Für die Museen sieht die aktuelle Lage nicht rosig aus. Ein erfreulicher Aufwärtstrend bei den Besucherzahlen im Herbst ist durch die neuerliche Pandemieentwicklung heftig ausgebremst worden. Eine Verunsicherung bei den Besuchern war auch vor der besorgniserregenden Lage zu spüren gewesen, wie einvernehmlich in den Museen zu hören war. Sie dürfte nun noch weiter zunehmen.
Eckart Köhne, Präsident des Deutschen Museumsbundes und Leiter des Badischen Landesmuseums Karlsruhe sagt: „Die Museen haben mit Einnahmeausfällen zu kämpfen, wie schwerwiegend das ist, hängt vom Betriebsmodell und von der Trägerschaft ab.“ Man könne die Haushaltsentwicklungen in den nächsten Jahren noch nicht abschätzen.
„Die Ausgaben, die die verschiedenen öffentlichen Träger für die Pandemie hatten, werden natürlich alle wieder nach und nach eingespart und Kultur und Museen werden auch einen Beitrag leisten müssen“, so Köhne. „Wir können nur hoffen, dass das mit Augenmaß passiert und dass diese Institutionen weiterbestehen und vor allem ein attraktives Programm anbieten können.“ Im Badischen Landesmuseum Karlsruhe beispielsweise machen Einnahmeausfälle der Jahre 2020 und 2021 „aktuelle Projekte im Moment kaum oder schwer finanzierbar“.
Beim ZKM ist „überall etwas weggebrochen“
Gesunkene Besucherzahlen aufgrund der Lockdowns verzeichnet auch das Zentrum für Kunst und Medien (ZKM) in Karlsruhe. „Wir haben eine sehr heterogene Besucherstruktur, sagt die geschäftsführende Vorständin des ZKM Helga Huskamp, „es ist überall etwas weggebrochen.“ 2020 waren die Besucherzahlen um ein gutes Viertel von durchschnittlich 280.000 auf rund 192.000 Besucher (digitale Nutzer eingerechnet) gefallen.
Positiv zu sehen ist, dass die digitalen Formate das international ausgerichtete Haus, das in den USA und den asiatischen Ländern mit vielen Projekten vertreten ist, bereichert haben und deshalb in gleicher Intensität fortgeführt werden. Die Herausforderung besteht darin, eine ausgewogene Parallelität zwischen analogen und digitalen Formaten herzustellen, denn die personelle Ausstattung ist gleich geblieben.
Rein digital als Livestream angeboten werden die Vergabe des Giga-Hertz-Preises für elektronische Musik an diesem Wochenende (27. November, 19 Uhr) sowie die um zwei Wochen verschobene Eröffnungs der Ausstellung „BioMedien“ (18. Dezember, 19 Uhr).
Wir setzen ein ambitioniertes Ausstellungsprogramm fort.Johann Holten, Leiter Kunsthalle Mannheim
Dass die Ausstellungspolitik durch Corona beeinträchtigt sei, will Johan Holten, Leiter der Kunsthalle Mannheim, so nicht sehen: „Wir setzen ein ambitioniertes Ausstellungsprogramm fort“, sagt er. Und weiter: „Es ist unsere Verantwortung, die Freiräume zu nutzen, die sich ergeben, um dann mit einem Programm zu stehen, auch wenn es Risiken in sich birgt.“ Man könne nicht immer warten, bis man Planungssicherheit habe. Auf die Jahre 2022 und 2023 blickt er jedoch mit Sorge, da die öffentlichen Haushalte viele Belastungen auf sich genommen haben.
Publikum zeigt Nachholbedarf
80 Prozent der Besucherzahlen der Zeit vor Corona konnte das Museum Frieder Burda in Baden-Baden mit der Ausstellung „Impressionismus in Russland“ vorweisen. Im Mai, Juni und Juli gab es einen großen Nachholbedarf. „Wir hatten das große Glück, genau zu dem Zeitpunkt mit einer Ausstellung zu öffnen, die nicht nur das klassische Museumspublikum angezogen hat“, stellt Direktor Henning Schaper fest. Jetzt habe man abhängig vom Ausstellungsangebot noch 70 bis 75 Prozent der Besucherzahlen und sei damit „große Differenzen davon entfernt, was wir im letzten Jahr hatten“.
Erhebliche Auswirkungen auf das Besuchererlebnis
Die Auswirkungen von Corona auf das Besuchererlebnis sind erheblich. Frieder Hepp, Direktor des Kurpfälzischen Museums in Heidelberg sagt, dass die Form der Kommunikation, die das Kunstwerk erzwungen hat, neu erfahren und gelernt werden muss. Denn: „Der Kunstgenuss ist ja tatsächlich ein Genuss.“ Abstand, Maske und Hygieneregeln beeinträchtigen das Erlebnis wesentlich.
Und: „In Ausnahmesituationen ist es verkehrt, diese wichtigen Orte, die Identifikationsorte sind, zu schließen.“ Es handele sich um „Versorgungseinrichtungen des Geistes und des Gemüts, das hat man mittlerweile erkannt“.