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Kultur-Pass macht Hoffnung

Branchentreffen der Kinobetreiber in Baden-Baden: Zuversichtlicher Blick in die Zukunft

Beim größten Branchentreffen der Kinobetreiber in Baden-Baden gibt es viele zufriedene Gesichter. Das Publikum ist nach Covid wieder da.

Bertie (Til Schweiger) und Uschi (Tina Ruland) / Weiterer Text über ots und www.presseportal.de/nr/12946 / Die Verwendung dieses Bildes für redaktionelle Zwecke ist unter Beachtung aller mitgeteilten Nutzungsbedingungen zulässig und dann auch honorarfrei. Veröffentlichung ausschließlich mit Bildrechte-Hinweis. Foto: Bernd Spauke/Constantin Film/obs
Zu den Vorwürfen rund um „Manta Manta 2“-Star und Regisseur Til Schweiger (hier mit Tina Ruland) hat sich jetzt das Filmunternehmen Constantin eingeschaltet und will neue Verhaltensregeln für die Branche einführen. Foto: Bernd Spauke/Constantin Film/obs

Das wichtigste und in jedem Fall das größte Branchentreffen der Kinobetreiber Deutschlands hat in Baden-Baden begonnen. Die Stimmung der deutschen Kinobesitzer ist in diesem Jahr wieder leicht aufgehellt – nach existenziellen Umsatzeinbußen in Corona-Jahren ist jetzt 70 Prozent des Publikums wieder in die Kinosäle landauf landab zurückgekehrt.

„Gerettet hat uns ,Avatar 2‘ von James Cameron“, sagte Christine Berg, die Vorstandsvorsitzende des Hauptverbands Deutscher Filmtheater (HDF Kino), am Montag im Gespräch mit dieser Redaktion. „Avatar 2 – The Way of Water“ ist der zweite Teil des Hollywood-Blockbusters, der sich dem Naturschutzthema auf spannende Weise mit viel Action in 3-D annimmt.

An dem viertägigen, vom HDF Kino veranstalteten Kino-Kongress in Baden-Baden, nehmen gut 1.000 Vertreterinnen und Vertreter deutscher Kinos und 75 Aussteller teil. „Die Blockbuster halten uns am Leben und geben den Impuls für den großen Mittelbau“, erklärte Berg.

„Super Mario“ als Überraschungserfolg

Zu den erfolgreichen Blockbustern dieser Saison zählt auch die Hollywoodproduktion „Super Mario“ – der Film zum Computerspiel aus Japan. „Dieser ,Super Mario‘ ist ein Überraschungserfolg mit über vier Millionen Besuchern in Deutschland“, fügt die HDF-Vorstandsvorsitzende hinzu.

Auf dem Kino-Kongress wird „Super Mario“ deswegen die Goldene Leinwand für den kommerziellen Erfolg in Deutschland verliehen – Prestigepreis und ideelle Unterstützung statt Geld.

Uns fehlt noch die große Masse des potenziellen Publikums, wir sind noch nicht da, wo wir hin wollen.
Christine Berg, Vorstandsvorsitzende des Hauptverbands Deutscher Filmtheater

Im Mittelbau – Branchensprech für das Mittelfeld der Kinofilme, bezogen auf die Marktanteile – findet sich auch der deutsche Film mit alljährlich zwischen 20 und 30 Prozent Marktanteil. Der Jugendfilm „Sonne und Beton“ von David Wnendt ist gerade angelaufen und kommt besonders bei der jungen Zielgruppe an.

Protagonisten sind vier frisch gecastete junge Schauspieler aus Gropiusstadt in Berlin, einem sozialen Brennpunkt. In der autobiografisch inspirierten Verfilmung des gleichnamigen Bestsellers von Felix Lobrecht brechen vier Jungs in ihre Schule ein, von der sie suspendiert worden sind, um Computer zu klauen, sie zu verticken und sich mit dem Geld beim Drogendealer auszulösen.

