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Pixar-Animationsfilm: „Soul“ mit Seele(n) und Jazz

„Toy Story“, „Oben“, „Alles steht Kopf“: Pixar packt gerne innovative Ideen an. Bei „Soul“ geht es nun mit philosophischen Fragen mutig in die Welt von Seelen und Jazz. Die Corona-Pandemie setzt aber Grenzen.

Lehrer Joe Gardener will Seele 22 für die Erde begeistern.
Lehrer Joe Gardener will Seele 22 für die Erde begeistern. Foto: Disney+/Pixar/dpa

Was ist der Sinn des Lebens? Was macht einen Menschen aus? Gibt es eine Rückkehr aus dem Jenseits? Wie lebt es sich im „Davorseits“?

Diese kuriose Wortschöpfung sagt schon alles: „Soul“, der 23. abendfüllende Pixar-Trickfilm entführt in Wunderwelten, wie sie nur von den Talenten der kalifornischen Animationsschmiede geschaffen werden können.

Mit „Alles steht Kopf“ wagte Oscar-Preisträger Pete Docter eine abenteuerliche Reise in den Kopf und ins Unterbewusstsein eines elfjährigen Mädchens. Jetzt pendelt der Regisseur zwischen dem „Davorseits“, wo Seelen für ihr Leben auf der Erde gedrillt werden, und der New Yorker Jazz-Szene, wo ein frustrierter Musiklehrer dem Traum von einer großen Jazz-Karriere nachjagt. Dabei wirft „Soul“ jede Menge philosophische Fragen auf.

Kindgerechter Stoff? „Ziemlich komplexes Zeug“, räumt der Regisseur, der auch „Die Monster AG“ und „Oben“ inszenierte, im Gespräch mit der dpa und anderen Medien ein. „Aber Kinder sind wirklich klug und ich glaube, wir Erwachsene unterschätzen oft, was sie alles aufschnappen“.

„Soul“ muss noch eine weitere Hürde meistern: Es sollte der Disney-Kino-Weihnachtshit werden, doch coronabedingt ist es nun der erste Pixar-Spielfilm, der nicht auf der großen Leinwand, sondern per Streaming (ab 25.12. bei Disney+) herauskommt.

Doch der Lehrer Joe Gardener, die aufmüpfige Seele 22 und die orange-getigerte Hauskatze Mr. Mittens dürften es spielend schaffen, Jung und Alt vor den Bildschirm zu bannen.

Joe (im Originalfilm mit der Stimme von Oscar-Preisträger Jamie Foxx) legt sich mächtig ins Zeug, seine Schüler für Musik zu begeistern. Aber sein ganzes Leben träumt er davon, als Jazz-Pianist berühmt zu werden. Es bietet sich die große Chance, als er in einem Club für einen Auftritt an der Seite einer legendären Saxofonistin vorspielen darf und den Gig tatsächlich bekommt.

Während er überglücklich durch die New Yorker Straßen läuft, besiegelt ein fehlender Kanaldeckel sein Schicksal - Joe verschwindet „am besten Tag seines Lebens“ im Jenseits. Dem satten, warmen und ultrarealistischen Look New Yorks setzen die Pixar-Künstler eine völlig abgedrehte Unterwelt entgegen.

Joe, jetzt ein blaugrünes Wesen, gelangt in das mystische „Davorseits“, eine pastellfarbene Welt, die von kleinen Seelen bevölkert wird. Visuell schießt das Pixar-Kreativteam weit über herkömmliche Animation hinaus. Dreidimensionale Strichmännchen mit kubistischem Anstrich lenken die Seelenwelt.

In einer Art Bootcamp werden die wie Flummibälle hüpfenden Seelen von Mentoren mit Talenten versehen und auf ihr Leben auf der Erde vorbereitet. Nur Seele 22 will davon nichts wissen. „Erde klingt dämlich“, sie möchte lieber ohne Gefühle, Interessen oder Persönlichkeit so weiterleben wie bisher. Nicht einmal Joe kann 22 mit seiner Lebenslust und Leidenschaft für weltliche Dinge anstecken. Vielleicht der Geruch frischer Pizza? Auch das zieht nicht, denn im „Davorseits“ kann man weder schmecken noch riechen.

Was für ein Glück für Seele 22, Joe und die Zuschauer, als das Duo den Weg ins quirlige New Yorker Leben zurückfindet. Auch kommt per Körpertausch noch Mr. Mittens auf vier Pfoten dazu. Mit Tempo und Witz führt „Soul“ in einen schwarzen Barbershop, in die Schneiderwerkstatt von Joes Mutter und zurück auf die Jazz-Bühne.

Pete Docter hat den schwarzen Dramatiker und Drehbuchautor Kemp Powers („One Night in Miami“) als Ko-Regisseur an Bord geholt. Der amerikanische Jazz-Musiker Jon Batiste, der schon mit Größen wie Stevie Wonder und John Legend spielte, steuerte die Jazz-Kompositionen bei. Die oscarprämierten Musiker Trent Reznor und Atticus Ross („The Social Network“) lieferten den Soundtrack.

Zwei Oscars für den besten animierten Spielfilm hat Docter mit „Oben“ und „Alles steht Kopf“ bereits gewonnen. Den Dritten hat er allein schon für die mitreißenden Szenen, wenn Joe am Klavier völlig in seiner Musik aufgeht, verdient.

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