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Erster Verkehrsbau unter Finalisten

Karlsruher Stadtbahntunnel verpasst Frankfurter Architekturpreis

Für einen Preis hat es nicht gereicht. Der Karlsruher Stadtbahntunnel ist aber beim „DAM-Preis für Architektur in Deutschland“ als erster Verkehrsbau unter die fünf Finalisten gekommen.

Stadtbahntunnel
Verpasst: Neben einer Scheune und einem Theater stand auch der Karlsruher Stadtbahntunnel in der engeren Auswahl für die besten deutschen Bauten 2023. Sieger ist das Landratsamt in Starnberg geworden. Foto: Brigida Gonzalez

Es hat doch nicht gereicht für den „DAM-Preis für Architektur in Deutschland“, den alljährlich das Deutsche Architekturmuseum in Frankfurt (DAM) verleiht. Der Karlsruher Stadtbahntunnel des Münchner Architekturbüros Allmannwappner war zwar unter die fünf Finalisten gekommen, konnte sich aber nicht gegen ein viel stärkeres Trendthema durchsetzen, das Weiterbauen im Bestand. So erhielt gestern der Erweiterungsbau des Landratsamtes im bayerischen Starnberg den undotierten, aber renommierten DAM-Preis 2023.

Karlsruher Projekt war für Jury sehr interessant

Allerdings wurde das Karlsruher Projekt sehr interessiert von der Jury verfolgt, berichten die beiden Kuratoren Yorck Förster und Christina Gräwe.

Gut kam neben dem eigentlichen Verkehrsraum mit seiner Beleuchtung von Ingo Maurer auch der oben liegende Erschließungsraum an, der beim Betreten rasch einen klaren Überblick bietet, ohne dunkle Ecken, die oft gefürchteten Angsträume. Als weiterer Pluspunkt wurde der komplett werbefreie Raum genannt, der fast „eine meditative Stimmung“ (Yorck Förster) in den hellen Räumen auslöst, eine „positive Gegenwelt zum Gewusel der Stadt“, so Förster weiter.

Zum ersten Mal hat es ein Verkehrsbau ins Finale geschafft

Zum ersten Mal hat es ein Verkehrsbau ins Finale des DAM-Preises geschafft; ähnliche Projekte in Düsseldorf und München waren früher nicht so weit gekommen bei dem Preis, der schon seit 2007 verliehen wird. Aus dem undankbaren Auftrag, einige Haltestellen zu gestalten, die von viel Technik und Auflagen wie Brandschutz und Fluchtwegen bestimmt werden, hat das Büro Allmannwappner erstaunlich viel herausgeholt. Immerhin erhielt das Projekt bereits im vergangenen Jahr den Sonderpreis der Jury des Badischen Architekturpreises.

Preis geht an Landratsamt Starnberg

Die Frankfurter Preisverleihung hingegen ist immer mit einer Ausstellung verbunden, die neben den Finalisten 21 weitere Projekte vorstellt, die es in die engere Wahl geschafft haben.

Denn bewerben kann sich kein Bauherr oder Architekt, die Jury nominiert selbst. So ist es schon „eine Ehre, auf der Longlist der 100 Bauten zu stehen“, meint DAM-Chef Peter Schmal, kommen doch bei der Recherche rund 200 Projekte zusammen.

Schau misst den Puls der Zeit

Freilich darf kein Projekt älter als zwei Jahre sein, aber es gibt keine Beschränkung auf Bautypen. Die Schau misst also den Puls der Zeit, ob es um die Misere im Wohnungsbau oder um den Hype mit Kulturtempeln geht.

So ist alljährlich ein aktueller Querschnitt privater und öffentlicher Bauten zu sehen, von der Brauereihalle bis zur Philharmonie, vom Justizgebäude bis zum Museum, vom Theaterbau bis zur Tank- und Rastanlage, vom Einfamilienhaus bis zu genossenschaftlichen Wohnhäusern.

Karlsruher Stadtbahntunnel
Der Zug ist abgefahren: Für einen Preis hat es nicht gereicht. Der Karlsruher Stadtbahntunnel ist aber beim „DAM-Preis für Architektur in Deutschland“ als erster Verkehrsbau unter die fünf Finalisten gekommen. Foto: Brigida Gonzalez

Beim Rundgang durch die Schau fällt auf, dass es sich bei vielen Projekten um Erweiterungen oder Umbauten von bereits bestehenden Gebäuden handelt. Zu diesem Trend zählt auch, so Christina Gräwe, dass sich das hybride Bauen mit Holz- und Betontragwerken immer mehr durchsetzt.

Zudem wird viel Wert auf effiziente, aber einfache Technik bei Licht, Lüftung und Heizung gelegt. Hightech ist nicht mehr gefragt, da sie zu teuer und zu anfällig ist; mit Lowtech kommt man viel weiter, wie die Erfahrung der vergangenen Jahre gezeigt hat.

All diese Prämissen erfüllt das Münchner Büro Auer-Weber, das 1982 bereits den ersten Landratsamt-Bau entwickelte – unspektakulär und einfach strukturiert, aber mit viel Glas.

Service

Bis 1. Mai im Deutschen Architekturmuseum, Frankfurt, Henschelstr. 18. Geöffnet: Dienstag, Donnerstag und Freitag 12 bis 18 Uhr, Mittwoch 12 bis 19 Uhr, Samstag und Sonntag 11 bis 18 Uhr. Katalog 38 Euro. – Internet: www.dam-online.de

Das führt zu hellen, freundlichen Räumen, ganz im Gegensatz zu den früher üblichen dunklen Amtsfluren. So erfuhr das Gebäude eine hohe Akzeptanz bei Mitarbeitern und Bürgern. Auch beim Erweiterungsbau wird es so sein, hält er sich doch eng an die bisherige Gestaltung, ist aber in der Farbwahl noch dezenter.

Ein Gebäude, das nach 40 Jahren weitergebaut wird – so soll Architektur eigentlich sein, die nach dieser kurzen Zeit noch nicht abgerissen werden muss. Dafür ist die Technik nagelneu mit Wärmepumpe und Fotovoltaikanlage.

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