt, als Austausch der Figuren über Erinnerungen an einen gemeinsamen Urlaub. „Dafür war es mir wichtig, dass es hier reale Erinnerungen gibt, auf die das Ensemble zurückgreifen kann“, sagt Spelleken.

In der nächsten Woche beginnen die Online-Proben. „Ich bin sehr gespannt, wie sich das Stück entwickelt“, sagt Spelleken. „Beim Werther konnten wir ohne jede Ewartungshaltung drauflos spielen. Das wird diesmal sicher anders.“ Die Premiere ist für den 11. Dezember geplant.. Andreas Jüttner

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