Als Oberspielleiter Ulrich Peters 1998 Mozarts Singspiel „Die Zauberflöte” inszenierte, dachte er wohl nicht daran, dass er eines Tages als Intendant an das Badische Staatstheater zurückkehren würde. Ebenso wenig war damit zu rechnen, dass die Produktion 24 Jahre danach immer noch den Spielplan bereichern würde.
Es ist eine schöne, bisweilen etwas nostalgische Inszenierung, die dem Werk und nicht den Neurosen eines Regisseurs gerecht wird. Solche Produktionen findet man zu wenige im arg ausgedünnten Repertoire des Staatstheaters.
Auch Christian Floerens farbenfrohes, von David Hockney inspiriertes Bühnenbild kann sich noch immer sehen lassen, ebenso Renate Schmitzers Kostüme. Allenfalls die zu sehr den 1990er Jahren verhafteten Kostüme der drei Knaben hätten ein Upgrade verdient.
Junger Papageno wird zum Publikumsliebling
Für die Wiederaufnahme musste das Staatstheater auf mehrere Gäste zurückgreifen, wie überhaupt in dieser Spielzeit sehr oft mit Gästen gearbeitet wird. Zum Publikumsliebling avancierte der junge Bariton Tobias Lusser, der einen Papageno vom Feinsten auf die Bühne stellte. Spielfreudig, wortverständlich, mit schöner Stimme und bester Technik: Es blieben keine Wünsche offen. Und dabei handelte es sich dem Vernehmen nach um dessen erste große Bühnenproduktion. Bravo!
An seiner Seite agierte mit Henriette Schein als Papagena eine vielversprechende Sängerin, die sich noch im Studium an der Karlsruher Musikhochschule befindet, die aber auch schon als Lisa in „Gräfin Mariza” auffiel. Mit Danae Kontora gastierte eine versierte Königin der Nacht, deren Stärken in den Koloraturen und deren Schwächen im Dialog lagen.
Für Pamina hatte man mit Uliana Alexyuk einen außergewöhnlich leichtstimmigen Sopran gewählt, der sich nur wenig von der Stimme Papagenas unterschied. Gesanglich indes zeigte sie keinerlei Schwächen und auch darstellerisch überzeugte sie mit sympathischem Spiel.
Purer Luxus bei Besetzung der „Drei Damen“
Als Sarastro durfte Nathanaël Tavernier seine erste ganz große Partie singen, was nicht durchweg überzeugte. Bisher eher als Ergänzungssänger im Ensemble aufgefallen, fehlte es ihm für den Sarastro wowohl an der klangvollen Mittellage wie an der profunden Tiefe, aber auch an Persönlichkeit, um der nicht unumstrittenen Figur Kontur zu geben.
Seit Längerem bewährt und beliebt ist Eleazar Rodriguez als Tamino. Puren Luxus leistete man sich bei den drei Damen, die gemeinhin zwar als erstes Fach gelten, mit Ina Schlingensiepen (Erste Dame) und Barbara Dobrzanska (Zweite Dame) aber dennoch außergewöhnlich hoch besetzt waren. Jasmin Etminan (Dritte Dame) ergänzte das Trio erfolgreich.
Auch am Pult stellte sich ein Gast vor: Clemens Schuldt, bis zum Sommer Chefdirigent des Münchner Kammerorchesters, ist ein junger, hochinteressanter Dirigent, der gut mit der Staatskapelle harmonierte. Mit vorwärtstreibenden Tempi, ausgewogener Dynamik und einem farbenreichen Klangbild stellte er einen spannenden Mozart vor. Wie schon dem Bariton Tobias Lusser würde man auch ihm gerne wieder begegnen. Dankbare Ovationen des beifallfreudigen Publikums.
Service
Nächste Aufführungen: 4., 13. November; 3., 17. Dezember. www.staatstheater.karlsruhe.de