Aufruhr um Verhalten von Til Schweiger

Im deutschen Filmgeschäft hat es zuletzt viel Aufruhr gegeben um das Verhalten von Til Schweiger am Set bei den Dreharbeiten zu „Manta, Manta – Zwoter Teil“. Als Hauptdarsteller und zugleich Regisseur des Films ist er der Star des Films und sein eigener Chef. Der Vorwurf an ihn: ungute Machtfülle.

Eine Diskussion, die man unlängst aus der Theaterbranche kennt, wo die Machtkonzentration der alleinherrschenden Intendanten angeprangert wurde, mit der sie nicht immer gut umgehen. Auswirkungen auf Til Schweigers Film „Manta, Manta 2“, der Fortsetzung des 1990er Jahre-Kultfilms, im Kino hat die aufgeflammte Debatte aber nicht gehabt. Der Film ist schon vor längerer Zeit angelaufen.

Außerdem, betonte Berg, wäre die Kuh ohnehin schnell vom Eis genommen worden. Verleiher Constantin Film hat sich bereits dazu geäußert, Besserung gelobt – und einen Verhaltenskodex für die deutsche Filmproduktions- und Verleihbranche angeregt, analog zur Theaterszene. Dort hat man bereits versucht, Verbesserungen durch Doppelspitzen oder Führungsteams mit den Theaterschaffenden umzusetzen.

Insgesamt prognostiziert Berg fürs Kinojahr 2023: „Die Frequenz der Kinofans ist sehr gut“, so Christine Berg, „uns fehlt aber noch die große Masse des potenziellen Publikums, wir sind noch nicht da, wo wir hin wollen.“ Wie kann das gelingen angesichts der anderen Unterhaltungsmedien wie Streaming oder Gaming, wo die Jugendlichen jetzt sind?

Kultur-Pass der Bundesregierung macht Hoffnung

Eine Hoffnung liegt auf dem neuen Kultur-Pass der Bundesregierung für 18-Jährige – mit dem die jungen Leute zwei Jahre lang Tickets für Kulturveranstaltungen, fürs Kino oder für Bücher einlösen können (Wert der App: insgesamt 200 Euro).

Noch ein Beispiel wie es gelingen kann, auf größere Reichweite zu kommen: Bei der Initiative „Dein Kino, Dein Star“ sollen Schauspieler Patenschaften für Kinofilme übernehmen und dann als Promis ihre Lieblingsfilme auf einer Tournee durch die deutschen Kinos begleiten.

Das Kino lehnt sich da an Erfahrungen beim Live-Gaming an, wo viele dabei sind, weil sie sich im Chatroom unmittelbar dazu äußern können, während sie am Event teilnehmen. Selbstermächtigung durch Kommentierung beim Chatten ist auch ein wesentlicher Teil der Selfie-Kultur – also selbst gesehen und wirkmächtig zu werden.

Überhaupt gibt es laut Berg in Deutschland eine ausgesprochen große kreative Szene an Filmschaffenden – etwa auch die bis nach Hollywood gefragte Filmakademie in Ludwigsburg. Diese Schar an Kreativen gelte es zu unterstützen. Kinobetreiber wünschen sich, dass die öffentlich-rechtlichen Sender mehr einsteigen in große Produktionen. „Da wäre noch mehr Geld vorhanden“, sagte die HDF-Chefin.

Synergien sollen genutzt werden

Es gelte Synergien zu nutzen. Ähnlich wie beim deutschen Oscar-Gewinner „Im Westen nichts Neues“, einer Netflix-Produktion fürs Kino, könnten die Sender mit Filmen ihre Mediatheken besser aufbauen: einerseits gut fürs Kino, andererseits für die Weiterverwertung ihrer abrufbaren Filmbibliotheken.

Im Grunde genommen ist Netflix auch eine erfolgreiche Filmbibliothek, früher hat der Streamingdienst DVDs als Online-Videothek für zu Hause verliehen. Der Branchentreff läuft noch bis Donnerstagabend.

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