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Meinung

von Andreas Jüttner

Auszeichnungen

Warum die vier Oscars für „Im Westen nichts Neues“ genau die richtigen Preise waren

Vier von neun Chancen verwandelt: Die Oscar-Bilanz des deutschen Films „Im Westen nichts Neues“ ist ein großer Erfolg. Und die Auszeichnungen der Academy gab es zudem in genau den richtigen Kategorien.

12.03.2023, USA, Los Angeles: Christian M. Goldbeck (l-r), Gewinner des Oscars für das beste Produktionsdesign für „Im Westen nichts Neues“, Edward Berger, Gewinner des Oscars für den besten internationalen Film für „Im Westen nichts Neues“, und James Friend, Gewinner des Oscars für die beste Kamera für „Im Westen nichts Neues“, besuchen den Governors Ball nach der Oscar-Verleihung im Dolby Theatre. Foto: John Locher/Invision/AP +++ dpa-Bildfunk +++
Drei von vier Oscars im Bild: Die Auszeichnungen für das beste Produktionsdesign, den besten internationalen Film und die beste Kamera zeigen Ausstatter Christian M. Goldbeck, Regisseur Edward Berger und Kameramann James Friend aus dem Team des deutschen Films „Im Westen nichts Neues“. Foto: John Locher/Invision/AP

Ein bisschen fühlen sich die vier Oscars für den Film „Im Westen nichts Neues“ an wie die vier Tore des KSC am gleichen Wochenende gegen den favorisierten HSV: Beides ist ein phänomenaler Erfolg, der aber sogar noch höher hätte ausfallen können.

Mindestens neun hochkarätige Torchancen hatte der KSC, für sage und schreibe neun der bedeutendsten Filmpreise war die Verfilmung des weltberühmten Antikriegsromans nominiert gewesen. Darunter sogar in den Königsdisziplinen „Bester Film“ und „Beste Regie“ – in diese Höhen war in der 95-jährigen Geschichte der Oscars noch nie ein deutscher Film vorgestoßen.

Und es waren letztlich genau die richtigen Kategorien, in denen dieser Film prämiert wurde. Denn „Im Westen nichts Neues“ ist deshalb ein Ereignis, weil es hier mit filmischen Mitteln gelingt, die Zuschauer emotional unmittelbar in die Hölle der Schützengräben des Ersten Weltkriegs mitzunehmen.

Oscars prämieren die überzeugende Gesamtwirkung

Das liegt natürlich auch an den intensiven Schauspielleistungen des vorwiegend sehr jungen Ensembles. Doch ganz wesentlich für die Gesamtwirkung sind die sich mitten ins Geschehen stürzende Kameraführung von James Friend, das detaillierte Produktionsdesign von Christian M. Goldbeck und Ernestine Hipper sowie der beklemmende Soundtrack von Volker Bertelmann alias Hauschka.

Und alles zusammen ergibt dann schon fast zwangsläufig den „besten internationalen Film“.

Warum hat es nicht zur absoluten Krönung als „bester Film“ gereicht? Für den Gewinner „Everything Everywhere All At Once“ spricht, dass die Geschichte seiner Entstehung und seiner Rezeption ein Lieblingsthema von Hollywood spiegelt: Ein paar Außenseiter tun sich zusammen, ziehen gegen alle Widerstände ein gemeinsames Projekt durch und landen damit einen Erfolg.

Die Macher des munter überdrehten Martial-Arts-Fantasy-Emanzipations-Spektakels zeigen mit ihrem erst zweiten Kinofilm, wie viel Kreativität man mit einem vergleichsweise kleinen Budget von 25 Millionen Dollar auf die Leinwände bringen kann, die viel zu oft von zehn Mal teurerer Marvel-Fließbandarbeit blockiert werden.

Nach wie vor: Kein Hauptpreis für eine Streaming-Produktion

Stichwort Leinwand: Das könnte ein anderer Punkt gegen eine konsequente Krönung von „Im Westen nichts Neues“ gewesen sein. Denn der Film lief zwar ein paar Wochen in den Kinos, ist aber eine Produktion von Netflix.

Und die massiv gewachsene Marktmacht der Streamingdienste mag man in Hollywood wohl nach wie vor nicht noch durch allzu viele Auszeichnungen befeuern.

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