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Filme nonstop

Klaus Lemke über die Rettung der Kinos

Regisseur Klaus Lemke redet gerne Tacheles - etwa wenn es um staatliche Filmförderung geht. Nun hat er sich Gedanken gemacht, wie das Kino wieder aufleben könnte.

Klaus Lemke bei der Premiere seines Films „Bad Boy Lemke“ beim Filmfest Hamburg 2020.
Klaus Lemke bei der Premiere seines Films „Bad Boy Lemke“ beim Filmfest Hamburg 2020. Foto: Georg Wendt/dpa

Klaus Lemke (80), der Rebell unter den deutschen Regisseuren, hat eine Idee, wie sich die Kinobranche vor dem eigenen Niedergang retten könnte: mit Filmen fast in der Endlosschleife und weniger „dummer Werbung“.

Streamingdienste wie Netflix funktionierten schließlich auch deshalb so gut, weil der Zuschauer einen Film sehen kann, wann immer und wie oft er mag. Sein Vorschlag für das Kino: „Der Film läuft nonstop von mittags bis vielleicht 23 Uhr, ein Ticket gilt den ganzen Tag und man kann seine Lieblingsszene immer wieder anschauen.“ In Frankreich sei das früher ganz normal gewesen.

„Es wundert mich, dass noch niemand darauf gekommen ist“, sagt er und echauffiert sich - typisch Lemke - leidenschaftlich über die Kinobranche. „Die haben es ja selbst versaut. Die Kinos stinken nach diesem angebrannten, überteuerten Mais-Unsinn.“ Es gebe im Kino keine Kommunikationskultur mehr. Diese würde durch das Kommen und Gehen im Nonstop-Kino wieder entstehen. „Natürlich können Kinobesitzer maulen, dass das Kommen und Gehen stört, aber was viel mehr stört, ist doch wenn die Leute im Kino irgendeinen Dreck knabbern.“

Nicht weniger ärgert Lemke die Werbung. „Es ist nicht zum Aushalten!“ Dem Zuschauer werde von den großen Firmen die „dümmste Werbung“ vorgesetzt. Natürlich müsse ein Kino Geld verdienen, sagt er, aber das könne man ja auch „lustig und elegant“ machen. Zu den schlechten Spots käme noch schlechte Musik. „Dann geht der Film los und man ist schon absolut fertig. Kein Wunder, dass niemand mehr ins Kino geht. So wie jetzt geht es nicht weiter.“

Kinobesitzer könnten viel mehr Geld verdienen, wenn sie es machen würden wie Netflix und Co., ist Lemke überzeugt. Das laufe gut, weil man „die Sexszenen, die man gerne sieht, fünfmal sehen kann“. Würden Kinos das so machen, könnte der Besucher zwischendurch draußen einen Kaffee trinken, einkaufen, flirten und wieder hineingehen und weiterschauen. „Das wäre eine völlig neue Kultur.“

Lemke startete seine Karriere in den 60er Jahren. Sein Mittelpunkt ist München. Er entdeckte Cleo Kretschmer und Wolfgang Fierek. Bekannt wurde Lemke mit Filmen wie „Brandstifter“, „Rocker“, „Idole“ und „Amore“. Zuletzt drehte er in Berlin, etwa „Berlin izza Bitch“. Den Film hat er nach eigenen Worten als Beitrag bei der Berlinale eingereicht. Vergangene Woche sei die Absage gekommen. „Es war die 16. Ablehnung in 16 Jahren. Aber ich schicke immer wieder was hin.“

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