So geht’s, wenn man neue Zaubertricks übers Internet bestellt. Sie hätten jetzt ein Abo bei „Trick of the Month”, verkünden die Berliner Klamauk-Magier Siegfried & Joy bei ihrem jüngsten Gastspiel im Tollhaus. Und prompt wird der August-Trick von einem DHL-Boten direkt auf die Bühne geliefert.
Doch als Joy, der dunkelhaarige Zottel-Quatschkopf des Duos, den Trick direkt vorführen will, sieht er sich mit der Tücke des Details konfrontiert: Statt des „yellow bandana” (gelbes Kopftuch), das bei dem Trick verschwinden soll, liegt im Paket eine „yellow banana”.
Große Shows werden durch den Kakao gezogen
Und mit der lassen sich die einzelnen Schritte des Tricks, die eine Frauenstimme wie eine Ikea-Bauanleitung vorliest, nicht so einfach umsetzen: „Fold the bandana in half. Then fold it one more time.” Joy tut sein Bestes. Und das Publikum fällt vor Lachen fast von den Stühlen.
Das Gastspiel des Berliner Duos ist zugleich ungewöhnlich und normal. Ungewöhnlich, weil die Corona-Regeln den von Siegfried & Joy gern gepflegten Publikumskontakt etwas einschränken. Und weil der Abend auch einige neue Nummern bietet, deren Ablauf noch nicht so reibungslos flutscht wie das bewährte Programm.
Normal, weil die besagten neuen Nummern bestätigen, dass dieses Duo seinen Markenkern kennt: Der Glamour großer Shows wird mit erfrischender Albernheit durch den Kakao gezogen - um dann, wenn niemand damit rechnet, einen wirklich verblüffenden Trick aus dem Ärmel zu schütteln.
Karten und Weinflaschen verschwinden einfach
Oder sogar dann, wenn gerade alle hingucken. So stopft Siegfried ein weinrotes Tuch in eine Flasche und erklärt, es gebe bei jedem Zaubertrick den einen Moment, in dem das Publikum kurz abgelenkt werde.
Und so sei auch jetzt ja jedem im Saal klar, dass dieses Tuch aus der Flasche verschwinden werde. Nur eben nicht, wann. Und dann ist das Tuch tatsächlich plötzlich weg. Obwohl alle 130 Besucher die ganze Zeit auf die Flasche gestarrt haben.
Die Magie dieses Duos entsteht durch die Mischung: Siegfried, der schon vor der Gründung des Duos eine echte Karriere als Bühnenzauberer hingelegt hat (samt mehrmonatigem Kreuzfahrt-Engagement), ist ein Meister darin, Dinge erscheinen und wieder verschwinden zu lassen. Hauptsächlich Karten, aber auch mal Weinflaschen. Mit Ersatzflasche. Und Ersatzflasche. Und Ersatzflasche.
Der Zauber-Quereinsteiger Joy hingegen, der aus der Berliner Kneipenkunstszene kommt, wirft sich ohne jede Scheu ins absurde Kostüm des Mentalmagiers „Mental Joy”, der dank seines Einhorn-Hutes nicht nur den Geburtstag, sondern auch die genaue Geburtszeit einer Besucherin errät. Wie viel da abgesprochen ist, will man gar nicht wissen - die Show ist schlichtweg zu zauberhaft.