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Terminplanung zunächst nur bis Oktober

Karlsruher Sandkorn-Theater plant den Herbst unter Corona-Vorbehalt

Nur für ein paar Wochen sind einige Theater auf die Bühne zurückgekehrt. Jetzt läuft die Sommerpause – und die Zukunft ist wegen Corona weiter fraglich.

Musiktheater mit Abstandsregeln: Das Sandkorn-Theater Karlsruhe bei seinem Gastspiel „What a wonderful World” in der Garage der Stadtwerke Ettlingen.
Musiktheater mit Abstandsregeln: Das Sandkorn-Theater Karlsruhe bei seinem Gastspiel „What a wonderful World" in der Garage der Stadtwerke Ettlingen. Foto: Jürgen Schurr

Kaum hat in den Theatern wieder ein zögerlicher Spielbetrieb begonnen, schon ist wieder Sommerpause: So richtig Fahrt aufnehmen konnte das Bühnengeschehen nach dem Corona-Shutdown noch nicht. Und wie es in der kommenden Saison weitergeht, kann derzeit noch niemand mit Gewissheit sagen. Dennoch, erklären Daniela Kreiner und Erik Rastetter als Leitungsduo des Karlsruher Theaters „Das Sandkorn”, habe man in den vergangenen Wochen wichtige Erfahrungen gemacht.

Mehrere Sandkorn-Produktionen haben Zuhause in Ettlingen gefunden

„An erster Stelle steht das Erlebnis, überhaupt wieder vor Publikum spielen zu können”, betont Rastetter. „Das hat den Geist aufrechterhalten. Denn was ist ein Theater, das nicht spielt?” Im eigenen Haus fanden zwar nur drei kleine Veranstaltungen statt, aber seit Ende Juni waren mehrere Sandkorn-Produktionen in der Ettlinger Veranstaltungsreihe „Kultur in der Garage” zu sehen. „Für diese Möglichkeit sind wir sehr dankbar”, betont Kreiner.

Aufgrund der dortigen Raumgröße habe man trotz Corona-Abstandsregeln vor über 100 Zuschauern spielen können. „In unserem Fabriktheater dürfen wir derzeit nur 45 Leute einlassen.” Ein wirtschaftlicher Betrieb sei so nicht möglich. Der Umzug in andere Räume in Karlsruhe sei gründlich diskutiert, aber auch nicht als Lösung eingestuft worden.

Die Corona-Krise hat uns alle gelehrt, dass vieles auch sehr kurzfristig möglich sein muss.
Erik Rastetter, Leiter „Das Sandkorn”

Immerhin: Offenbar trauen sich Theatergänger wieder in den Saal. Mit seinem Kabarettkollegen Martin Wacker und dem Pianisten Michael Postweiler hatte Rastetter im Juli zwei Termine des Abends „Kabarett-Notstand” angesetzt. Die waren so schnell ausverkauft, dass ein dritter Termin nachgeschoben wurde.

„Eigentlich arbeitet man im Theater nicht so, dass man Vorstellungen erst zehn Tage im Voraus festlegt”, so Rastetter. „Aber die Corona-Krise hat uns alle gelehrt, dass vieles auch sehr kurzfristig möglich sein muss.”

Musiktheater mit Abstandsregeln: Das Sandkorn-Theater Karlsruhe bei seinem Gastspiel „What a wonderful World” in der Garage der Stadtwerke Ettlingen.
Musiktheater mit Abstandsregeln: Das Sandkorn-Theater Karlsruhe bei seinem Gastspiel „What a wonderful World” in der Garage der Stadtwerke Ettlingen. Foto: Jürgen Schurr

Was bei einem Kabarett-Trio, das ohnehin in engem Austausch steht, noch relativ einfach ist, wird aber deutlich schwieriger, wenn es um die Planung von Repertoire-Vorstellungen geht. Zwar habe man für die Stücke, die man bis Ende Dezember spielen will, mit allen beteiligten Darstellern die Termine optioniert – aber unter dem Vorbehalt der weiteren Corona-Entwicklung. Die Vorstellungstermine für September und Oktober sollen in der kommenden Woche veröffentlicht werden.

Zunächst keine Premieren im Sandkorn-Theater

„Premieren wird es zunächst nicht geben, und auch aus dem Repertoire lässt sich nicht alles auf Abstandsregeln uminszenieren”, erklärt Rastetter. Geplant wird zunächst mit dem erfolgreichen Harald-Hurst-Stück „Tatort – So isch’s wore”, bei dem nur zwei Personen auf der Bühne stehen, und mit dem Kabarettabend „Saugroboter an die Macht”. Bei diesem Stück um künstliche Intelligenz und Roboter passe es zur Ästhetik, mit Gesichtsvisieren zu spielen, so der Theaterleiter.

Die anhaltende Unsicherheit lässt das Leitungsduo sorgenvoll in die Zukunft blicken. „Bisher konnten wir das Theater als Einrichtung sichern, weil wir die Fixkosten deutlich heruntergefahren haben und viel Unterstützung erfahren”, betont Kreiner.

Hilfreich sei einerseits das Entgegenkommen der Stadt, die laufende Miete zu stunden und die zugesagten Jahreszuschüsse komplett abzurufen, andererseits der große Rückhalt durch Besucher und Förderer.

„Das Spektrum der Spenden, die wir erhalten haben, reicht von 20 bis zu 5.000 Euro”, freut sich Rastetter. Auch das Crowdfunding für die Aktion, in Innenhöfen von Altenheimen kleine Musikprogramme anzubieten, sei gut gelaufen. „Damit konnten auch den beteiligten Künstlern über die Zwangspause helfen.”

Corona-Vorgaben sind für Theater teuer

Die aufgetretenen Verluste allerdings ließen sich damit nicht auffangen. „Und als der Betrieb jetzt langsam wieder hochgefahren wurde, sind natürlich auch die Kosten sofort wieder gestiegen”, gibt Kreiner zu bedenken. Allein der Personalaufwand für einen Corona-gerechten Ein- und Auslass sei höher als gewohnt.

„Hier haben uns jetzt erstmal ehrenamtliche Helfer unterstützt, aber das ist ja nicht dauerhaft möglich.” Langfristig müsse man daher auch über andere Hilfsformen nachdenken. Das Stunden der Miete beispielsweise sei zwar im Moment hilfreich, so Rastetter. „Aber langfristig bedeutet das, dass wir einen großen Schuldenberg anhäufen.”

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